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INSEKTEN/237: NABU-Beobachtungstipp - Von "Teufelsnadeln" und "Augenstechern" (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 5. August 2015

NABU-Beobachtungstipp: Von "Teufelsnadeln" und "Augenstechern"

Libellen: faszinierende, aber stark gefährdete Geschöpfe


Jetzt, in den warmen Monaten des Jahres kann man Libellen in wildem Flug über Bäche und Teiche jagen sehen - ein tolles Naturerlebnis. Doch viele der in Brandenburg vorkommenden Arten sind vor allem durch Veränderungen ihres Lebensraumes gefährdet. Durch den Klimawandel kommt es zu Artenverschiebungen. Libellen beeindrucken mit ihrer Farbenpracht und außergewöhnlichen Flugkünsten. "Teufelsnadel" und "Augenstecher" sind zwei alte Namen für Libellen, die darauf schließen lassen, dass sie früher bei uns Menschen nicht gerade beliebt waren. "Ganz zu Unrecht haben manche auch heute noch vor ihnen panische Angst, obwohl Libellen weder über einen Stechapparat noch über Giftdrüsen verfügen" erläutert Christiane Schröder, NABU-Landesgeschäftsführerin.


Foto: © NABU/Tom Kirschey

Vierflecklibelle
Foto: © NABU/Tom Kirschey

Flug

Oft wird man erst durch den charakteristischen Flug auf sie aufmerksam, der durch rasante Flugsequenzen, plötzliche Richtungswechsel und abruptes Stehenbleiben in der Luft gekennzeichnet ist. Sogar rückwärts fliegen können diese Kunstflieger. "Ihre perfekte Flugkunst verdanken sie ihren zwei Flügelpaaren, die sie unabhängig voneinander bewegen können", erklärt die Biologin. Trotzdem werden auch sie erbeutet, so dass sie immer wieder Fröschen, Vögeln und sogar Fischen zum Opfer fallen.

Entwicklung

Bei ihrer Entwicklung sind alle Libellen auf die Existenz von möglichst naturnahen Gewässern angewiesen, da ihre Larven bis zur Umwandlung zur vollwertigen Libelle oft mehrere Monate oder gar Jahre im Wasser zubringen. Die Libellenlarven ernähren sich dort unter anderem von Kleinkrebsen, Insekten und Kaulquappen. Bis zu 15 Häutungen folgen aufeinander, bis ihre Entwicklung abgeschlossen ist. Ihre letzte Häutung findet dann an Land statt. "Dies ist eine besonders gefährliche Zeit im Leben einer Libelle", so Schröder. Bis ihre Flügel ausgehärtet sind kann man sie besonders gut beobachten, aber auch Fressfeinde wie z. B. Wespen nutzen diese Zeit der Wehrlosigkeit. Libellen weisen aber nicht nur hervorragende Flugleistungen auf, sie verfügen auch über ein ungewöhnlich gutes Sehvermögen, was sie zu hervorragenden Jägern macht.


Foto: © NABU/Andreas Reichling

Feuerlibelle
Foto: © NABU/Andreas Reichling

Gefährdung

Besonders bevorzugte, aber seltene Libellen-Lebensräume sind Moore und Sumpfgebiete, aufgelassene Sand- und Kiesabbaustellen sowie naturbelassene Fließgewässer, um deren Erhalt sich der NABU Brandenburg landesweit ganz besonders kümmert. Aufgrund der Zerstörung und Beeinträchtigung dieser Biotope, beispielsweise durch Dünger und Pestizide gilt ein Großteil der Libellenarten heute als gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Verschärft wird diese Situation durch das bislang sehr niederschlagsarme Jahr. Viele Feuchtwiesen und Kleingewässer sind schon ausgetrocknet. Von den 82 in der Bundesrepublik nachgewiesenen Libellenarten leben immerhin mehr als 66 Arten auch in Brandenburg. Davon sind 22 Arten gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Klimawandel

Libellen sind wichtige Indikatoren für die Veränderungen in der Natur. Auch die Folgen des Klimawandels werden seit einiger Zeit sehr intensiv untersucht. So zeichnet sich in den letzten Jahren eine rasante Artenverschiebung in Deutschland ab, die auch in Brandenburg registriert wird. Ursprünglich im Mittelmeerraum heimische Arten, wie die Feuerlibelle und die Schabrackenlibelle, wandern zunehmend nach Mitteleuropa ein und etablieren sich hier. Gleichzeitig erfahren nordische Arten, die eher an kühleres Klima angepasst sind, einen alarmierenden Bestandsrückgang. Durch das Austrocknen von Mooren und Feuchtgebieten nehmen in Brandenburg vor allem die Moosjungfern und die Zwerglibelle ab.


Häufig zu beobachten: die Blaugrüne Mosaikjungfer:
https://brandenburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige- arten/14986.html

Mehr über Libellen:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-
spinnen/libellen/02531.html

Rote Liste Libellen Brandenburg:
http://www.lugv.brandenburg.de/cms/media.php/lbm1.a.3310.de/libe llen.pdf

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Quelle:
Pressedienst, 05.08.2015
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2015

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