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REPTILIEN/042: Hoffnung auf mehr Schutz für den Netzpython (idw)


Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, UFZ - 30.08.2017

Hoffnung auf mehr Schutz für den Netzpython


Der Handel mit Häuten des Netzpythons ist ein so lukratives Geschäft, dass illegale Exporte stark zunehmen und bestehende Handelsbeschränkungen im großen Stil umgangen werden. Das gefährdet die Stabilität der Bestände. Wissenschaftler des UFZ und der Royal Zoological Society Scotland (RZSS) entwickeln deshalb genetische Methoden, um der individuellen Herkunft der Reptilien und potenziellen Handelswegen der Häute auf die Spur zu kommen. Erste Ergebnisse sind nun im renommierten Fachjournal PlosOne publiziert.


Foto: © Mark Auliya, UFZ

Pythonhäute in einer Gerberei in West Malaysia für den internationalen Markt. Ob es sich dabei um illegale oder legale Fänge handelt, ist bislang durch die Behörden kaum nachweisbar.
Foto: © Mark Auliya, UFZ

Der Netzpython (Malayopython reticulatus ssp.) hält zwei Rekorde: Er ist das weltweit längste Reptil, und er zählt zu den weltweit meist gehandelten hautliefernden Reptilienarten. Netzpythonhäute werden seit zirka 80 Jahren kommerziell gehandelt. Sie sind eine äußerst lukrative natürliche Ressource für die internationale Modeindustrie. Allein Indonesien, Malaysia und Vietnam exportierten im Zeitraum von 2002 bis 2012 fast vier Millionen Häute des Netzpythons; mindestens 75 Prozent davon stammten aus "legalen" Wildfängen. Der intensive internationale Kommerz stellt jedoch die Legalität und Nachhaltigkeit dieses Handels infrage, der eigentlich im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES für den Netzpython geregelt ist. Denn der Netzpython ist eine von zirka 34.000 Arten des CITES-Anhangs II, deren Handel nur mit speziellen Dokumenten legal ist. In der Realität sei die Handelsdynamik des Netzpythons jedoch fast nicht überschaubar, sagt Dr. Mark Auliya, der sich am UFZ als Experte für den angewandten Artenschutz mit dem internationalen Wildtierhandel befasst, und als solcher auch die Weltnaturschutzunion (IUCN), das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) sowie wissenschaftliche Behörden und Zollstellen berät. Managementansätze auf regionaler und nationaler Ebene sind seiner Meinung nach kaum vorhanden. Einige Unternehmen der Modeindustrie sehen sich daher in die Pflicht genommen und unterstützen Forschungsprojekte, wie das des UFZ-Biologen und seiner schottischen Kollegin Dr. Gillian Murray-Dickson, das den Ursprung der Häute innerhalb der Handelskette verifizieren und so den illegalen Handel reduzieren will.


Foto: © Mark Auliya, UFZ

Der südostasiatische Netzpython (Malayopython reticulatus ssp.) gehört ausgewachsen zu den größten Beutegreifern Asiens. Er ist vor allem als Lederlieferant für die Modeindustrie gefragt.
Foto: © Mark Auliya, UFZ

Die Wissenschaftler gingen der Frage nach inwieweit die evolutionären Beziehungen zwischen den Populationen für das Management von Fangquoten herangezogen werden können. Hierfür analysierten sie mitochondriale DNA von Netzpythons aus verschiedensten Regionen ihres Verbreitungsgebietes. Dabei zeigte sich eine deutliche Separierung von Populationen westlich und östlich der sogenannten "Wallace Linie". Diese imaginäre biogeografische Linie verläuft auf dem Malaiischen Archipel und trennt Gebiete mit ausschließlich asiatischer Fauna von Gebieten, die neben asiatischen auch Faunenelemente australischen Ursprungs enthalten. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass sich die Netzpythonpopulationen der Philippinen von anderen Populationen der Sundaregion unterscheiden lassen und dass die Art wahrscheinlich auf die Molukkeninsel Ambon vom Menschen eingeschleppt wurde.

Diese Erkenntnisse sollen zum einen dazu beitragen, die genetische Vielfalt der Pythons nachhaltig zu schützen. "Wenn die Tiere einer bestimmten Region eine ganz eigene genetische Variation haben, muss diese Population gesondert gemanagt werden", erklärt Mark Auliya. Dazu kann man zum Beispiel angepasste Fang- und Exportquoten festsetzen oder gegebenenfalls ein Handelsverbot verhängen.

Zum anderen können die genetischen Untersuchungen helfen, die Angaben des Erstexportlandes (unter der Annahme, dass dieses auch Ursprungsland ist) oder des in den CITES-Papieren angezeigten Ursprungslandes zu überprüfen - also zum Beispiel um festzustellen, ob die importierten Häute tatsächlich wie angegeben aus den Philippinen oder aus einer anderen Region stammen. Das würde den Vollzug des internationalen Regelwerks erleichtern und die illegalen Machenschaften erheblich einschränken.

Das Forschungsprojekt wurde durch den Konzern Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH) finanziell unterstützt. Er ist der weltweit führende Anbieter von Luxusgütern, darunter auch Reptilienlederprodukte.

Publikation:
Gillian Murray-Dickson, Muhammad Ghazali, Rob Ogden, Rafe Brown, Mark Auliya: Phylogeography of the reticulated python (Malayopython reticulatus ssp.): Conservation implications for the worlds' most traded snake species
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0182049



Weiterführende Links:

ZDF / Planet-e:
https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-schlangenhaeute-fuer-den-luxus-100.html

UFZ-Newsletter März 2016 / Seite 6-8:
http://www.ufz.de/newsletter/ufz/Maerz2016/index.html#/6

Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES)
https://www.cites.org/

Weltnaturschutzunion (IUCN):
http://www.iucnredlist.org/

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=26/2017

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news680178

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution173

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ, Susanne Hufe, 30.08.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2017

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