Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

VÖGEL/608: Nicht jeder Jungvogel ist hilflos (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 15. Juni 2010

Nicht jeder Jungvogel ist hilflos

Jetzt fliegen viele Jungvögel aus. Der NABU bittet MitbürgerInnen, sie nicht mit nach Hause zu nehmen.


Neumünster, 15. Juni 2010 - Beim NABU häufen sich in diesen Tagen die Anrufe besorgter Bürger, die vermeintlich verlassene Jungvögeln entdeckt haben. Doch in vielen Fällen hilft schlicht, das Jungtier am Fundort zu belassen oder nur umzusetzen, denn die Handaufzucht birgt große Probleme.

Die Jungen der meisten Vogelarten sind flügge, sobald sie befiedert sind. Sie verbringen aber, bevor sie auch fliegen können, noch eine gewisse Zeit in der Nähe ihres Nestes. In dieser Zeit werden sie weiterhin von den Altvögeln versorgt, mit denen sie über ihre Bettelrufe in Kontakt bleiben. Gerade bei jungen Amseln kann man beobachten, wie sie bereits hüpfend und bettelnd sich über die Rasenfläche bewegen, aber noch nicht flugfähig sind - und dann aufgesammelt werden.

Vogelfreunde sollten sich jedoch nur dann eines Jungtieres annehmen, wenn es direkt gefährdet ist, also z. B. an einer viel befahrenen Straße sitzt. Dann kann es vorsichtig umgesetzt werden, z. B. auf einen Baum oder in einen Busch. Der Absetzort sollte so gewählt werden, dass das Junge in Rufweite zum ursprünglichen Fundort bleibt, damit die Eltern den Kontakt nicht verlieren. Sehr junge Vögel, die noch kaum befiedert und ganz offensichtlich aus dem Nest gefallen sind, können vorsichtig in ihr Nest zurückgesetzt werden. Sie werden trotz Kontakt mit dem Menschen weiterhin von den Eltern angenommen. Vögel haben nämlich einen deutlich schwächer ausgeprägten Geruchssinn als Säugetiere, die sehr empfindlich reagieren - ihre Jungtiere sollten generell nicht angefasst werden.

Ein Jungvogel hat im Allgemeinen draußen im Freiland größere Überlebenschancen, selbst wenn das Tier in eine anerkannte Vogelpflegestation abgegeben wird. Auch hier sterben noch viele Jungvögel, weil auch erfahrene Tierpfleger die Nahrung nicht derart optimal zusammenstellen können wie dies die Altvögel tun. Zudem stellt die erfolgreiche Auswilderung von handaufgezogenen Jungvögeln eine besondere Herausforderung dar, da diese auf viele Gefahren nicht vorbereitet werden können. "Nichts tun oder ein nur vorsichtiges Eingreifen sind also das Beste für junge Vögel auf ihrem Weg in die Selbständigkeit", rät NABU-Vogelexperte Ingo Ludwichowski abschließend.

Der Kormoran braucht Freunde! - www.Kormoranfreunde.de
NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel" - www.gartenvoegel-sh.de


*


Quelle:
Presseinformation, 15. Juni 2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2010