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REPTILIEN/032: Welt-Schildkröten-Tag - Viele Arten gefährdet (idw)


Universität Leipzig - 17.05.2013

Welt-Schildkröten-Tag:

Viele Arten gefährdet - Haustiere brauchen Pflege



Schildkröten sind wechselwarme, eierlegende Kriechtiere und waren bereits auf der Erde, bevor sich Dinosaurier entwickelten. Durch ihre enorme Anpassungsfähigkeit haben sie bis heute überlebt. Jährlich am 23. Mai ist Welt-Schildkröten-Tag. Viele Arten sind akut gefährdet. Sie werden gejagt, weil ihr Fleisch begehrt ist. Zudem bevölkern Menschen die Strände, an denen sie ihre Eier legen, sodass eine Reproduktion unmöglich wird. Auch die Haltung von Schildkröten als Haustiere ist laut Dr. Michael Pees, Veterinärmediziner an der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig, problematisch: "Es ist leider ein großes Missverständnis, dass sie wenig Pflege benötigen."

Insbesondere die artgerechte Haltung der europäischen Landschildkröten sei sehr kompliziert. "Die richtigen klimatischen Bedingungen sind lebensnotwenig. Dazu gehören Wärme im Sommer und die Möglichkeit einer sicheren Überwinterung im Winter", erklärt Pees. Hauptproblem sei, dass den Tieren oft die falsche Nahrung angeboten werde. Sie benötigen energiearmes Gräserfutter. "Dauerhaft saftiges Gras im Sommer ist zu energiereich. Wenn man so etwas das ganze Jahr füttert, bekommen die Tiere zu viel Energie und wachsen zu schnell. Dann werden ihre Knochen weich, sie deformieren, die Tiere können nicht mehr richtig laufen, haben Schmerzen und sterben, wenn man sie nicht richtig behandelt."

Gerade Landschildkröten sind "reine Individualisten und besonders ausgeprägte Charaktere", so der Veterinärmediziner. Das mache ihren Reiz aus, aber eine Schildkröte passe deshalb auch nicht zu jedem. "Was ihren Habitus und ihren Körperaufbau angeht, hat sie sich vieles erhalten, was in unsere heutige, schnelllebige Zeit nicht mehr so gut reinpasst. Durch ihre Ruhe könnten sich Halter dennoch gut vom hektischen Alltag ablenken.

Hohes Alter dank niedriger Stoffwechselintensität

Landschildkröten in Europa können ein Alter von 60 bis 70 Jahren erreichen. Eine 2006 im Zoo von Kairo verstorbene Galápagos-Riesenschildkröte war nach Angaben des Zoodirektors 270 Jahre alt. Zu den ältesten Individuen gehörte auch Timothy, eine weibliche Maurische Landschildkröte. Das ehemalige Maskottchen der britischen Marine wurde 160 Jahre alt, obwohl es die ersten 40 Jahre seines Lebens, an Bord eines Kriegsschiffes, vermutlich nicht artgerecht gehalten wurde. Ein Grund für das hohe Alter ist die niedrige Stoffwechselintensität von Schildkröten. Je niedriger sie ist, umso älter werden die Tiere. Ein Chamäleon zum Beispiel arbeitet sehr stoffwechselintensiv und ist mit fünf bis sechs Jahren schon relativ alt. "Schildkröten verbringen ein Großteil des Jahres in Winterruhe. In dieser Zeit wird ihr Stoffwechsel sehr stark heruntergesetzt. Sie altern definitiv nicht so schnell wie Hunde oder Katzen", erklärt Michael Pees.

Die Invasion der Sumpfschildkröten

Die Rotwangen-Schmuckschildkröte, eine Sumpfschildkröte aus Amerika, wird in Deutschland ebenfalls gern als Haustier gehalten. Doch mittlerweile hat sich daraus ein Problem entwickelt, denn die Tiere sind immer häufiger in der freien Natur zu sehen oder Angler ziehen sie aus Bächen und Teichen. Weil sie unsere Fauna und Tierwelt verfälschen, herrscht sogar ein Einfuhrverbot. "Diese Faunenverfälschung bedeutet, dass einheimische Tierarten wie etwa Lurche, Fische und Welse, die möglicherweise schon sehr selten sind, durch diese durchsetzungsfähigen importierten Tierarten in der Natur verdrängt werden. Auch die europäische Sumpfschildkröte ist betroffen", weiß Pees. "Diese ohnehin sehr seltene Schildkröte ist eigentlich in Deutschland heimisch. Ihr Lebensraum wird dadurch weiter eingeengt."

Wassersumpfschildkröten sind Jäger. Sie fressen zwar Gras und Grünzeug, aber sie machen auch Jagd auf Fische, Kleintiere und Insekten und sind dementsprechend schnell unterwegs. Ihr Jagdverhalten wird mit dem von Krokodilen verglichen. "Wenn sie so groß wären wie Krokodile, hätte ich Angst vor ihnen", sagt der Experte. Denn Wasserschildkröten können durchaus beißen und aggressiv sein. Ein Biss ist schmerzhaft und kann auch bluten.

Claudia Euen


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Susann Huster, 17.05.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2013