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MELDUNG/326: Wetter macht der Natur Probleme (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 26. Dezember 2015

NABU: Wetter macht Natur Probleme


(Bremen, den 26.12.15) "Jeder weitere warme Tag bereitet der Natur Probleme", erklärt der NABU angesichts immer neuer Rekordtemperaturen. Die Sicherungsmechanismen in Tieren und Pflanzen würden ausgehebelt, zumal die Tage ab nun wieder länger werden. Je länger es dauere, bis eine Frostlage den vorgetäuschten Frühling jäh beendet, umso schwerwiegender seien die Schäden. Doch es gibt auch Nutznießer der wunderlichen Winterwärme.

Vorgetäuschter Frühling sorgt für Frühstart

"Für Meisen und Amseln ist das Wetter prima, sie verbrauchen weniger Heizenergie und müssen nicht im Schnee herumstöbern", erklärt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann, "kurz vor Weihnachten flog allerdings eine Zwergfledermaus durch meinen Garten, da waren wir beide ganz schön verwirrt." Bei den Winterschläfern wie Igel und Fledermäusen wirke die Wärme dagegen fatal. Sie haben zwei Sorten Fett, wobei das dunklere für das Aufwachen der Tiere aus dem Winterschlaf zuständig ist. Wird der unterbrochen, schmilzt dieser spezielle Vorrat. Im Extremfall können die Tiere trotz ausreichender heller Fettreserven nicht mehr aufwachen.

Pflanzen zählen Wärmesumme

Keimende Meisenknödel und aufblühende Rosen sind nur kuriose Randerscheinungen. Doch die Uhr tickt und längst blühen nicht nur Haselnüsse sondern auch Weidenkätzchen und die ersten Frühjahrsblüher; der Holunder treibt aus. "Die Pflanzen 'merken' sich die Temperaturen und addieren sie zu einer Wärmesumme. Damit täuscht man auch Kirschzweige in der Stube und lässt sie als Barbarazweige zu Weihnachten blühen", weiß der gelernte Förster. Schon eine kräftige Frostnacht zerstöre die geöffneten Blüten, Nektar und Pollen fallen dann für diese Saison aus dem Nahrungsnetz und stehen Bienen, Käfern und Fliegen in der wichtigen Startphase nicht zur Verfügung.

Pilze aktiv - Obstbaumschnitt sollte warten

"Das wirkt sich dann auch auf Vögel und Säuger aus, denn viele sind ja zumindest phasenweise von eiweißreicher Insektenkost abhängig", so der NABU-Vertreter. Die heimische Natur sei vielfältig auf eine Kaltphase im Winter angewiesen. "Ohne längeren Frost entwickelt sich keine krümelige Bodengare und Regen kann schlechter versickern. Auch erwachsene Blattläuse überleben und zeugen früh viel Nachwuchs, auch Pilze machen sich über die jetzt wehrlosen Laubbäume her." Der NABU empfiehlt deshalb, gerade mit dem Obstbaumschnitt bis kurz vor dem Austrieb zu warten, damit die Schnittstellen schneller verheilen und der Baum den Pilzen Paroli bieten kann.

Startende Vogelbalz bei "Stunde der Wintervögel" melden

Wen kann das Wetter noch verwirren? "Die Balz der Vögel wird vor allem durch die Tageslänge gesteuert, aber die Temperaturen spielen auch eine Rolle. Rotkehlchen, Amseln und Blaumeisen üben schon zaghaft", so Sönke Hofmann, "deshalb bin ich sehr gespannt, welche Ergebnisse unsere Wintervogelzählung ergibt und ob kurioses Balzverhalten gemeldet wird." Vom 8. bis 10. Januar sind bundesweit alle Vogelfreunde aufgerufen, die Tiere eine Stunde lang zu zählen und die Beobachtungen unter www.NABU.de zu melden. Neben der Beteiligung an einer sinnvollen "citizen science"-Aktion gibt es auch Sachpreise zu gewinnen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 26.12.2015
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2015

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