Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

MELDUNG/080: Erschossener Wolf war 'Gießener' - Wolf lebte ein Jahr problemlos unter uns (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 14. Juni 2012
Artenschutz / Willkommen Wolf

Erschossener Wolf war 'Gießener'

NABU: Wolf lebte ein Jahr problemlos bei uns



Der im April bei Hartenfels im Westerwald erschossene Wolf ist mit höchster Wahrscheinlichkeit identisch mit dem Tier, das ein Jahr zuvor bei Gießen angefahren worden war. Befunde des Landesuntersuchungsamtes Rheinland-Pfalz, die dem NABU Hessen und NABU Rheinland-Pfalz vorliegen, weisen nach, dass der getötete Wolf an seinem rechten Hinterfuß eine Verletzung aufwies. Damit liege es nahe, dass es sich um den ebenfalls humpelnden Gießener Wolf handelte. Denn auch die genetischen Analysen zeigten in beiden Fällen, dass es sich um ein Tier aus der Wolfspopulation in den südeuropäischen Alpen handelte ' also aus Italien oder Südfrankreich.

'Es war eine richtige Entscheidung der Behörden, den hinkenden Wolf im letzten Jahr nicht einzufangen. Selbst verletzte Tiere können in unserer Kulturlandschaft problemlos überleben', erklärte Wolf-Experte Mark Harthun vom NABU Hessen. Wölfe benötigten keine Wildnis zum Verweilen, eine vielfältige Kulturlandschaft reiche für ihre Rückkehr und Wiedereinbürgerung vollkommen aus. Es sei schon erstaunlich, dass sich der 'Gießener' Wolf ein Jahr fast unentdeckt im Westerwald aufgehalten habe, so Harthun. Zwar gingen beim NABU-Hessen im letzten Winter mehrere Sichtmeldungen eines humpelnden Wolfes im Randgebiet des Westerwaldes ein, diese konnten aber nicht zweifelsfrei bestätigt werden.

Selbst für ein verletztes Tier sei es offensichtlich kein Problem, in den heimischen Wäldern zu überleben, da es genug jagdbare Beute oder auch an Straßen getötete Tiere gebe. 'Wenn der nächste Wolf auftaucht, sollte er von Anfang an in Ruhe gelassen werden' erklärte Olaf Strub, Naturschutzreferent des NABU Rheinland-Pfalz. Wichtig sei es, die Bevölkerung besser über die Rückkehr des großen Beutegreifers zu informieren und unnötige Ängste vor dem faszinierenden Tier abzubauen. Mit seinem Projekt 'Willkommen Wolf' trage der NABU dazu bei, dem Wolf die gefahrlose Rückkehr nach Deutschland zu ermöglichen.

In seinen Untersuchungen zur Todesursache des erschossenen Wolfes hatte das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz festgestellt, das sich 'am rechten Hinterbein eine ausgeprägte Kallusbildung infolge einer älteren Fraktur des Schienbeins' befindet. Das Alter des Männchens wird anhand des Zahnabriebs auf zwei Jahre geschätzt.

Dass junge Wölfe auf Fernwanderungen gehen, kommt immer wieder vor. Die Tageslaufleistung eines Wolfs beträgt dabei 40 bis 75 Kilometer. So sind also auch mehrere hundert Kilometer aus Norditalien gut zu schaffen. Der Wolf, der mehrere Jahre im hessischen Reinhardswald lebte, stammte aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet. Ende 2010 konnte ein Wolf nachgewiesen werden, der aus dem Baltikum über 1000 km bis in die Alpen gewandert war.

Hintergrundinformationen
Wölfe besiedeln seit dem Jahr 2000 erfolgreich wieder Deutschland. Aus den ersten Wölfen sind bis heute 14 Rudel in Ostdeutschland entstanden. Einzelne Wölfe tauchen auch in den westlichen Bundesländern auf. Sie sind die ersten Rückkehrer zukünftiger Wolfsrudel, die nach Einschätzung des NABU langfristig in allen Flächenbundesländern vorkommen werden. Eine Studie des Bundesamtes für Naturschutz von 2007 fand bundesweit für den Wolf geeignete Lebensräume. Der NABU begleitet seit 2005 die selbstständige Rückkehr des Wolfes nach Deutschland. In einem Projektbüro im Wolfsgebiet Lausitz werden die Erfahrungen mit dem Wolf in unserer Landschaft gesammelt. Bundesweit informiert der NABU über die Rückkehr des scheuen Beutegreifers. Mehr Informationen gibt es unter www.willkommen-wolf.de . Die farbige Din A5-Broschüre (35 Seiten) "Willkommen Wolf" kann gegen Einsendung von 7 x 55-Cent-Briefmarken bestellt werden beim NABU Rheinland-Pfalz, Postfach 1647, 55006 Mainz.

*

Quelle:
NABU Rheinland-Pfalz, 14.06.2012
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
Telefon: 06133/507 988, Fax: 06133/507 989
E-Mail: Kontakt@NABU-RLP.de
Internet: www.NABU-RLP.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2012