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SÄUGETIERE/276: Wo sind die Lübtheener Wölfe? (NABU MV)


NABU Landesverband Mecklenburg-Vorpommern - 3. September 2009

Gemeinsame Pressemitteilung von NABU Mecklenburg-Vorpommern e.V. und
Freundeskreis freilebender Wölfe e.V. - Donnerstag, 3. September 2009

Wo sind die Lübtheener Wölfe?


Während Wölfe in Brandenburg und Sachsen-Anhalt schon Nachwuchs auf die Welt brachten, ist Mecklenburg-Vorpommern auch nach drei Jahren mit Wolfsvorkommen immer noch ohne Rudel. Ist das nur Zufall? Im November 2006 wurde das Vorkommen eines Wolfes auf dem Truppenübungsplatz Lübtheen belegt. Nur wenige Monate später, im Februar 2007, konnte ein weiteres Tier nachgewiesen werden. Im Laufe der darauffolgenden Monate wurde die Anwesenheit dieser beiden Wölfe regelmäßig durch Spuren- und Losungsanalysen bestätigt. Ein Tier wurde sogar genetisch nachgewiesen. Große Aufmerksamkeit erregten die Tiere während dieser Zeit durch ihre Beutezüge auf nicht geschützte Schafherden. So war es im April 2007 im Raum Woosmer drei Mal zu Schafrissen gekommen. Nachdem im Januar 2008 ein weiteres Mutterschaf und 20 Jungtiere gerissen wurden, verliert sich die Spur der beiden Wölfe. Im März 2008 tauchte ein ,,neuer" Wolf auf, der anhand seiner Fußabdrücke als ein drittes Individuum identifiziert wurde. Von den anderen Tieren fehlt nach wie vor jede Spur.

Im Nachbarland Sachsen-Anhalt gab es im Jahr 2008 erste Nachweise von Wölfen. In diesem Sommer nun konnten auch Welpen registriert werden. Soweit die erfreuliche Nachricht. Der allerdings ging eine schlechte voran: Anfang Juni wurde ein Rüde, höchstwahrscheinlich der Vater der Welpen, illegal von einem Jäger erschossen. Das Land reagierte schnell - Strafantrag wurde gestellt und dem Jäger die Jagderlaubnis entzogen.

Hartnäckig halten sich Gerüchte aus Jägerkreisen, nach denen auch die beiden Lübtheener Wölfe ein solches Schicksal ereilt hat - doch klare Aussagen hierzu fehlen bislang. Vertun die Jagdausübenden der Region hier eine große Chance? Falls es klare Hinweise auf eine Straftat geben sollte, muss auch seitens der Jägerschaft offensiv an deren Aufklärung mitgewirkt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Gerüchteküche weiter brodelt und es einmal mehr pauschal heißt: die bösen Jäger. Was auch immer mit den zwei Wölfen im Lübtheener Raum geschehen ist, fest steht, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern auf ein gründliches Wolfsmonitoring nicht verzichten kann und seinen Verpflichtungen gemäß FFH-Richtlinie schnellstmöglich nachkommen muss. Ebenso wichtig ist die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung und vor allem die Nutztierhalter auf ein Leben mit dem Wolf in ihrer Nachbarschaft vorzubereiten. Bleibt die Hoffnung, dass die Gerüchte nur Gerüchte sind und die zwei Wölfe weitergewandert sind.


Hintergrundinformationen

Wölfe in Deutschland - Schutzstatus

Aufgrund starker Bejagung waren Wölfe in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Nach dem zweiten Weltkrieg tauchten wieder vereinzelt Wölfe in Deutschland auf, die größtenteils aus Polen einwanderten. Seit dieser Zeit wurden immer wieder Wölfe erlegt. Nachdem erkannt wurde, dass die Etablierung einer stabilen Wolfspopulation unter den gegebenen Bedingungen keinen Erfolg haben würde, wurde der Wolf 1980 als ,,besonders streng geschützt" in die Bundesartenschutzverordnung übernommen. In der DDR war der Wolf bis zur Wiedervereinigung eine jagdbare Art, die ab 1984 ganzjährig zum Abschuss freigegeben war. Seit der Wiedervereinigung ist der Wolf nach Naturschutzrecht streng geschützt. Darüber hinaus steht der Wolf in Anhang II und Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und gilt somit auch europaweit als streng geschützt. Der europäische Schutzstatus geht sogar so weit, dass der Lebensraum des Wolfes bewahrt oder wiederhergestellt werden muss. Um dies zu kontrollieren, ist Deutschland und damit auch Mecklenburg-Vorpommern verpflichtet ein Wolfsmonitoring durchzuführen. Über die Ergebnisse des Monitorings ist der EU alle sechs Jahre Bericht zu erstatten. Wölfe in Sachsen Seit 1995 gibt es wieder territoriale Wölfe in Sachsen in der Oberlausitz. Im Jahr 2000 wurde die erste Wolfsfamilie (Rudel) entdeckt. Inzwischen leben in Sachsen etwa 45 Tiere in fünf Rudeln. Es ist damit das größte Vorkommen in Deutschland.

Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch kein Wolfsrudel. Im Moment geht man von vier Regionen aus, in denen ein oder zwei Wölfe sich territorial aufhalten: Lübtheener Heide, Prignitz, Kyritz-Ruppiner Heide und Ueckermünder Heide. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat Anfang 2009 die Arbeitsgruppe Wolf ins Leben gerufen, in der Vertreter aus Behörden, Naturschutzverbänden, Landesjagdverband und Landesschafzuchtverband die Erstellung eines Managementplanes Wolf fachlich begleiten. Wie in Sachsen kam es auch in MV schon mehrfach zu Schafrissen. Dies passiert vor allem dann, wenn die Tiere nicht mit Elektrozäunen geschützt sind. Schäden an Nutztieren werden, sofern nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie vom Wolf stammen, vom Land entschädigt. Entsprechende Informationen hierzu sowie über nötige Präventionsmaßnahmen für die Nutztierhalter erteilt das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie. Wissenswertes zum Wolf Wölfe leben im Sozialverband, dem Rudel. Ein typisches Wolfsrudel besteht aus den beiden Elterntieren und den Nachkommen der letzten zwei Jahre. Die Jungwölfe verlassen das elterliche Rudel meist im zweiten Lebensjahr, um oft hunderte von Kilometern entfernt einen Partner zu finden und ein eigenes Rudel zu gründen. Die Wolfsfähe ist einmal im Jahr läufig. Die Paarung erfolgt in der Regel im Februar/März. Nach rund 63 Tagen werden Ende April/Anfang Mai vier bis sechs Welpen geboren. Jedes Rudel beansprucht ein eigenes Territorium, das es gegen andere Wölfe verteidigt. Damit ist die Zahl der Rudel und die Anzahl der Wölfe, die in einem Gebiet leben können, begrenzt. Die Größe der Rudelreviere hängt vor allem von der verfügbaren Nahrung ab. Je weniger Beutetiere (v.a. Schalenwild) auf einer Fläche leben, desto größer ist das Wolfsterritorium.


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Quelle:
Presseinformation, 3. September 2009
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Mecklenburg-Vorpommern
Arsenalstr. 2, 19053 Schwerin
Tel.: 0385/200 36 11, Fax: 0385/758 94 98
E-mail: lgs@NABU-MV.de
Internet: www.NABU-MV.de und www.schreiadlerschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2009