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VÖGEL/534: Der NABU-Vogel des Jahres 2010 ist der Kormoran (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - 9. Oktober 2009 - Umwelt/Vogel des Jahres

NABU und LBV: Kormoran ist Vogel des Jahres 2010

Dr. Buschmann: "Fischfressende Vogelart ist natürlicher Bestandteil unserer Gewässer"


Der NABU-Vogel des Jahres 2010 ist der Kormoran, eine der interessantesten und faszinierendsten heimischen Vogelarten. "Wer den geschickten und geselligen Fischtaucher mit seinem schillernden Federkleid einmal aus der Nähe beobachten kann, wird mit einem packenden Naturschauspiel belohnt. Der Kormoran hat - wie Eisvogel, Fischotter, Graureiher, Haubentaucher, Seehund sowie See- und Fischadler - seine Berechtigung, ohne Verfolgung als natürlicher Bestandteil unserer Natur bei uns zu leben", stellte Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen, den Jahresvogel vor.

Der NABU hat den Kormoran zum 'Vogel des Jahres 2010' gewählt. Nicht ohne Grund: Unter dem Vorwand eines Kormoran-Managements hat Niedersachsen seit dem Jahr 2003 eine rechtswidrige Kormoran- Verordnung erlassen, die den bestehenden Schutz untergräbt. Damit wird die Tötung ohne Schadensnachweis an Fischbeständen selbst in Schutzgebieten, ermöglicht. Tausende Tiere fallen dem sachlich ungerechtfertigten Abschuss zum Opfer. Eine beschämende Bilanz, ist der Kormoran doch vor allem ein Opfer von Vorurteilen.

"Aber Kormorane vernichten weder natürliche Fischbestände noch gefährden sie Fischarten. Stattdessen kommt es darauf an, sich für die ökologische Verbesserung unserer Gewässer einzusetzen - damit alle Fische und Wasservögel Raum zum Leben haben. Alle Fisch fressenden Vogelarten wie der Kormoran sollten als natürlicher Bestandteil unserer Gewässer-Lebensräume akzeptiert werden", forderte Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen: "Es muss Schluss sein mit dem sinnlosen Töten."

Jahrzehntelang war der Kormoran Phalacrocorax carbo aus Deutschland so gut wie verschwunden - das Ergebnis intensiver Verfolgung durch Fischer und Angler. Erst nach konsequentem Schutz durch die EG-Vogelschutzrichtlinie (1979) leben in Deutschland heute wieder rund 24.000 Brutpaare, davon mehr als die Hälfte in großen Kolonien nahe der Küste. In Niedersachsen brüteten 2005 über 1.500 Paare. Die Rückkehr des Kormorans ist ein Erfolg für den Vogelschutz, auf den alle stolz sein könnten.


Berlin. 9. Oktober 2009 - Der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) haben den Kormoran zum "Vogel des Jahres 2010" gewählt. Die beiden Verbände wollen sich damit offensiv für den Schutz des Kormorans einsetzen, der nach seiner Rückkehr an deutsche Seen, Flüsse und Küsten wieder zu tausenden geschossen und vertrieben wird. "Unter dem Vorwand eines "Kormoran-Managements" haben nahezu alle Bundesländer spezielle Kormoran-Verordnungen erlassen, die den bestehenden Schutz der Vögel untergraben", erklärte NABU-Vizepräsident Helmut Opitz. Diese Verordnungen erlauben die flächendeckende Tötung von Kormoranen unabhängig von einem Schadensnachweis an Fischbeständen selbst in Naturschutzgebieten, teilweise sogar ausdrücklich während der Brutzeit. "Die Bilanz ist beschämend: Jedes Jahr werden in Deutschland wieder rund 15.000 Kormorane getötet", so Opitz.

