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TIERVERSUCH/421: EU will Ersatz für Kaninchenversuch ab 2010 (MfT)


Pressemitteilung Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom 23. April 2009

EU will Ersatz für Kaninchenversuch ab 2010


Die Europäische Arzneimittelkommission hat im März 2009 beschlossen, einen tierversuchsfreien Test zur Prüfung von Arzneimitteln auf fieberauslösende Substanzen in die Ausgabe des Europäischen Arzneibuchs 2010 aufzunehmen. Dieser In-vitro-Pyrogen-Test (IVPT) gilt dann in Europa als behördlich zugelassen und muss an Stelle des bislang an Kaninchen durchgeführten Tierversuchs angewendet werden. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte begrüßt den Beschluss, kritisiert aber die jahrelange Entscheidungsfindung der Kommission.

"Bis ein Tierversuch durch ein Ersatzverfahren abgeschafft wird, dauert es noch immer zehn bis 15 Jahre, das muss und kann deutlich schneller passieren. Allein in Deutschland sterben jährlich mehrere Tausend Kaninchen für diesen Test, obwohl es seit 2007 ein Ersatzverfahren gibt", so Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Verbandes. Der IVPT würde aber erst dann zum vollen Erfolg, wenn er weltweit anerkannt sei. Hierzu müsse er Eingang in die Arzneimittelprüfvorschriften der USA und Japans finden, auch dies könne noch Jahre dauern.

Im Tierversuch wird das zu prüfende Medikament drei Kaninchen gespritzt. Die Tiere werden in engen Boxen, die jede Bewegung verhindern, für einige Stunden eingesperrt. Die Körpertemperatur wird rektal über ein Thermometer gemessen. Dieser Test sei wenig aussagekräftig, da Kaninchen häufig wesentlich unempfindlicher als der Mensch auf fieberauslösende Substanzen reagierten. Außerdem könnten etliche Arzneimittelgruppen wie z. B. bestimmte Antibiotika nicht am Kaninchen getestet werden, weil die Tiere sie nicht vertragen. Der IVPT wird mit menschlichem Blut durchgeführt und wurde an der Universität Konstanz entwickelt. Er sei dem Tierversuch überlegen, weil er mehr fiebererzeugende Substanzen erfasse.

Laut Bundeslandwirtschaftsministerium landen jährlich über 100.000 Kaninchen in deutschen Laboren. Als sprichwörtliches Versuchstier ist das Kaninchen nach Maus und Ratte das am häufigsten im Tierversuch eingesetzte Säugetier. Es wird u. a. in der Grundlagenforschung, für Medikamententests und zur Testung von Chemikalien eingesetzt. Anfang April hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte das Kaninchen zum Versuchstier des Jahres 2009 benannt, um die Anwendung von Ersatzverfahren zu beschleunigen.

Informationen zum Versuchstier des Jahres:
www.versuchstier-des-jahres.de


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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich auf rechtlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung und Umsetzung elementarer Tierrechte ein. Als Dachverband sind ihm etwa 100 Vereine sowie persönliche Fördermitglieder angeschlossen. Seit seiner Gründung ist er als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.


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Quelle:
Infodienst: Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom 23. April 2009
52072 Aachen, Roermonder Straße 4a
Telefon der Pressestelle: 05207/92 92 63
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. April 2009