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VÖGEL/634: Thüringen - Jahresvogel Gartenrotschwanz findet kaum Streuobstwiesen (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 8. Oktober 2010

Gartenrotschwanz findet kaum Streuobstwiesen

NABU und LBV küren Vogel des Jahres 2011


Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV), NABU-Partner in Bayern, haben den Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) zum "Vogel des Jahres 2011" gekürt. Der früher weit verbreitete und recht häufige Singvogel mit dem namensgebendem ziegelroten Schwanz ist heute in vielen Regionen selten geworden. Besonders im Westen Deutschlands ist er aus zahlreichen Dörfern und Kleinstädten verschwunden. Immer weniger Gärten genügen heute noch seinen Ansprüchen. Der Gartenrotschwanz kommt in Thüringen flächendecken vor, er meidet leidlich große Nadelwaldgebiete, so ein Sprecher des NABU Thüringens. Laut Kartierungen von 2005 bis 2008 des "Atlas deutscher Burtvogelarten" (ADEBAR) liegt der Brutbestand des Gartenrotschwanzes in Thüringen bei 3.000 bis 3.500 Brutpaaren.

Im Jahr des Gartenrotschwanzes wollen NABU und LBV auf die Gefährdung des farbenprächtigen Vogels aufmerksam machen und zeigen, dass oftmals schon mit einfachen Mitteln neue Lebensräume, wie Streuobstwiesen, geschaffen werden können. Gartenrotschwänze brauchen Nisthöhlen, wie sie vor allem in alten Obstbäumen zu finden sind. Streuobstwiesen zählen daher zu den typischen Lebensräumen. Mit ihren hochstämmigen Obstbäumen, die ein hohes Alter erreichen können, bieten sie sowohl geeignete Brutplätze als auch die notwendigen Sitzwarten, von denen die Vögel nach Insekten jagen. Die Bestände des Gartenrotschwanzes sind im selben Maße zurückgegangen wie die Streuobstgürtel um manche Ortschaften, die Neubaugebieten und Obstplantagen weichen mussten. Bundesweit gibt es nach Schätzungen der beiden Verbände höchstens noch 300.000 Hektar Streuobstwiesen. Damit nicht noch mehr verloren geht, müssten die Betreiber solcher Flächen faire Preise für ihr Obst erhalten. Neben Obstwiesen sind strukturreiche Kleingartenanlagen mit altem Baumbestand zunehmend von Bedeutung. Hier findet der Gartenrotschwanz oftmals letzte Rückzugsräume. Zum Schutz des schlanken, etwa 14 Zentimeter großen Singvogels, fordern NABU und LBV auch ein Umdenken bei der Gestaltung von Gärten und Parks, denn der Gartenrotschwanz braucht abwechslungsreiche Landschaften. Auf sterile Rasenflächen, fremdländische Gehölze und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse zugunsten von natürlicher Vielfalt verzichtet werden. In passender Umgebung kann dem Gartenrotschwanz auch mit speziellen Nistkästen geholfen werden.

Der Bestand des Gartenrotschwanzes in Deutschland wird auf 110.000 bis 160.000 Brutpaare geschätzt. Noch vor 30 Jahren war er etwa drei- bis viermal so hoch. Als Insektenfresser lebt der Gartenrotschwanz nur im Sommerhalbjahr bei uns. Den Winter verbringt er in den afrikanischen Savannen südlich der Sahara. Auch dort und entlang seiner Zugwege ist er etlichen Gefahren ausgesetzt. Großflächige Monokulturen verdrängen mehr und mehr die natürliche Baumsavanne und nicht wenige der Vögel werden Opfer der in manchen Ländern noch üblichen Singvogeljagd. Langfristig könnten allerdings die Folgen des Klimawandels schwerwiegender sein. Dürreperioden im Mittelmeerraum und in der Sahelzone nehmen zu, die von den Vögeln zu überwindenden Wüsten dehnen sich von Jahr zu Jahr weiter aus. Weitaus bekannter und häufiger als der Gartenrotschwanz ist sein naher Verwandter, der schlichter gefärbte Hausrotschwanz. Dieser stammt ursprünglich aus felsigen Bergregionen. Als Kulturfolger hat er sich unsere Städte als "Ersatzfelsen" erobert. Garten- und Hausrotschwanz werden daher leicht miteinander verwechselt.

Der Gartenrotschwanz ((Phoenicurus phoenicurus) - Dort, wo es hochstämmige Obstbäume gibt, fühlt sich auch der seltene Gartenrotschwanz wohl - Foto: Blickwinkel/McPhoto

Der Gartenrotschwanz ((Phoenicurus phoenicurus) vom NABU und LBV
zum "Vogel des Jahres 2011" gekürt. Dort, wo es hochstämmige Obstbäume
gibt, fühlt sich auch der seltene Gartenrotschwanz wohl.
Foto: Blickwinkel/McPhoto


Vogel des Jahres 2010 ist der Kormoran.
Weitere Infos unter: http://thueringen.nabu.de/themen/vogeldesjahres

Im Internet ist der Gartenrotschwanz unter www.NABU.de, www.LBV.de oder www.Vogel-des-Jahres.de zu finden. Mit dem Online-Spiel "Super-Gero" können die Fakten zum Vogel des Jahres spielend erlernt werden.

Die Farbbroschüre zum Jahresvogel 2011 (Art.-Nr. 1934) kann für 1 Euro zzgl. Versandkosten beim NABU-Natur-Shop, Am Eisenwerk 13, 30519 Hannover (www.NABU.de/infomaterial) bezogen werden.


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Quelle:
Pressemitteilung, 08.10.2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2010