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FISCHE/066: Hucho, Hucho macht das Rennen (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 187 - August/September 2015
Die Berliner Umweltzeitung

Hucho Hucho macht das Rennen
Über den Fisch des Jahres 2015

Von Jörg Parsiegla


Der diesjährige Liebling des Deutschen Angelfischerverbandes (DAFV) sowie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) ist der Huchen, auch Donaulachs, Donauzalm oder Rotfisch genannt. Beide genannten Institutionen küren derzeit in Abstimmung mit dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) den Fisch des Jahres. Hintergrund der jährlichen Ernennung (seit 1984) ist das jeweils besondere Schutzbedürfnis der Art infolge stark beeinträchtigter Lebensumstände. Die Weltnaturschutzunion IUCN führt den Huchen in der Roten Liste gefährdeter Arten.

Der Huchen (Hucho hucho) ist einer der größten heimischen Vertreter aus der Familie der Lachse (Salmoniden). Seine natürliche Verbreitung in Deutschland ist auf das Einzugsgebiet der Donau beschränkt. Im weiteren Verlauf des Stroms findet er sich, vor allem im oberen und mittleren Abschnitt, dabei auch in vielen seiner rechtsseitigen Nebenflüsse (insbesondere in Drau, Drina, Melk, Mur, Pielach und in der unteren Gail).

Bevorzugtes Habitat

Der Huchen lebt im Unterschied zu vielen anderen Lachsfischen ständig im Süßwasser, meist in tieferen Abschnitten von schnell fließenden, sauerstoffreichen Flüssen mit steinigem, grob kiesigem Bett. Er ist ein standorttreuer, territorialer Einzelgänger. Junge Huchen ernähren sich von Wirbellosen aller Art, erwachsene Tiere sind Raubfische und stehen in ihrem Lebensraum an der Spitze der Nahrungskette. In der Literatur werden Äschen, Nasen, und Barben als typische Beute genannt. Aber auch andere kleine Wirbeltiere wie Amphibien, im Wasser schwimmende Mäuse oder Entenküken sind willkommen.

Der Huchen ist kein typischer Wanderfisch, der lange Strecken überwindet. Zur Laichzeit im März oder April allerdings macht er sich ein kleines Stück flussaufwärts auf den Weg, manchmal bis zu immerhin 100 Kilometer. Gelaicht wird in flachen Mulden, in die das Weibchen pro Kilo Körpergewicht etwa 1000 Eier mit einem Durchmesser von jeweils circa fünf Millimeter legt. Bei einer Wassertemperatur von acht bis zehn Grad Celsius schlüpfen die Larven etwa nach 35 Tagen. Bis zur Geschlechtsreife vergehen drei bis vier Jahre. Huchen werden bis zu 15 Jahre alt.

So sieht er aus

Der Huchen hat einen langgestreckten, im Querschnitt fast runden Körper. Er kann über 1,50 Meter lang und bis zu 25 Kilogramm schwer werden. Der Kopf ist abgeflacht und erreicht Maße von 20 bis 25 Prozent der Länge. Das große Maul reicht bis weit hinter die Augen, die Schwanzflosse ist eingekerbt. Die majestätische Erscheinung des Huchens wird durch einen grünlich-grauen Rücken und kupferfarben-rotbraunen Seitenbereiche mit zahlreichen kleinen dunklen Tupfen unterstrichen, der Bauch ist weißlich gehalten. Rote Flecke, wie für viele andere in Europa vorkommende Lachsfische typisch, fehlen. Huchen haben sehr kleine Schuppen - bis zu 200 entlang der Seitenlinie.

Durch die Gefährdungslage der Art kommt der Huchen immer seltener in den genannten Flüssen vor. Die natürliche Vermehrung zum Arterhalt ist nur noch in sehr wenigen Gewässern gegeben. Große wirtschaftliche Bedeutung hat daher seine Nachzucht. Dazu werden die Elterntiere kurz vor dem Laichen eingefangen, oder man hält sie in speziellen Becken. Wenn die Brut eine Größe von vier bis zehn Zentimeter erreicht hat, wird sie an geeigneten Stellen ausgesetzt.

Konkrete Gefährdungssituation

Der Huchen stellt hohe Anforderungen an die Durchgängigkeit und Strukturvielfalt der Flüsse. Nehmen diese ab oder fehlen ganz, ist eine erfolgreiche Fortpflanzung und damit sein Überleben in den betroffenen Flussabschnitten nicht mehr möglich. Mittlerweile sind nur noch knapp fünf Prozent der Gewässer im Donaueinzugsgebiet für den Huchen als Lebensraum geeignet. So ist die Isar beispielsweise durch rund 30 Wasserkraftanlagen in gestaute Gewässerabschnitte aufgeteilt. Der Fluss ist für Wanderfischarten damit verloren. Gleichzeitig verschwinden immer mehr Laichhabitate durch Verschlammung.

"Der Erhalt des Huchens in der Donau und ihren Nebenflüssen [fordert] ein engagiertes Handeln", meint deshalb Dr. Christel Happach-Kasan, Präsidentin des DAFV, in einer Pressemitteilung anlässlich der Titelvergabe. Und BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel ergänzt: "Querbauwerke müssen zügig mit funktionstüchtigen Fischaufstiegsanlagen nachgerüstet werden. Außerdem ist es unabdingbar, dass für die Wasserkraftanlagen möglichst schnell innovative Lösungen zur gefahrlosen Passierbarkeit für Fische entwickelt, erprobt und dann auch umgesetzt werden." Ohne diese Maßnahmen werde auch der nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderte "gute Zustand" für unsere Fließgewässer nicht erreichbar sein.


Weitere Informationen:

www.dafv.de

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Quelle:
DER RABE RALF
26. Jahrgang, Nr. 187, Seite 22
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2015

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