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AKTION/276: Stunde der Wintervögel in Bremen - Meisenminus, Amselplus (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 31. Januar 2017

Meisenminus, Amselplus


- zugfaule Vögel bei Winterzählung
- Kohlmeise stürzt von Platz 1 auf 3
- Amsel profitiert
- Grünfinkensterben schlägt erneut zu
- Kontrolle bei Stunde der Gartenvögel im Mai

(Bremen, den 31/01/17) Viele Naturfreunde treibt in diesem Winter die Frage um: Wo sind die Vögel geblieben? Auffallend wenig Meisen, Finken und andere Vögel ließen sich in den vergangenen Monaten blicken. Dass diese Beobachtung flächendeckend zutrifft, bestätigte jetzt Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion, die "Stunde der Wintervögel". Mehr als 120.000 Vogelfreunde zählten Anfang Januar eine Stunde lang die Vögel in ihrem Garten und meldeten die Beobachtungen an den NABU - ein absoluter Rekordwert für Deutschland. Auch in Bremen legten die Zahlen auf 643 Mitzähler zu.

"Die Sorge um ausbleibende Vögel hat viele Menschen beschäftigt. Und in der Tat: So wenige Vögel wie in diesem Winter hatten wir schon lange nicht mehr", sagt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Insgesamt beobachteten die Teilnehmer durchschnittlich 17 Prozent weniger Tiere als in den Jahren zuvor. In Bremen stürzte die Kohlmeise vom Platz 1 auf Rang 3 ab, Spitzenreiter ist nun - wie meist auch bei der Sommerzählung - die Amsel.

Vor allem bei den häufigen Futterhausbesuchern, darunter alle Meisen, aber auch Kleiber und Kernbeißer, wurden die bisher niedrigsten Zahlen seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 verzeichnet. Pro Garten ließen sich im Schnitt nur rund 34 Vögel (in Bremen 26 Vögel) und acht verschiedene Arten sehen - sonst liegt der Schnitt bei rund 41 aus neun Arten.

Zugfaule Vögel bei Winterzählung

"Einige Vögel hatten dieses Jahr offenbar kaum Wanderlust - was zu den teils deutlichen Rückgängen geführt hat. Das gilt vor allem für jene, die im Winter häufig Besuch von ihren Artgenossen aus dem kälteren Norden und Osten bekommen. Dazu zählen auch die meisten Meisenarten", so Hofmann. Auffällig ist, dass Meisen und Co. im Norden und Osten Deutschlands nahe am Normbereich liegen. Richtung Südwesten hingegen nehmen sie ab. Manche Wintervögel haben wohl aufgrund des - bis zum Beginn des Zählwochenendes - noch extrem milden Winters auf halber Zugstrecke Halt gemacht.

Im Gegensatz dazu sind Arten, die im Winter von Deutschland aus teilweise nach Süden abwandern, in diesem Jahr besonders häufig hier geblieben. Bei Amseln, Rotkehlchen, Ringeltauben, Star und Heckenbraunellen wurden teilweise die höchsten Werte seit Beginn der Aktion ermittelt. Im diesjährigen Winter wurden so viele Heckenbraunellen gezählt wie noch nie zuvor bei der Stunde der Wintervögel. Auch in Bremen legte sie um kräftige 54 Prozent zu. Die Nahrungsverfügbarkeit war in Deutschland anscheinend sehr gut, deshalb sind diese Vögel geblieben.

Neben der geringen Zuglust könnten auch weitere Faktoren Einfluss auf die Ergebnisse gehabt haben. Nicht ausgeschlossen ist, dass Meisen und andere Waldvögel im Frühjahr einen schlechten Bruterfolg hatten. Ob diese Vermutung zutrifft, wird die im Mai stattfindende Schwesteraktion "Stunde der Gartenvögel" zeigen. Dann sind Deutschlands Vogelfreunde wieder aufgerufen, eine Stunde lang die Vögel zu zählen. Hier stehen Deutschlands Brutvögel im Fokus.

Besorgniserregend ist für den NABU die anhaltende Talfahrt der Grünfinken. Nach einem erneuten Rückgang um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und 63 Prozent gegenüber 2011 in Bremen ist der Grünfink von Platz fünf auf Rang elf abgerutscht. Grund hierfür ist vermutlich das durch einen Parasiten hervorgerufene sogenannte "Grünfinkensterben" (Trichomoniasis), das seit 2009 vor allem im Sommer auftritt.

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Quelle:
Pressemitteilung, 31.01.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2017

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