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MELDUNG/022: Seltene Waldkobolde erwachen aus Winterschlaf - Fledermausquartier bereits gut besucht (NLF)


Niedersächsische Landesforsten - 14. März 2011

Seltene Waldkobolde erwachen aus Winterschlaf

Neues Fledermausquartier als Gemeinschaftsaktion der Niedersächsischen Landesforsten und der Jägerschaft Lüchow-Dannenberg ist bereits in der ersten Saison gut besucht


(Göhrde) An einen Schießstand der Jägerschaft erinnert die Helenenhütte im Naturschutzgebiet Lucie nur noch wenig. Die Gebäude im Wald der Försterei Dünsche des Niedersächsischen Forstamtes Göhrde wurden abgebaut und Reste der Bleimunition bei der Sanierung durch die Jägerschaft entfernt. Die Schießbahnen holte sich die Natur langsam aber stetig zurück. Bei den verbliebenen Bunkern waren sich Naturschutzförster Hans-Jürgen Kelm von den Niedersächsischen Landesforsten, Fledermausexperte Frank Manthey und Helmut Neumann von der Jägerschaft Lüchow Dannenberg schnell einig: Diese feuchten, kühlen und geschützten Räume werden noch gebraucht. In den massiven Bauwerken herrschen Verhältnisse, die kein Hausbesitzer in seinem Domizil haben will: Wasser in den Wänden und auf dem Fußboden und damit eine konstante Luftfeuchtigkeit von über neunzig Prozent. "Fledermäuse benötigen im Winterquartier eine hohe Luftfeuchtigkeit, damit ihre Flughäute während des Winterschlafs nicht austrocknen", erklärt Frank Manthey. Die ehemaligen Bunker eignen sich daher in idealer Weise für diesen Zweck. Mit Zustimmung der beteiligten Behörden wurden die Bunker in einer gemeinschaftlichen Aktion der Landesforsten und der Jägerschaft entsprechend den Bedürfnissen der Flugsäuger umgerüstet. "Die Bauleistung erbrachte der in Sachen Fledermausschutz erfahrene Maurermeister Lange aus Sarenseck, der bereits mehrere Fledermausquartiere im Forstamtsbereich angelegt hat", berichtet der zuständige Revierförster Jörg Rahn.

Fledermausbunker Helenenhütte in der Lucie: Erdhügel, in dem man die Bunkeranlage erahnt, davor Wasser, dahinter Wald - Foto: © Kelm

Fledermausbunker in der Lucie
Foto: © Kelm

Pünktlich vor dem ersten Frost waren die vorbereiteten Unterkünfte für die fliegenden Kobolde bezugsfertig. Eine Routinekontrolle durch Frank Manthey im frostigen Januar brachte die große Überraschung: Die ersten Wintergäste waren bereits eingezogen. "Andere Winterquartiere brauchen Jahre bis sie besiedelt werden. Diese ehemaligen Bunker wurden bereits nach einem Jahr angenommen", freut sich Fledermausexperte Manthey. Drei verschiedene Fledermausarten konnten bestätigt werden, unter ihnen die sehr seltene Mopsfledermaus. Manthey ist über diesen Erfolg begeistert: "Mehr geht nun wirklich nicht - der Blauwal unter den Fledermäusen".

Die Niedersächsischen Landesforsten nehmen im Rahmen ihrer naturnah ausgerichteten Waldbewirtschaftung besondere Rücksicht, um diese Arten zu erhalten und zu fördern. "Natur- und Artenschutz sind feste Bestandteile der täglichen Arbeit der Förster", erläutert Waldökologe Kelm. Bei der selektiven Nutzung des Waldes werden in vermehrtem Umfang und möglichst flächendeckend alte und starke Bäume einzeln, in Gruppen oder Kleinflächen erhalten. Diese Habitatbäume werden nicht genutzt, sondern ihrem natürlichen Zerfall überlassen. "Sie dienen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen in der Alterungs- und Zerfallsphase des Waldes und bieten daher auch den Fledermäusen Sommerquartiere und Wochenstuben", resümiert Kelm.

Großes Mausohr hängt kopfüber an einer Wand - Foto: © Manthey

Großes Mausohr
Foto: © Manthey

Hintergrund:

Die Mopsfledermaus ernährt sich von kleinen Insekten (http://de.wikipedia.org/wiki/Insekten) wie Käfern (http://de.wikipedia.org/wiki/Käfer), Nachtfaltern (http://de.wikipedia.org/wiki/Nachtfalter) und Mücken (http://de.wikipedia.org/wiki/Mücken), die sie in Wäldern oder in der Nähe von Wäldern jagt. Ihren Namen verdankt sie ihrer mopsartigen Schnauze. Die Sommerquartiere und Wochenstuben befinden sich meist im Wald hinter loser Rinde und in Spalten von Bäumen. Sie ist ein relativ kälteresistentes Tier und bezieht ihre Winterquartiere erst bei starkem Frost. Von November bis Anfang März schläft die Fledermaus in Stollen oder Gewölben bei zwei bis fünf Grad. Diese Art genießt europaweit nach der so genannten FFH-Richtlinie höchsten Schutz.

Weitere Informationen zum Waldnaturschutz in den Niedersächsischen Landesforsten finden Sie unter
http://www.landesforsten.de/Waldnaturschutz-in-den-Niedersaechsischen-Landesforsten.1988.0.html


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Quelle:
Presseinformation - 14. März 2011
Herausgeber:
Niedersächsische Landesforsten Nord-Ost-Niedersachsen
Niedersächsisches Forstamt Sellhorn
Sellhorn 1, 29646 Bispingen, Tel.: 05822/9475-90
Niedersächsische Landesforsten (NLF)
Anstalt öffentlichen Rechts
Husarenstraße 75, 38102 Braunschweig
Tel.: 0531-1298-0, Fax: 0531-1298-55
E-Mail: poststelle@nlf.niedersachsen.de
Internet: www.landesforsten.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2011