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POLITIK/765: Wildtierverbot im Zirkus - Hessen unternimmt neuen Anlauf (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 11. Februar 2016

Wildtierverbot im Zirkus - Hessen unternimmt neuen Anlauf


Die hessische Landesregierung geht in Sachen Tierschutz voran und startet erneut eine Bundesratsinitiative, die das Leid von Wildtieren im Zirkus endlich beenden soll. Es ist bereits der dritte Anlauf, ein solches Verbot auch in Deutschland umzusetzen. Bereits 2003 hatte der Bundesrat auf die Initiative Hessens eine Entschließung zum Verbot der Haltung bestimmter wildlebender Tierarten im Zirkus gefasst, auch 2011 sprach sich eine Mehrheit der Bundesländer für einen entsprechenden Antrag Hamburgs aus. Bis heute ist die Bundesregierung diesem Ersuchen allerdings nicht nachgekommen. Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt den erneuten Vorstoß Hessens und fordert die Bundesländer auf, das Anliegen zu unterstützen. Die Bundesregierung sei in der Pflicht, ihre Blockadehaltung aufzugeben. Insbesondere die Union stemme sich seit Jahren gegen ein Wildtierverbot. Mehrere europäische Länder haben demgegenüber bereits ein solches Verbot, diesbezüglich rangiere Deutschland klar am unteren Ende der Tierschutzskala.

"Wir begrüßen das Anliegen Hessens, da so der Druck auf die Bundesregierung weiter erhöht wird. Wildtiere gehören nicht in den Zirkus, ein Verbot ist längst überfällig, daher sind wir froh, dass Hessen einen erneuten Vorstoß unternimmt. Jetzt ist es an der Zeit, zu handeln", sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Viele Kommunen und Städte gehen bereits mit gutem Beispiel voran. Statt eines Flickenteppichs und einzelner positiver Vorstöße, bräuchte es an vielen Stellen jedoch bundesweite, gesetzliche Regelungen. Die Bundesländer sind daher angehalten, den Antrag zu unterstützen. Die Regierung darf Zirkustiere nicht weiterhin wie Tiere zweiter Klasse behandeln."

Unzählige Verstöße

In Zirkusbetrieben kommt es zu einer Vielzahl von Verstößen gegen das Tierschutzrecht bzw. die Zirkusleitlinien. In einer Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen teilte die Bundesregierung Ende 2014 mit, dass 2011 bei fast jeder zweiten Kontrolle in Zirkusbetrieben Verstöße gegen Haltungsanforderungen für Tiere festgestellt wurden. Eine aktuelle Antwort des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz zeigt ebenfalls, dass bei Kontrollen in Bayern in den Jahren 2010 bis 2013 bei amtstierärztlichen Kontrollen in der Hälfte der Fälle Verstöße gegen geltende Tierschutzbestimmungen registriert wurden. Für die Tierschützer belegt dies eindeutig, dass die Missstände systemimmanent sind und auch nicht durch strengere Haltungsvorgaben zu regeln sind. Nur ein Wildtierverbot kann das Leid der Zirkustiere beenden, so der Verband in Bonn.

Immer mehr Kommunen mit Wildtierverboten für Zirkusse

Im Jahr 2015 haben weitere EU-Länder, darunter die Niederlande, ein Wildtierverbot im Zirkus eingeführt - Deutschland hinkt mit einem Verbot nach wie vor hinterher. Aufgrund der Untätigkeit des Bundes sprechen immer wieder neue Kommunen eigenmächtig Verbote aus und stellen Zirkusunternehmen mit Wildtieren keine Plätze mehr zur Verfügung. Die Bundesländer haben sich in der Vergangenheit per Bundesratsbeschluss bereits zweimal für ein Wildtierverbot ausgesprochen und die Bundesregierung aufgefordert, aktiv zu werden. Der Deutsche Tierschutzbund erwartet klare Handlungen seitens des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und der Bundesregierung, damit endlich auch in Deutschland ein Wildtierverbot eingeführt wird.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 11. Februar 2016
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Telefon: 0228/60496-24, Telefax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Februar 2016

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