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TIERVERSUCH/381: Tierschutz-Forschungspreis 2007 (BMELV)


BMELV - Pressemitteilung Nr. 204 vom 11. Dezember 2007
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Tierschutz-Forschungspreis geht an zwei Wissenschaftler aus Düsseldorf und Berlin


Ursula Heinen, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, überreichte heute den 26. Forschungspreis zur Förderung methodischer Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen. "Wir brauchen mehr Alternativen zum Tierversuch, denn gerade jetzt, angesichts der Herausforderungen durch die EU-Gesetzgebung für Chemikalien (REACH) oder der Forschung auf dem Gebiet genetisch verursachter Krankheiten, sind neue, tierversuchsfreie Methoden essentiell", betonte Ursula Heinen in ihrer Laudatio auf die Preisträger.

Der Tierschutz-Forschungspreis wird bereits seit 26 Jahren von der Bundesregierung ausgelobt. Durch ihn werden wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch ausgezeichnet, die zukünftig einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Verminderung von Tierversuchen leisten. Grundlage zur Verbesserung der Situation im Tierversuchs-Bereich ist das 3R-Prinzip von Russel und Burch (1959):

Replacement - Ersatz des Tierversuchs durch andere Methoden,
Reduction - Verringerung der eingesetzten Tierzahlen und
Refinement - Verringerung der Belastung der Tiere im Versuch.

Die Bundesregierung verfolgt mit der Vergabe des jährlichen Tierschutz-Forschungspreises das Ziel, die Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet zu verstärken.

Der mit 15.000 Euro dotierte Preis geht in diesem Jahr zu gleichen Teilen an Frau Dr. med. Ellen Fritsche von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und Herrn Dr. rer. nat. Christoph Giese von der Firma ProBioGen in Berlin.

Frau Dr. Fritsche wird für innovative Arbeiten auf dem Gebiet der Neurotoxizität während der embryonalen Entwicklung ausgezeichnet. Neu ist hier die Verwendung von normalen menschlichen neuralen Vorläuferzellen, um während der Differenzierung dieser Zellen Störungen der Hirnentwicklung zu erfassen. Der Vorteil des neuen Verfahrens ist, dass die Prozesse des Zellwachstums und der Differenzierung in vitro beobachtet werden können. Das könnte zukünftig eine große Anzahl von Versuchstieren zum Beispiel bei der toxikologischen Testung von Pflanzenschutzmitteln ersetzen.

Herr Dr. Giese wird für die Entwicklung eines künstlichen menschlichen Lymphknotens geehrt. Die dreidimensionale Rekonstruktion eines menschlichen Lymphknotens stellt eine Neuheit dar, die die Möglichkeit eröffnet, Immunreaktionen auf Arzneimittel, Impfstoffe oder auch chemische Stoffe in vitro zu testen. Bislang müssen hierfür Tiere eingesetzt werden. Die Ergebnisse dieser Tierversuche sind für den Menschen leider recht zweifelhaft, so dass das neue in vitro Verfahren nicht nur den Vorteil bietet, ohne Tiere auszukommen, sondern sogar das Potential für eine bessere Aussagekraft als der Tierversuch hat.

In-vitro-Methoden können Tierversuche zwar nicht vollständig ersetzen, jedoch langfristig dazu beitragen, die Anzahl von Tierversuchen auf ein notwendiges und unvermeidbares Maß zu reduzieren. "Unser Ziel ist es - trotz der genannten Herausforderungen - Möglichkeiten zu finden, um Tierversuche kontinuierlich zurückzuführen", so Heinen abschließend.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 204 (Ausgabedatum 11. Dezember 2007)
aus dem BMELV-Newsletter Nr. 23 vom 21. Dezember 2007
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Januar 2008