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SÄUGETIERE/280: Wildkatzen in Baden-Württemberg (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 15. Dezember 2009

Den Wildkatzen im ganzen Land auf der Fährte

BUND, FVA UND WFS fahnden jetzt auch auf der Schwäbischen Alb


Stuttgart. Die Suche nach weiteren Wildkatzen geht jetzt im ganzen Land weiter: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) und die Wildforschungsstelle (WFS) setzen ihre Beobachtungen fort. Während sie die Wildkatze bisher nur an wenigen Stellen im Land vermuteten, suchen sie aufgrund neuer Hinweise in diesem Winter in weiteren Gebieten Baden-Württembergs, in denen noch Reste des Lebensraums der Wildkatze vorhanden sind. Der BUND und die FVA werden in den Wäldern am Baden-Airport Lockstöcke ausbringen, um festzustellen, ob es dort neben den beiden mit einem Halsbandsender versehenen Jungkatzen "Hänsel" und "Gretel" weitere Wildkatzen gibt. Auch die angrenzenden Gebiete am Mittleren Oberrhein und im Nordschwarzwald werden untersucht. Daneben ist der Umwelt- und Naturschutzverband im Kraichgau, dem Stromberg-Heuchelberg-Gebiet, auf der Schwäbischen Alb, in der oberschwäbischen Adelegg und im Altdorfer Wald in Sachen Wildkatze aktiv: Hier werden in den kommenden Wochen ehrenamtlich engagierte BUND-Helfer Lockstöcke setzen und diese regelmäßig bis März auf hängengebliebene Katzenhaare untersuchen. Die WFS wird im Odenwald, in der Oberen Gäue/Schönbuch und auf der Schwäbischen Alb Lockstöcke platzieren. Die FVA wird im Rahmen des Forschungsprojektes "Wildkatze am Kaiserstuhl" diese Region sowie die Gebiete, welche Hänsel und Gretel durchstreifen, intensiver untersuchen.

Die Aufstellung der Lockstöcke erfolgt in jedem Landkreis nach Absprache mit dem zuständigen Wildtierbeauftragten. Die Wildtierbeauftragten sind lokale Ansprechpartner (meist Forstbeamte), die Nachweise von seltenen Tierarten, zu welchen auch die Wildkatze zählt, in ihrem Landkreis sammeln und an die FVA weiterleiten.

Zum Nachweis der Wildkatze wird deutschlandweit die Baldrian-Lockstockmethode angewandt. Dabei erhält man Haarproben, ohne die Tiere in ihrem natürlichen Verhalten zu stören: Angeraute Holzlatten - so genannte Lockstöcke - werden mit einer Lösung aus Baldrianwurzel besprüht und an ausgewählten Standorten aufgestellt. Die Katzen werden durch den Geruch des Baldrians angelockt und reiben sich an den Lockstöcken, wobei Haare zwischen den Holzsplittern hängen bleiben. Diese Haare werden im Labor der FVA genetisch analysiert. Die aufwändige Methode ist nötig, weil die Wildkatze (Felis silvestris silvestris) der wildfarbenen Hauskatze (Felis s. f. catus) zum Verwechseln ähnlich sieht. Für einen Nachweis der Art reichen deshalb weder Beobachtungen noch Fotos - nur der genetische Nachweis ist eindeutig.


Hintergrund:

Die Europäische Wildkatze galt in Baden-Württemberg seit 1912 als verschollen. Die Untersuchung zweier überfahrener Katzen am Kaiserstuhl 2006 und 2007 erbrachten die ersten sicheren Nachweise der Wildkatze in Baden-Württemberg (vgl. www.fva-bw.de). Mittlerweile haben BUND, FVA und WFS im Bereich Kaiserstuhl und den angrenzende Rheinauen, der Offenburger Rheinebene und bei Baden-Baden Wildkatzen nachgewiesen. Die beiden Jungkatzen Hänsel und Gretel haben im Frühjahr 2009 gezeigt, dass sich Felis silvestris silvestris im Land auch vermehrt. Die Wildkatze ist eine nach europäischen Richtlinien besonders geschützte Art und stellt hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Der BUND setzt sich mit dem Projekt "Rettungsnetz Wildkatze" bundesweit dafür ein, dass die Lebensräume der Wildkatze erhalten und wieder vernetzt werden. In Baden-Württemberg findet die Umsetzung des Rettungsnetzes Wildkatze durch eine Integration in den durch die FVA erarbeiteten Generalwildwegeplan statt. Der Generalwildwegeplan ist ein landesweites Konzept für Wildtierkorridore, welches die Ansprüche verschiedener Wildtiere berücksichtigt, darunter auch jene der wiederentdeckten Wildkatze.


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Quelle:
Presseinformation, 15. Dezember 2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
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70178 Stuttgart. Paulinenstraße 47
Tel.: 07 11/62 03 06-0, Fax: 07 11/62 03 06-77
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2009