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AMPHIBIEN/077: Amphibienschutz am Angelgewässer - Neue Partner für die Natur (ARA Magazin)


ARA Magazin 2/10 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.

Amphibienschutz am Angelgewässer

Neue Partner für die Natur


ARA setzt sein Engagement für den Amphibienschutz weiter fort. Als neue Zielgruppe werden nun Angler als Nutzer, aber auch Schützer von Gewässern gewonnen. Mit dem Landesfischereiverband Westfalen und Lippe konnte ein starker Partner gewonnen werden. Gemeinsam wird jetzt das Projekt "Amphibienschutz am Angelgewässer" durchgeführt.

Als 2010 zum Jahr der biologischen Vielfalt ausgerufen wurde, hatte man sich das Ziel gesetzt, bis zu diesem Zeitpunkt das Artensterben auf globaler, regionaler und nationaler Ebene entscheidend verringert zu haben. Das Ziel wurde verfehlt (siehe auch S. 5). Auch in der Tierklasse der Amphibien konnte das Artensterben nicht verringert werden.

Gerade jetzt gilt es, die Bemühungen des Artenschutzes zu intensivieren. Hauptgründe für die Bedrohung von Frosch, Lurch und Co. sind bei uns der schwindende Lebensraum, sowie dessen immer stärkere Zerschneidung. Um so wichtiger ist es, neue Verbündete für ihren Schutz zu finden.

Mit über 130.000 Mitgliedern allein in NRW bilden die in Verbänden organisierten Angler eine der mitgliederstärksten Gruppen der Naturnutzer in unserem Land. Etwa 60.000 Angler sind allein über unseren Partner, den Landesfischereiverband Westfalen und Lippe organisiert. Wenn es gelingt, dieses Potenzial aktiv in den Amphibienschutz einzubinden, kann damit ein signifikanter Beitrag zum flächendeckenden, nachhaltigen Schutz einer ganzen Wirbeltierklasse geleistet werden.

Zielsetzung und Arbeitsprogramm des Vorhabens wurden deshalb mit der wissenschaftlichen Leitung und der Geschäftsführung des Landesfischereiverbandes diskutiert und abgestimmt. Dabei wurde nicht nur deutlich, dass das Vorhaben eindeutig im Interesse des Verbandes liegt. Auch von fischereifachlicher Seite wird ein großes Potenzial in der erfolgreichen Durchführung gesehen.

Eine bemerkenswerte Anerkennung der Bedeutung des Vorhabnes ist die Integration des Themas Amphibienschutz in die Ausbildung zum Gewässerwart. Die findet für alle Anwärter zentral im Institut für Fischereiökologie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW statt und wird nun von ARA thematisch ergänzt.


Fisch und Frosch - ein Widerspruch?

Nicht unbegründet tragen Bedenkenträger vor, "Fische fressen doch Amphibien". Ja, Amphibien und besonders deren Larven sind auch Fischnahrung. Doch das ist so lange unbedenklich, wie Amphibien Möglichkeiten zu einer ausreichenden Reproduktion haben. Durch Aufklärung und Schulung soll dieser Sachverhalt vermittelt werden.

Darüber hinaus gibt es auch Arten, die ihre ökologische Nische in speziell fischfreien Gewässern gefunden haben. Der Feuersalamander ist hierfür ein Beispiel. Er gibt seine Larven in quellnahe Bachrinnsale ab. Da er hier nur wenige Fressfeinde fürchten muss, hat er seine Larvenanzahl im Laufe der Evolution auf 20 bis 40 Jungtiere reduziert.

Die meisten Seen und Teiche Nordrhein-Westfalens sind nicht natürlichen Ursprungs. Entweder entstanden sie durch den Stau eines Fließgewässers oder durch Abgrabungstätigkeiten von Sand oder Kies. Gerade bei den Baggerseen ist der ökologisch wichtige Uferbereich oft sehr schmal, manchmal gar nicht vorhanden. Besonders in diesem wechselfeuchten Bereich pulsiert jedoch das Leben.

Für Angler kann die Ausdehnung des Uferbereiches durchaus von Nutzen sein, da ebenfalls Laichgründe und Brutpflegeräume von verschiedenen Fischarten gefördert werden. Denn in flachen Bereichen erwärmt sich das Wasser schneller als in tieferen. Plankton, als wichtige Fischnahrung, bildet sich hier früher und schneller. Gute ausgebildete Uferstrukturen liefern die Grundlage für ein ökologisch funktionierendes Gewässer.

Ziel des Projektes ist es deshalb, zu einer Verbesserung von Gewässerstrukturen zu gelangen, wovon auch Amphibien profitieren. Alles steht unter der Maßgabe des einvernehmlichen Handelns mit dem Verein, denn nur dies garantiert den langfristigen Erfolg.


Zusammenarbeit mit den Angelvereinen

Nicht jeder Angler versteht sich von Anfang an als Amphibienschützer. Bedrohungssituation und Handlungsoptionen müssen erst einmal erklärt werden. So beginnt die Zusammenarbeit von Anglern und der Projektinitiati-ve "Amphibienschutz am Angelgewässer" zumeist mit einer Einladung des ARA-Referenten in das Vereinsheim.

Gemeinsam mit dem Vorstand findet im Vorhinein oft eine Gewässerschau statt, bei der bereits die für den Amphibienschutz nutzbaren Bereiche betrachtet und angesprochen werden. Anschließend folgt ein individuell auf die vor Ort aufzufindende Amphibiensituation angepasster Vortrag. Denn nur wenn man weiß, welche Arten vorkommen, lassen sich geeignete Schutzmaßnahmen planen. Unterschiedliche Arten und ihre Bedürfnisse werden vorgestellt und mit den Möglichkeiten am Angelgewässer abgestimmt. Die Angler sind oft überrascht, wie wenig schon genügt, um Amphibien zu helfen. So können wassergefüllte Wagenspuren schon ein Laichbiotop darstellen, das es lediglich zu erhalten gilt.

Mit der finanziellen Unterstützung der Projektinitiative durch die nordrhein-westfälische Stiftung Umwelt und Entwicklung sollen zwei bis drei Mustergewässer in Westfalen und Lippe umgebaut werden, um als Praxisbeispiele für den Amphibienschutz durch Angler zu dienen. Erste Gespräche mit interessierten Angelvereinen haben bereits stattgefunden.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Jürgen Birtsch (ARA),
Tel. 0521 - 65943 und unter www.fisch-und-frosch.de


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Gewässerschau beim Angelsportverein Menden
ARA-Projektleiter Jürgen Birtsch mit Dr. Möhlenkamp vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe, dem Kooperationspartner in diesem Projekt. Ein weiterer Partner ist die Stiftung Artenschutz.

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Quelle:
ARA Magazin 2/10, S. 12-13
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.
August Bebel Str. 16-18, 33602 Bielefeld
Redaktion: Jürgen Wolters, Wolfgang Kuhlmann, Jürgen Birtsch
Telefon: 0521/6 59 43, Fax: 0521/6 49 75
E-Mail: ara@araonline.de
Internet: www.araonline.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Dezember 2010