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ABWASSER/207: Kriterienkatalog für die Abwasserwiederverwendung (BBU AK Wasser)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 903 vom 30. Oktober 2008 28. Jahrgang

Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Einen Kriterienkatalog für die Abwasserwiederverwendung ...


... hat die DWA in Form der Broschüre "Bewertung von Verfahrensstufen zur Abwasseraufbereitung für die Wiederverwendung" vorgelegt. Die Autorengruppe geht davon aus, dass die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser in der Land- und Forstwirtschaft wegen der rasanten Verknappung der Wasserressourcen einen immer größeren Stellenwert bekommen wird - und das nicht nur in den semiariden Regionen der Erde, sondern wegen des Klimawandels zunehmend auch in den niederschlagsarmen Landstrichen von Deutschland, wo heute schon Niederschlagsdefizite von 300 mm/a bzw. Liter pro Quadratmeter bilanzierbar sind. Für eine Abwasserwiederverwertung in Deutschland käme zunehmend ein Anbau von Energiepflanzen in Frage, da hygienische Probleme beim Biomasseanbau von geringerer Relevanz als beim Lebensmittelanbau seien. Die AutorInnen sehen in der Abwasserwiederverwertung zudem ein wachsendes Marktpotenzial. Zugleich konstatiert die DWA-Autorengruppe aber auch, dass es regional erhebliche Vorbehalte gegen eine Wiederverwendung von Abwasser auf landwirtschaftlichen Nutzflächen geben würde - insbesondere aus religiösen Gründen. Die Autoren raten deshalb bei einer vorgesehenen Abwasserwiederverwertung zu einem "offenen Umgang mit allen relevanten Fragestellungen und zu einem frühzeitigen Einbeziehen aller Beteiligten in den Planungs- und Entscheidungsprozess". Enthalten ist in der Broschüre eine mehrseitige Matrix, in der die einschlägigen Abwasserbehandlungsverfahren danach bewertet werden, inwieweit sie für eine land- oder forstwirtschaftliche Abwassernutzung geeignet sind. Außerdem werden die Verfahren hinsichtlich von 35 weiteren Kriterien eingestuft - beispielsweise ob sie eine Bodenversalzung begünstigen, welche Anforderungen an das Personal zu stellen sind und inwieweit ein Gesundheitsrisiko für das Betriebspersonal oder die Nutzer des gereinigten Abwassers zu erwarten ist (siehe nachfolgende Einschätzung).

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfälle e.V. (DWA) "Bewertung von Verfahrensstufen zur Abwasseraufbereitung für die Wiederverwendung"; DWA-Themen, Mai 2008, A4, 31 S.

Bezug: DWA, Theodor-Heuss-Allee 17
53773 H e n n e f
Tel.: 02242/872-333, Fax: -100
E-Mail: kundenzentrum@dwa.de
Internet: www.dwa.de


Gleichermaßen hygienisch einwandfrei und von hoher Düngewirkung?

Das zuvor erwähnte DWA-Bewertungsraster zur Verwertung der Abwässer urbaner Zentren erscheint noch nicht ganz widerspruchsfrei. Einerseits wird konstatiert, dass bei der landwirtschaftlichen Verwertung von gereinigtem Abwasser eine Eliminierung der Nährstoffe teilweise entfallen könne, da diese gfs. eine Düngewirkung entfalten könnten. In der Matrix wird aber eher auf die Eliminierung der Nährstoffe abgehoben und weniger darauf, wie die Düngewirkung der Nährstoffe gewährleistet werden kann. Da konstatiert wird, dass "das vorhandene Ausbildungsniveau des Betriebspersonals in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern einen limitierenden Faktor für die Wahl der möglichen Technologien zur Wasserbehandlung" darstelle, ist der Vorschlag zum generellen Einsatz von Desinfektionsverfahren problematisch. Wegen der vielerorts fehlenden "Betriebsführungskompetenz" lassen Desinfektionsmittel eine Gefährdung des Betriebspersonals befürchten. Die strikte Umsetzung der empfohlenen Störfallplanung beim Einsatz kritischer Desinfektionsmittel ist auch nicht überall zu erwarten. Andere Verfahren zur signifikanten Senkung des epidemiologischen Risikos (wie die Membrantechnik) sind technologisch sehr anspruchsvoll und äußerst energieintensiv. Bemerkenswert ist, dass in dem DWA-Raster die Pflanzenkläranlagen (s. Fußzeilen) nicht nur im Hinblick auf die Keimreduzierung überraschend schlecht abschneiden, während gleichzeitig (bewachsene) Bodenfilter auf der nächsten Seite als Desinfektionsverfahren eher günstig eingestuft werden. Nicht nur insofern gibt das DWA-Raster noch einigen Anlass zu Diskussionen. Und die ideale Verfahrenskombination, die robust arbeitet, keinen giftigen Chemikalieneinsatz benötigt und trotzdem zu einer hohen Keimreduktion führt, die nur einen geringen Energiebedarf aufweist sowie gleichzeitig auch noch die Nährstoffe vor der "Eliminierung" rettet, muss wohl erst noch erfunden werden. -ng-


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 903/2008
Herausgeber:
Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband
Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2009