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MELDUNG/013: Wildtierstiftung fordert Abschaffung der Rotwildbezirke (DeWiSt)


Deutsche Wildtier Stiftung - 31. Januar 2011

Hü und Hot mit dem Rothirsch!

Deutsche Wildtier Stiftung lobt Sachsen-Anhalt und kritisiert das Saarland


Hamburg, 31. Januar 2011. Es liegt in der Natur von Rothirschen, dass sie gerne wandern. Die einen tun es, um sich fortzupflanzen, die anderen, um neue Lebensräume zu erobern. Doch während die Rothirsche im Norden Deutschlands von der polnischen bis zur niederländischen Grenze wandern dürfen, müssen sie im Süden außerhalb ihrer verbliebenen Reservate abgeschossen werden - das ist Gesetz. Dieser Unterschied könnte in Zukunft sogar noch gravierender werden: Während Sachsen-Anhalt die sogenannten Rotwildbezirke, also die behördlich verordneten Grenzen der Verbreitung, zum 1. Februar auflöst, plant das Saarland die Wiedereinführung dieser Rotwildbezirke.

"Das Beispiel zeigt, wie widersinnig die Rotwildpolitik der Bundesländer ist", sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. "Rothirsche haben überall das gleiche Bedürfnis zum Wandern. Doch während im Süden der Einfluss des Wildes auf die Waldvegetation gefürchtet wird, wird in den norddeutschen Bundesländern eine erfolgreiche Forstwirtschaft auch mit Rotwild betrieben." Die Deutsche Wildtier Stiftung hat daher einen Offenen Brief an die Umweltministerin des Saarlandes, Dr. Simone Peter, geschrieben. "Rotwild besiedelt im Saarland nur 15 Prozent der Waldfläche. Mit einer Wiedereinführung der Rotwildbezirke würde der Lebensraum weiter eingeengt und der jagdpolitische Rückwärtsgang eingelegt", sagt Baron Münchhausen.

Heute darf sich Rotwild seinen Lebensraum in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und dem Saarland selber suchen. Sollte das Saarland nun den vorliegenden Gesetzentwurf umsetzen, werden Rothirsche nur noch in den norddeutschen Bundesländern ungehinderte Wanderungen unternehmen können. "Wir begrüßen es sehr, dass in Sachsen-Anhalt die Rotwildbezirke zum 1. Februar aufgelöst werden", sagt Baron Münchhausen. Vor allem in den südlichen Bundesländern gibt es großen Nachholbedarf. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher "Freiheit für den Rothirsch" und die Abschaffung der in ganz Europa nur in Deutschland existierenden Rotwildbezirke. Der Rothirsch soll sich wie alle anderen Wildtiere auch seinen Lebensraum selber suchen dürfen.

Die Deutsche Wildtier Stiftung zeigt in einer Karte zur Rotwildverbreitung in Deutschland die Gebiete, in denen Rothirsche nicht erwünscht sind und abgeschossen werden müssen.

Raute

Der Entwurf eines neuen Saarländischen Jagdgesetzes

- Offener Brief an Ministerin Dr. Simone Peter -

Hilmar Freiherr v. Münchhausen
Geschäftsführer
Telefon 040 73339-1872
H.v.Muenchhausen@DeWiSt.de
27. Januar 2011


Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr
des Saarlandes
Frau Dr. Simone Peter
Keplerstraße 18
66117 Saarbrücken

Sehr geehrte Frau Ministerin,

vor wenigen Wochen hat Ihr Haus einen Entwurf für ein neues Saarländisches Jagdgesetz vorgelegt. Neben verschiedenen Änderungsvorschlägen sieht der Gesetzentwurf auch die Wiedereinführung der Bewirtschaftungsgebiete für Rot- und Damwild vor (§ 12). Wir bitten Sie eindringlich von diesem Vorschlag Abstand zu nehmen. Mit einer Wiedereinführung von Bewirtschaftungsgebieten würde das Saarland jagdpolitisch den Rückwärtsgang einlegen.

In Sachsen-Anhalt werden die Bewirtschaftungsgebiete zum 01.02.2011 aufgelöst. Brandenburg hat diesen Schritt bereits vor drei Jahren vollzogen. Auch in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern existieren keine Rotwildbezirke und es wird auch dort in artenreichen Wäldern erfolgreich Forstwirtschaft betrieben. Rotwild darf in diesen wildtierfreundlichen Bundesländern auf weit über 50% der Waldfläche leben, im Saarland aber gerade mal auf etwa 15%. Die Wiedereinführung der Bewirtschaftungsgebiete wäre ein deutliches Signal dafür, dass die Interessen von Wildtieren wie dem Rotwild im Saarland hinter den ökonomischen Interessen der Forstwirtschaft zurückstehen müssen.

Der Ausschluss von Wild kann nicht das geeignete Instrument sein, um den sogenannten Wald-Wild-Konflikt zu lösen. Ein vernünftiger Ausgleich zwischen den Interessen des Wildes und den Nutzungsinteressen des Menschen am Wald lässt sich besser durch Wildruhezonen, unbejagte Äsungsflächen im Wald und kompetente und durchsetzungsfähige Hegegemeinschaften erreichen. Leider lässt der Gesetzentwurf diese Ansätze völlig unerwähnt. Auch die Verkürzung der Jagdzeit auf den 31.12. ist gerade mit Blick auf das Rotwild notwendig. Haben die Tiere im Winter Ruhe, müssen sie bis zu 30% weniger Nahrung aufnehmen.

Sehr geehrte Frau Ministerin, beugen Sie sich bei der Weiterentwicklung des Jagdgesetzes nicht einer ausschließlich forstwirtschaftlichen Sichtweise! Der Einfluss von Schalenwild gehört zum Wald wie Schneebruch oder Windwurf. Verbessern Sie die Situation des Rotwildes im Saarland durch mehr Lebensraum, Wildruhezonen, kurze Jagdzeiten und eine Pflichtmitgliedschaft in Hegegemeinschaften. Für eine Zukunft von Wild und Wald im Saarland!

Mit freundlichen Grüßen

Hilmar Freiherr v. Münchhausen
Geschäftsführer

Andreas Kinser
Forst- und Jagdpolitik

Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr
des Saarlandes
Frau Dr. Simone Peter
Keplerstraße 18
66117 Saarbrücken

Hilmar Freiherr v. Münchhausen
Geschäftsführer
Telefon 040 73339-1872
H.v.Muenchhausen@DeWiSt.de
27. Januar 2011


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Quelle:
Deutsche Wildtier Stiftung
Pressemitteilung, 31.01.2011
Billbrookdeich 210, 22113 Hamburg,
Telefon: 0 40 /73 33 93 31, Telefax: 0 40 /73 30 278
E-Mail: Info@DeWiSt.de
Internet: www.DeutscheWildtierStiftung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2011