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VÖGEL/645: Seidenschwänze, Besuch aus dem fernen Sibirien - NABU ruft zu Meldungen auf (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 3. Dezember 2010

Seidenschwänze - Besucher aus dem fernen Sibirien

NABU ruft zu Meldungen auf


Wer in diesen Tagen einen hohen, fein zwitschernden Vogelruf vernimmt, sollte sich genau umschauen. Seidenschwänze sind zu Gast, die aus den Weiten der russischen Taiga den langen Weg auch nach Deutschland gefunden haben, um der diesjährigen Nahrungsknappheit in ihrem eigentlichen Verbreitungsgebiet zu entfliehen. Nachdem die Tiere bereits Ende Oktober aus Schleswig-Holstein gemeldet wurden, sind nun auch Seidenschwänze in Rheinland-Pfalz gesichtet worden.

'Die farbenfrohen, recht zutraulichen Vögel, sind etwa starengroß und im Regelfall in Trupps unterwegs. Sie sitzen gerne in Sträuchern und Bäumen, die noch Beeren oder Knospen tragen', erläutert Olaf Strub, Naturschutzreferent des NABU Rheinland-Pfalz.

Immer wenn die Ebereschen in Sibirien wenig Früchte tragen, ziehen die Seidenschwänze bis nach Europa. Die letzten großen Invasionen wurden im Winter 1995/96 und 2004/05 beobachtet, als Seidenschwänze in großer Anzahl sogar bis nach Irland flogen. Zwischendurch gibt es immer mal wieder kleinere Einflüge. Ob es in diesem Jahr wieder einen massiven Einflug gibt, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen.

Invasionen sind von vielen Vogelarten bekannt und zeigen eine besondere Facette des Vogelzugs. Es gibt verschiedene Wanderstrategien von Zugvögeln, so ziehen Weitstreckenzieher wie die Rauchschwalbe alljährlich in wärmere Regionen außerhalb Europas, um dort zu überwintern. Mittel- und Kurzstreckenzieher wandern z.B. in den Mittelmeerraum, während Standvögel ortstreu sind. 'Gefiederte Invasoren, wie Bergfinken, Tannenhäher oder Seidenschwänze, passen in keines dieser Schemata, Wanderungen über Distanzen von mehr als 5000 km sind für sie aber auch bekannt', so der NABU-Vogelexperte.

Sichtungen des Seidenschwanzes können unter www.rlp.nabu.de gemeldet werden.

"Anfang Januar findet die erste große Zählaktion am Futterhaus statt", so Olaf Strub, "bei der 'Stunde der Wintervögel' werden bestimmt auch viele Seidenschwänze gezählt. Spätestens dann wissen wir, ob es nur ein kleiner Einflug oder eine echte Invasion war." In Ergänzung zur beliebten Sommerzählung zählt der NABU vom 6. bis 9. Januar 2011 bundesweit die Vögel und ist dafür auf die Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen; alle Informationen zur Aktion gibt es unter: www.stundederwintervoegel.de


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Quelle:
NABU Rheinland-Pfalz, 03.12.2010
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
Tel.: 06131/14039-0, Fax: 06131/14039-28
E-Mail: Kontakt@NABU-RLP.de
Internet: www.NABU-RLP.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2010