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PILZ/005: Stinker des Jahres 2011 - Roter Gitterling gekürt (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 159 - Dezember 2010/Januar 2011
Die Berliner Umweltzeitung

Stinker des Jahres 2011
Roter Gitterling gekürt

Von Christoph Vinz


Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat im September 2010 den in Deutschland überaus seltenen Roten Gitterling (Clathrus ruber) zum Pilz des Jahres 2011 ausgerufen. Neben seinem bizarren Äußeren, das von einem runden, roten Fruchtkörper in Tennisballgröße gebildet wird, der sich aus den sogenannten "Hexeneiern" entwickelt, ist es vor allem der penetrante aasige Geruch, der ähnlich wie bei der verwandten Stinkmorchel zahlreiche Fliegen und Insekten anlockt. Diese verzehren genüsslich den an den Innenseiten des Gitternetzes gebildeten grünlichen Schleim. Und über ihren Kot verbreiten dann die lieben Tierchen Sporen des Pilzes in der weiteren Umgebung.

Der Rote Gitterling, auch Gitterpilz oder Gitterschwamm genannt, gehört zu den Bauchpilzen und gilt heute in Mitteleuropa als sehr selten.

Dieser Pilz ist nicht genießbar, aber schon durch sein fast in einen Horrorfilm passendes Äußere und vor allem die beeindruckende Geruchsnote nach altem Gammelfleisch hält er jeden menschlichen Annäherungsversuch auf Distanz.

Der rare Stinker kann überall in Deutschland vorkommen. Hier ist er vor allem in Gärten, Parks oder sogar auf Friedhöfen zu finden.

Bisher konnten von aufmerksamen "Spürnasen" 90 Fundstellen registriert werden. So wurde ein Exemplar im September 2006 in der Berliner Hasenheide entdeckt; ein weiterer Fund müffelte auf einem Grundstück in der Nähe von Wismar, wo sich der Pilz offenbar in Symbiose mit einer Bambuspflanzung entwickelt hatte.

Wer mit feinem Spürsinn auf seiner jährlichen Pilzpirsch den Roten Gitterling entdecken sollte, kann den Standort im Internet unter dgfm-ev.de melden, sollte das exotische Exemplar aber besser stehen lassen.

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Roter Gitterling - Exot mit eigener Note


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 159 - Dezember 2010/Januar 2011
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2011