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EUROPA/035: Stop des Artensterbens - '2010-Ziel' wird nicht erreicht (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 5. Oktober 2009

Stopp des Artensterbens: '2010-Ziel' wird nicht erreicht

EU fordert Länder zum stärkeren Handeln auf - Stirbt Trauerseeschwalbe noch in dieser Legislaturperiode aus?


5. Oktober 2009: Die EU hat offiziell das Scheitern der Maßnahmen festgestellt, mit denen der Rückgang der Artenvielfalt in Europa bis 2010 - beschlossen auf dem EU-Gipfel 2001 in Göteborg - aufgehalten werden sollte. Der 'Ausschuss der Regionen', beratendes Gremium der EU aus Vertretern der regionalen und kommunalen Gebietskörperschaften Europas, hat in seiner Stellungnahme als Ursache für das Scheitern auf die große Kluft in den EU-Mitgliedsstaaten zwischen den erklärten Zielen und den verwirklichten Maßnahmen sowie den aufgewendeten Mitteln hingewiesen.

In Schleswig-Holstein droht unterdessen sich das Artensterben noch weiter zu beschleunigen, wenn die neue Landesregierung nicht das Ruder drastisch herumreißt und dem Schutz des Naturerbes mehr Raum gibt. Noch in dieser Regierungszeit könnte etwa die hoch bedrohte Trauerseeschwalbe endgültig aus Schleswig-Holstein verschwinden.

Der Ausschusses der Regionen der EU stellt in seiner Stellungnahme an die Kommission (2009/C 211/06) fest, dass die Hauptgründe für den Rückgang der Artenvielfalt erwiesenermaßen vor allem in der Bodennutzung durch den Menschen, der Zersplitterung natürlicher Lebensräume, der Intensivlandwirtschaft und dem Klimawandel liegen. Zudem fehlt es an der Bereitschaft der Regionen, ausreichende Finanzmittel für Gegenmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Die Mitgliedsstaaten werden aufgefordert, ein konsequentes System zur Koppelung von Subventionen und Fördermitteln an ökologische Auflagen einzuführen. Der Ausschuss fordert zudem die Schaffung eines "Netzes von Naturräumen" als Verbindungen zwischen bestehenden Schutzgebieten ein, also eine regelrechte Naturinfrastruktur, um das europäische Naturerbe dauerhaft zu sichern. Die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften werden zu mehr Engagement im Naturschutz angehalten. Die Mitgliedstaaten werden gedrängt, Bestimmungen der europäischen Umwelt- und Naturschutzrichtlinien (strategische Umweltprüfung, Umweltverträglichkeitsprüfung sowie das Natura-2000-Verfahren) streng einzuhalten, um den Druck auf die natürliche Umwelt und die Artenvielfalt gering zu halten.

Diese Forderungen richten sich auch an Schleswig-Holstein. Wenn keine deutliche Trendwende eingeleitet wird und die neue Landesregierung keine drastischen Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität ergreift, wird das Artensterben auch in unserem Bundesland weitergehen. Aktuell besteht die Gefahr, dass auf Eiderstedt die hoch bedrohte Trauerseeschwalbe, deren Bestand bereits auf unter 30 Paare gesunken ist, in der kommenden Legislaturperiode des Landtags aussterben wird.

Die Biodiversitätsstrategie der schwarz-roten Landesregierung hat zwar die Ursachen für den Artenschwund im Land gut dokumentiert, blieb aber - vom NABU heftig kritisiert - in der Frage der Umsetzung zu unkronkret, um einen Beitrag zur Trendumkehr leisten zu können. Der massive Grünlandumbruch zur Gewinnung von Energiemais, der weiterhin anhaltende mangelhafte Schutz selbst bestehender Schutzgebiete, manifestiert in der andauernden Entwässerung des EU-Vogelschutzgebietes auf Eiderstedt, der drastische Abbau von Umweltstandards im Landesnaturschutzgesetz, das Aufweichen des Knickschutzes, und nicht zuletzt der beabsichtigte Bau überflüssiger Infrastrukturprojekte wie der festen Fehmarnbeltquerung sind nur einige Beispiele, wie die Gefährdung von Lebensräumen, Tieren und Pflanzen durch eine nachlässige Umweltpolitik drastisch zunimmt.

Der NABU fordert die zukünftige Landesregierung dazu auf, sich der Herausforderung des Erhalts der Biodiversität zu stellen. Naturschutz allein auf Freiwilligkeit zu gründen - dies haben die Erfahrungen der letzten Legislaturperiode überdeutlich gezeigt - ist dabei allein kein ausreichendes Mittel, das Naturerbe Schleswig-Holsteins zu sichern.


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Quelle:
Presseinformation, 5. Oktober 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2009