Jahrzehntelang war der Kormoran (Phalacrocorax carbo) aus Deutschland so gut wie verschwunden - das Ergebnis intensiver Verfolgung durch Fischer und Angler. Erst nach konsequentem Schutz durch die EG-Vogelschutzrichtlinie (1979) leben in Deutschland heute wieder rund 24.000 Brutpaare, davon mehr als die Hälfte in großen Kolonien nahe der Küste. Ihre Zahl hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. "Die Rückkehr des Kormorans ist ein Erfolg für den Vogelschutz, auf den wir stolz sein können", betonte der LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann. Berufsfischer und Angler versuchten jedoch, die Vertreter von Politik und Behörden von angeblich massiven wirtschaftlichen Schäden und der Bedrohung einzelner Fischarten durch den Vogel zu überzeugen. "Doch Kormorane vernichten keine natürlichen Fischbestände und gefährden langfristig auch keine Fischarten. Vielmehr kommt es darauf an, sich für die ökologische Verbesserung unserer Gewässer einzusetzen - damit alle Fische und Wasservögel Raum zum Leben haben", so Sothmann. Aus Sicht von NABU und LBV sollten fischfressende Vogelarten wie der Kormoran als natürlicher Bestandteil unserer Gewässerökosysteme akzeptiert werden.

Die 80 bis 100 Zentimeter großen und zwischen zwei bis drei Kilo schweren Vögel fangen bevorzugt Fische, die sie ohne großen Aufwand erbeuten können - sie sind Nahrungsopportunisten. Darum stehen vor allem häufige und wirtschaftlich unbedeutende "Weißfische" wie Rotaugen, Brachsen und andere Kleinfische auf ihrem Speiseplan, die besonders in nährstoffreichen Gewässern in großen Mengen vorkommen. "Edelfische" wie Felchen oder Äschen machen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge nur geringe Anteile ihrer Nahrung aus.

NABU und LBV lehnen eine flächendeckende Regulierung der Kormoranbestände grundsätzlich ab. Denn es gibt Alternativen. Eine zeitgemäße Strategie ist die Schaffung von Ruhezonen. So werden die Wasservögel an Orte gelenkt, an denen sie sich von reichhaltigen Fischbeständen ernähren können - dazu zählen größere Stillgewässer und Flüsse ebenso wie die Küste. Dadurch verringert sich der Druck auf Fischzuchtanlagen oder die Rückzugsräume seltener Fischarten. An Fischzuchtanlagen bzw. in Zentren der Teichwirtschaft können gebietsweise Probleme durch den Kormoran auftreten. Dort müssen gemeinsam vor Ort Lösungen gefunden werden, wirtschaftliche Schäden durch Kormorane zu verhindern, ohne den natürlichen Bestand der Vogelart erneut zu gefährden. Fischteiche können z.B. durch das Überspannen mit weitmaschigen und gut sichtbaren Drahtnetzen sowie durch optisches und akustisches Vertreiben wirksam geschützt werden.

"Wir möchten zeigen, was getan werden kann, um Kormoranen und Fischern eine Zukunft an unseren Gewässern zu sichern. Der Umgang mit dem Kormoran ist ein Prüfstein für einen umsichtigen Artenschutz in Deutschland und Europa", so die Verbände.

Der Kormoran, dessen grüne Augen an Edelsteine erinnern, ist ein Meistertaucher Bis zu 90 Sekunden lang und 30 Meter tief kann er tauchen. Sein mit Wasser vollgesogenes Gefieder lässt er von Wind und Sonne trocknen - ein einzigartiges Verhalten in der Vogelwelt. Dazu breitet er die Flügel in der charakteristischen Haltung auf einem Ruheplatz aus. Abgesehen von Südamerika ist der Kormoran in allen Erdteilen zu Hause.


Hintergrundinformationen zu finden unter www.NABU.de und www.vogel-des-jahres.de.Auf www.kormoranfreunde.de, der Kampagnen-Seite zum Vogel des Jahres 2010, kann man sich als Freund des verfolgten Vogels registrieren.

Die Farbbroschüre zum Jahresvogel 2010 (Art.-Nr. 1922) kann für 1 Euro zzgl. Versandkosten beim NABU-Natur-Shop, Am Eisenwerk 13, 30519 Hannover (www.NABU.de/shop) bezogen werden.


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Quelle:
Pressemitteilung, 9. Oktober 2009
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
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Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2009