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MELDUNG/194: Bereits über 50 Wölfe auf Straßen und Schienen getötet (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 28. Mai 2014

NABU: Bereits über 50 Wölfe auf Straßen und Schienen getötet

Miller: Der Mensch ist die größte Gefahr für den Wolf



Berlin - Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2000 sind bereits über 50 Wölfe durch den Verkehr getötet wurden. "Der Verkehrstod ist hierzulande die häufigste nicht natürliche Todesursache bei freilebenden Wölfen", sagte ABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Hinzu kommen die illegalen Abschüsse von Wölfen. Der Mensch ist damit die größte Gefahr für die dauerhafte Rückkehr der Wölfe nach Deutschland", so Miller weiter. Wölfe legen auf den Wanderungen durch ihr Revier und bei der Suche nach einem neuen Territorium zum Teil mehr als 40 Kilometer am Tag zurück. Sie durchschwimmen dabei nicht nur Flüsse, sondern müssen auf ihren Wegen sehr häufig auch Straßen und Schienen überqueren. In den vergangenen Jahren sind sowohl erwachsene als auch Jungwölfe häufig bei der Überquerung von Bundesstraßen und Autobahnen zu Tode gekommen. Auch durch den Schienenverkehr sind schon mindestens vier Wölfe gestorben.

Die Tabelle zeigt die seit dem Jahr 2000 im Verkehr getöteten Wölfe.Quelle: NABU-Recherche, Stand Mai: Brandenburg 25, Bayern 1, Sachsen 17, Sachsen-Anhalt 5, Schleswig-Holstein 3, gesamt 51 - Foto im Hintergrund: ein toter Wolf im Gras, dahinter eine Straße - Foto: © LUGV Brandenburg, S. Butzcek

Verkehrsopfer Wolf
Foto: © LUGV Brandenburg, S. Butzcek

"Die hohe Zahl an überfahrenen Wölfen macht deutlich, welche Gefahr das Straßennetz in Deutschland für wandernde Tierarten allgemein darstellt", sagte Moritz Klose, NABU-Referent für Wolfsschutz. Mehr als 200.000 Tiere kommen schätzungsweise jährlich auf Straßen und Schienen zu Tode. Mit rund 230.000 Kilometern überörtlichen Straßen besitzt Deutschland eines der dichtesten Straßennetze der Welt. Der NABU fordert deshalb, die Durchgängigkeit der Landschaft für alle wandernden Tiere wiederherzustellen und dafür auch das im Jahr 2012 von der Bundesregierung beschlossene Bundesprogramm Wiedervernetzung endlich mit ausreichenden finanziellen Ressourcen zu unterlegen. Querungshilfen wie Grünbrücken können die Folgen der ökologischen Zerschneidung von Verkehrswegen reduzieren und stellen eine unverzichtbare Hilfe für den Ortswechsel vieler Arten dar. Somit nutzen sie nicht nur dem Wolf, sondern auch Luchs, Wildkatze und Rothirsch.

"Deutschland ist keineswegs ungeeignet für den Wolf, der sehr gut in unserer Kulturlandschaft zurechtkommt", so Moritz Klose. "Der Wolf genießt national wie international einen strengen Schutz. Die Bundesrepublik ist auch von Seiten der Europäischen Union dazu verpflichtet, für den Wolf Sorge zu tragen." Der NABU spricht sich daher für ein nationales Wolf-Kompetenzzentrum aus, eine bundesweite Einrichtung, die Bestandszahlen der Wolfsvorkommen sammelt und Schutzmaßnahmen koordiniert sowie Forschungsprojekte betreut. Seit 2000 gibt es wieder frei lebende Wölfe in Deutschland. Durch die Schutzbemühungen haben sich zwischen Nordsee und Tschechien 25 Rudel entwickelt. Die Population umfasst derzeit etwa 100 erwachsene Wölfe und gilt als stark gefährdet.


Weitere Informationen:

NABU-Bundeswildwegeplan:
www.NABU.de/imperia/md/content/nabude/naturschutz/wildwegeplan/4.pdf

Bundesprogramm Wiedervernetzung:
www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/broschuere_wiedervernetzung_bf.pdf

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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 65/2014, 28.05.2014
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2014