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MELDUNG/143: Delfinarium Münster schließt - Nürnberg und Duisburg müssen folgen (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 11. Juli 2012

Delfinarium Münster schließt - Nürnberg und Duisburg müssen folgen



Nachdem der Allwetterzoo Münster angekündigt hat, sein Delfinarium früher als geplant bereits im Oktober zu schließen, fordert der Deutsche Tierschutzbund die Zoos in Duisburg und Nürnberg auf, dem Beispiel zu folgen. Die Tierschützer fordern seit langem ein Ende der tierschutzwidrigen Gefangenschaft von Delfinen. Die erschreckende Bilanz bisher: Zahlreiche Todesfälle und auch nach Jahrzehnten noch immer keine nachhaltige Zucht. Allein in Nürnberg sind 80 Prozent aller Jungtiere direkt bei der Geburt oder kurz danach verstorben. Artgemäßes Sozialverhalten ist in den kleinen Zoobecken unmöglich. Auch der Umbau zu einer "Delfinlagune" im Nürnberger Tiergarten ändert daran nichts: Zoos können Delfinen keine hinreichenden Haltungsbedingungen bieten. "Der Allwetterzoo Münster beendet endlich das traurige Kapitel der Delfinhaltung. Duisburg und Nürnberg müssen die gleichen Konsequenzen ziehen", fordert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und merkt an: "Delfinhaltung hat nichts mit Tier- oder Artenschutz zu tun. Im Gegenteil: Mit dem Geld, das Bau und Unterhalt solcher Anlagen kostet, wäre eine Menge zum Schutz der Tiere in freier Wildbahn möglich gewesen. Zudem legen Delfine dort im Durchschnitt täglich 20-50 km zurück und können Tauchtiefen von mehreren hundert Metern erreichen. Allein dies ist in Zoogefangenschaft nicht adäquat nachzubilden."

Die Tierschützer bemängeln insbesondere, dass seitens der Zoos weiter nach dem "try and error"-Prinzip verfahren werde - auf Kosten der Tiere. Seit fast 50 Jahren werden Delfine in Deutschland gehalten und noch immer könne angesichts der enormen Zahl von toten Delfinbabys nicht von einer nachhaltigen Zucht gesprochen werden. Die genauen Ursachen sind nach wie vor unklar. Zur Verteidigung führen zum Beispiel die in Nürnberg Verantwortlichen auch immer die Delfintherapie an. Der Nutzen dieser Therapie ist allerdings wissenschaftlich umstritten und zudem sozialrechtlich nicht anerkannt, merkt der Deutsche Tierschutzbund an.


Auslaufmodell in der Zootierhaltung

Nicht ohne Grund wurden in den letzten Jahrzehnten in Europa reihenweise derartige Anlagen geschlossen. In England wurde die Haltung in sämtlichen 30 Delfinarien aufgegeben, nachdem unzählige Tiere dort verstarben. Von neun ehemaligen Delfinarien in Deutschland wurden bereits sechs geschlossen, bis Oktober 2012 sollen auch die Delfine aus Münster das Delfinarium verlassen, welches dann für andere Meeressäuger genutzt wird. In der Schweiz verabschiedete das Parlament erst vor wenigen Wochen ein Importverbot und besiegelte damit das Ende des letzten dort verbliebenen Delfinariums.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 11. Juli 2012
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Telefon: 0228/60496-24, Telefax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2012