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VIELFALT/076: Neue Rote Liste beweist - Bedrohung der Artenvielfalt hält an (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 14. Februar 2011 - Artenschutz/Biodiversität

Neue Rote Liste beweist - Bedrohung der Artenvielfalt hält an

NABU: Biodiversitätsstrategie für NRW ist längst überfällig


Düsseldorf - Anlässlich der heutigen Vorstellung der aktuellen Roten Liste der gefährdeten Tiere und Pflanzen in Nordrhein-Westfalen fordert der NABU die Landesregierung auf, den Artenschutz stärker zu gewichten als bisher und die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung auch auf Landesebene endlich zügig umzusetzen. "Die neue Rote Liste ist der beste Beweis für die anhaltende Gefährdung der heimischen Arten und dafür, dass NRW sein Ziel, den Artenschwund zu stoppen, nach wie vor deutlich verfehlt", erklärte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU-Landesverbandes. Eine verbindliche Biodiversitätsstrategie für Nordrhein-Westfalen und damit verbunden die konsequente Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen in der Breite seien längst überfällig.

"Einzelne Erfolge wie beim Wanderfalken, dem Uhu, dem Weißstorch oder dem Feldhasen dürfen nicht über die ansonsten dramatische Lage hinwegtäuschen", so Tumbrinck weiter. 47 Prozent aller Brutvogelarten in Nordrhein-Westfalen seien gefährdet: Von insgesamt 212 Brutvogelarten stehen 81 Arten als ausgestorben, vom Aussterben bedroht oder gefährdet auf der Roten Liste, 18 weitere Arten sind potenziell gefährdet. Besonders alarmierend ist der Rückgang bei Arten wie Uferschnepfe, Kuckuck, Pirol, Feldlerche, Grauammer und Mehlschwalbe. Besorgniserregend sei auch, dass ehemalige Allerweltsarten wie Haussperling oder Star in die so genannte Vorwarnliste aufgenommen wurden. Bei den Pflanzen, Säugetieren und Insekten wie Schmetterlingen und Wildbienen seien die Zahlen nicht erfreulicher.

"Hauptverantwortlich für diesen flächendeckenden Rückgang heimischer Tiere und Pflanzen ist die immer schneller fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft, die zum Verlust von geeigneten Lebensräumen wie extensiv genutztem Grünland, Brachflächen, Hecken oder Gebüschen führt", klagte der NABU-Landeschef an. So seien beispielsweise zahlreiche Ackerwildkräuter wie der Feld-Rittersporn und Arten der mageren sowie feuchten Wiesen und Weiden wie die Wiesenschlüsselblume und zahlreiche Orchideen massiv gefährdet. Aber auch der anhaltend hohe Flächenverbrauch, die Gebäudesanierung, Aufräumwut im Siedlungsbereich und der Klimawandel machten sich bei dieser neuen Roten Liste bemerkbar.

Besondere Anstrengungen erwarte der NABU zukünftig deshalb im Bereich der Landwirtschaft. Mit dem Umbruchverbot für Dauergrünland habe das nordrhein-westfälische Umweltministerium Ende letzter Woche zwar ein klares Zeichen gegen den anhaltenden Biodiversitätsverlust in der Landwirtschaft gesetzt. Dies könne allerdings nur der erste Schritt hin zu einem aus NABU-Sicht dringend erforderlichen Kurswechsel in der gesamten Agrarpolitik sein, wolle man in den kommenden zehn Jahren tatsächliche Erfolge im Artenschutz erzielen. Statt die Intensivierung der Landwirtschaft weiter zu subventionieren sei es unerlässlich, sämtliche Agrarzahlungen an ökologische Mindestkriterien zu koppeln, ökologische Vorrangflächen auf zehn Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu schaffen und den Vertragsnaturschutz wieder zu stärken.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 7, 14.02.2011
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Februar 2011