Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für
Arten- und Biotopschutz
Presseinformation vom 9. Januar 2023
Zwischenbilanz "Stunde der Wintervögel" 2023 in Bayern
Vögel machen sich in Bayerns Gärten auch aufgrund der Auswirkungen der milden Temperaturen und des Mastjahres rar
Hilpoltstein, 09.01.2023 - Die Auswirkungen der derzeit milderen Temperaturen haben sich am Wochenende an den Vogel-Futterstellen in den Gärten und auf den Balkons im Freistaat bemerkbar gemacht: Die Teilnehmenden meldeten dem LBV weniger Vögel als in den Jahren zuvor, wie eine erste Zwischenbilanz zur 18. Stunde der Wintervögel in Bayern zeigt. Die Gründe sind vielfältig: "Zum einen wirken sich die warmen Temperaturen auf das natürliche Nahrungsangebot für die Vögel aus und versetzen einige Vögel sogar schon in Frühlingsstimmung. Zum anderen hatten einige Baumarten in 2022 ein Mastjahr und bieten übermäßig Nahrung im Wald an. Hinzu kommt leider, dass auch die Siedlungsvögel von einem schleichenden Rückgang betroffen sind", so die LBV-Ornithologin Dr. Angelika Nelson. Mit lediglich knapp 31 Vögeln pro Garten unterschreitet der diesjährige Durchschnitt den bisherigen historischen Tiefstwert der bürgerwissenschaftlichen Mitmachaktion aus dem Jahr 2021 sogar noch um einen Vogel. In der Rangfolge der am häufigsten beobachteten Wintervögel in Bayern liegt derzeit wie gewohnt der Haussperling (1.) deutlich vor der Kohlmeise (2.) und dem Feldsperling (3.).
Aufgrund der bereits länger anhaltenden milden Temperaturen finden derzeit viele Vögel genügend Nahrung in der Natur, da Samen und Früchte nicht von Eis und Schnee bedeckt sind. Sie kommen auch weniger zur Nahrungssuche in die Gärten und an die Futterstellen, da sie durch das warme Wetter bereits mit ihrem typischem Revierverhalten beginnen. "Einige Vögel haben bereits angefangen zu singen, um ihr Revier für die diesjährige Brut gegenüber anderen abzugrenzen und so Rivalen von der Futterstelle und aus dem Garten verjagen", so die LBV-Ornithologin.
Ein weiterer Grund, warum viele Menschen in Bayern derzeit weniger Vögel sehen, sind die Auswirkungen des zurückliegenden Mastjahres bei Eichen, Buchen und Fichten. "Das beschert den Vögeln bis jetzt viel Futter in ihrem natürlichen Lebensraum und sie fliegen auf Nahrungssuche seltener in die Siedlungen. Vor allem Waldvogelarten wie Buchfink, Buntspecht und Kleiber, aber auch Eichelhäher und Gimpel profitieren von einem Überangebot an Samen im Wald und wurden daher seltener beobachtet als im Vorjahr", so Angelika Nelson.
Ein weiterer Trend, der sich abzuzeichnen scheint: Weniger nordische Wintergäste wie Bergfink, Erlenzeisig oder Wacholderdrossel machen dieses Jahr bei uns in Bayern Station. Grund ist vermutlich das milde Wetter, das auch in Nord- und Osteuropa vorliegt. "Ein nordischer Zugvogel wie der Bergfink, der bei schneereicher und eisiger Witterung in seinem Brutgebiet - den Birkenwäldern Skandinaviens - gerne auch mal in Massen nach Mitteleuropa ausweicht, ist in den Gärten des Freistaats derzeit nur sporadisch zu sehen", erklärt die LBV-Ornithologin.
Da die durchschnittliche Anzahl der beobachteten Vögel bei Bayerns größter Mitmachaktion bereits seit Jahren langsam, aber stetig zurückgeht, spielt neben verschiedenen Faktoren in den einzelnen Jahren auch der langfristige Trend eine Rolle. "Das allgemeine Vogelsterben setzt sich bei einigen bisher häufigen Arten im Siedlungsraum fort. Es passiert langsam, aber mittlerweile merken wir die Abnahme einst häufiger Arten auch in den Gärten, ", sagt Angelika Nelson.
In der vorläufigen Vogelhitliste im Freistaat landet der
Haussperling (1.) aktuell klar vor der Kohlmeise (2.) und dem
Feldsperling (3.). Dahinter erobert die Blaumeise (4.) einen
starken vierten Rang vor der Amsel (5.), die eines ihrer
schwächsten Ergebnisse einfliegen könnte. Teilweise ist diese
Abnahme wohl auf das bereits begonnene Revierverhalten
zurückzuführen. Auf Position 6 liegt trotz seines geringeren
Auftretens der Buchfink, dahinter rangiert der stetig abnehmende
Grünfink (7.). Platz 8 belegt die Elster vor der Rabenkrähe (9.).
Das Rotkehlchen (10.) rundet die Top Ten der bisher am häufigsten
beobachteten Wintervögel 2023 in Bayern ab.
Noch bis zum 16. Januar können die am Wochenende gemachten
Beobachtungen nachgemeldet werden unter
www.stunde-der-wintervoegel.de.
Vom 9. bis 13. Januar 2023 sind alle Kinder zur "Schulstunde der
Wintervögel" eingeladen, gemeinsam die heimischen Wintervögel
spielerisch kennenzulernen, zu beobachten und eine Stunde lang
auf dem Schulhof, im Park oder im Garten zu zählen. Welche Vögel
verbringen den Winter in Deutschland und wie können sich schon
Kinder für ihren Schutz einsetzen? Viele informative Materialien
zu den häufigsten Wintervogelarten für Schulkinder gibt es unter
www.lbv.de/schulstunde-der-wintervoegel.
Über den LBV
1909 gegründet ist der LBV - Landesbund für Vogel- und
Naturschutz in Bayern e. V. - der älteste Naturschutzverband in
Bayern und zählt aktuell über 115.000 Unterstützerinnen und
Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur-
und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den
Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein.
Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.
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Quelle:
Presseinformation, 09.01.2023
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 10. Januar 2023
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