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VÖGEL/1095: Stimmenimitator wird "Vogel des Jahres" (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 12. Oktober 2017

Stimmenimitator wird "Vogel des Jahres"

NABU und LBV küren den Star zum "Vogel des Jahres 2018" - Mit Situation in Thüringen


Jena - Wenn es bei den Vögeln einen Talentwettbewerb für Stimmenimitatoren geben würde, dann würde der Star wohl auf einen der ersten Plätze landen. Jetzt haben Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner LBV, Landesbund für Vogelschutz, den Star (Sturnus vulgaris) zum "Vogel des Jahres 2018" gewählt. Auf den Waldkauz, Vogel des Jahres 2017, folgt damit ein Singvogel. Der Star ist bekannt als Allerweltsvogel - den Menschen vertraut und weit verbreitet. Doch seine Präsenz in unserem Alltag täuscht, denn der Starenbestand nimmt ab. Es fehlt an Lebensräumen mit Brutmöglichkeiten und Nahrung.


Star in einem Baum - Foto: © istock/kruwt

Foto: © istock/kruwt

"In Thüringen wird der Bestand des Stars, laut Brutvogelatlas Deutscher Vogelarten mit 80.000 bis 160.000 Brutpaaren angegeben", berichtet Klaus Lieder, der Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie im NABU Thüringen. "Der Rückgang des famosen Stimmenimitators von anderen Vogelarten ist uns allerdings schon seit den 1980er Jahren bekannt." Der Bestand des Stars in Deutschland schwankt jährlich zwischen 3 und 4,5 Millionen Paaren, je nach Nahrungsangebot und Bruterfolg im Vorjahr. Das sind zehn Prozent des europäischen Starenbestandes, der bei 23 bis 56 Millionen liegt.

"Hoher Einsatz von Pestiziden, großflächige Monokulturen mit Raps, Winterweizen und Mais und die weitere Intensivierung der Landwirtschaft sind eine Ursache für den Rückgang des Stars", so Lieder. Die Vernichtung von Bruthöhlen in Gebäuden durch Sanierung am Bau, Feuerwerk, der Einsatz von Drohnen und immer weniger Starenkästen in Gärten sind als weitere Faktoren zu nennen. Außerdem wird der Vogel auch oft als Störenfried empfunden wenn er die "heilige" Ruhe so machen Anwohners stört. "Auf mich wirken Stare eher belebend. In meinem Garten sind jährlich 5 - 6 Brutpaare, die ein oder auch zwei Bruten großziehen. Besonders spannend ist es, das Brutgeschäft von der Balz bis zum Ausfliegen der Jungvögel hautnah verfolgen zu können. Und beeindruckt bin ich von den synchronisierten Flugformationen bei Angriffen von Greifvögeln, wenn tausende Vögel exakte Wendungen im Schwarm ausführen ohne den Nachbarn zu berühren", erzählt Klaus Lieder voller Bewunderung.

Der schillernde Geselle ist auch ein typisches Beispiel für den stillen Rückgang der häufigen Vogelarten, denn sein Bestand nimmt stetig ab. In der aktuellen deutschlandweiten Roten Liste ist der Star sogar direkt von "ungefährdet" (RL 2007) auf "gefährdet" (RL 2015) hochgestuft worden, ohne auf der Vorwarnliste zu stehen.

Die Nahrung des Stars ist abhängig von den Jahreszeiten. Im Frühjahr stehen Kleintiere aus dem Boden auf dem Speiseplan. Im Sommer und Herbst schätzen Stare zusätzlich Früchte und Beeren.

Gründe für seinen Rückgang sind der Verlust und die intensive Nutzung von Weiden, Wiesen und Feldern, auf denen der Star nicht mehr genug Würmer und Insekten zum Fressen findet. Werden Nutztiere nur im Stall gehalten, fehlt der Mist, der Insekten anlockt. Biozide und Agrochemikalien vernichten zudem weitere Nahrungstiere. Beerentragende Hecken zwischen den Feldern sucht man vielerorts ebenfalls vergebens. Geeignete Nistplätze fehlen dort, wo alte Bäume mit Bruthöhlen entfernt werden.

Angepasst hat sich der Star an die Stadt: Der urbane Geselle nutzt Nistkästen oder Hohlräume an Dächern und Fassaden zum Nestbau. Parkanlagen, Friedhöfe und Kleingärten liefern ihm Nahrung.

Obwohl als "Allerweltsvogel" betitelt, ist der Vogel des Jahres 2018 doch eher der "Star" unter den Vögeln. Bewundert werden seine Schwarmflüge im Herbst, die als einzigartiges Naturschauspiel gelten. Im Frühjahr sticht das Starenmännchen durch sein metallisch glänzendes Gefieder heraus. Helle Punkte verzieren vor allem das Prachtkleid des Weibchens. Im Spätsommer nach der Mauser enden die dunkelbraunen Federn der Jungtiere in einer weißen Spitze, einem Perlmuster ähnlich. Zum Gesamtpaket dazu kommt sein Talent der Imitation: Der Star kann andere Vögel und Umgebungsgeräusche perfekt nachahmen und in seinen Gesang einbauen. Zu hören sind dann auch Handyklingeltöne, Hundebellen oder Alarmanlagen.

Abhängig von seinem Lebensort ist der Jahresvogel Kurzstreckenzieher, Teilzieher oder Standvogel. Mitteleuropäische Stare ziehen zum Großteil bis in den südlichen Mittelmeerraum und nach Nordafrika. Die maximale Zugstrecke liegt bei 2.000 Kilometern. Manche Stare verzichten vermehrt auf lange Reisen und überwintern vor allem im Südwesten Deutschlands. Im Herbst sind die imposanten Schwarmwolken aus vielen tausend Staren am Himmel zu sehen, wenn sie während des Zuges an einem Schlafplatz Rast machen.

Weitere Infos unter www.NABU-Thueringen.de

Die Farbbroschüre "Vogel des Jahres 2018 - Der Star" (Art. Nr.: 2520), DIN A5, 32 Seiten gibt es im NABU-Shop unter www.NABU-shop.de sowie unter www.lbv-shop.de

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Quelle:
Pressemitteilung, 12.10.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2017

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