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VÖGEL/820: Der Habicht - unsichtbar und gewandt (Unser Wald)


Unser Wald - 1. Ausgabe, Januar/Februar 2012
Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Der Habicht - unsichtbar und gewandt

von Andreas Grauer



Habichte (Accipiter gentilis) sind in Deutschlands Wäldern keine Seltenheit - nur zu sehen sind sie selten. Auch die anvisierte Beute bemerkt einen Anflug meist erst, wenn es zu spät ist. Im Jagdflug nutzt der Greifvogel sehr geschickt Hecken und Bäume als Deckung. Ist die Beute dann geschlagen, wird sie mit den langen Krallen der Füßen (Fänge) getötet, in dem diese tief in die Beute gebohrt werden.

Damit zählt der Habicht zu den Grifftötern. So ist ein Habicht in der Lage auch vergleichsweise große oder wehrhafte Beutetiere bis etwa 3,5 Kilogramm wie Gänse, Kaninchen und Eulen zu schlagen. In der Regel ernährt sich der Habicht aber von Kleinvögeln, wie Spatzen, Amseln oder Tauben, wobei auch Reptilien und Amphibien nicht verschmäht werden.

Wie bei allen Greifvögeln ist das Habichtweib mit rund 1.100 Gramm rund 1/3 schwerer und größer als der Terzel (Männchen). Im Flug ist der Habicht recht leicht von anderen Greifvögeln zu unterscheiden; die Flügel sind relativ kurz, breit und an ihren Spitzen gerundet, der Schwanz ist hingegen lang und schmal. Auch an der Gefiederfarbe sind Habichte einfach zu erkennen. Die Oberseite ist schiefergraubraun, auf der Unterseite ist ein erwachsener Vogel weiß mit einer dunkelbraunen Querbänderung. Jungvögel hingegen haben bis zur ersten Mauser ein eher bräunliches Rückengefieder bzw. eher weislich-rötliche Bauchfedern sowie eine senkrechte Tropfen- oder Strichzeichnung. Daher rührt auch die Bezeichnung "Rothabicht".

In sieben Unterarten untergliedert, besiedeln Habichte in Europa die Nadelwälder der Taiga genauso wie unsere heimischen Wälder oder die Wälder des Mittelmeerraumes. Allerdings ist der Habicht nicht unbedingt an Wälder gebunden. Erforderlich ist lediglich ein für die Horstanlage geeigneter Baumbestand. Habichte bauen große, voluminöse Nester (Horste) bevorzugt auf großen Bäumen, die in der Regel älter als 60 Jahre sind. Habichte sind daher auch in der offenen Kulturlandschaft anzutreffen, wenn dort zumindest einzelne Feldgehölze vorhanden sind.

Habichte zu beobachten, gelingt meist im Februar und März während der Balz der monogamen und heimattreuen Vögel. In dieser Zeit wird das Revier mit Schauflügen markiert und gegenüber Eindringlingen durch Scheinattacken, begleitet von Geschrei, verteidigt. In dieser Zeit wird der Horst, in den meist Mitte März bis Mitte April bis zu fünf Eier gelegt werden, aufgebaut und mit grünen Zweigen getarnt. Nach etwa 38 Tagen Brutdauer schlüpfen die Jungvögel, die nach etwa 40 bis 45 Tagen flügge werden. Erstaunlich schnell, nämlich nach nur drei bis sechs Wochen nach dem Ausfliegen, verlassen die Rothabichte das elterliche Revier.

Die Beziehung zwischen Mensch und Habicht ist sehr vielseitig. Einerseits war der Habicht lange Zeit ein bevorzugter Beizvogel der Falkner und faszinierte durch seine eleganten Jagdflüge. Andererseits ist die Art als Hühnerdieb verschrien (Beiname Hühnerhabicht) und wurde deshalb gnadenlos verfolgt. Dies führte, unterstützt durch Vergiftungserscheinungen durch den Einsatz des Giftes DDT, zu einer Gefährdung der Art. Inzwischen kann aber Entwarnung gegeben werden: Heute gilt der Habicht nicht mehr als gefährdet, was auf das Verbot von DDT sowie das Jagdverbot zurückzuführen ist.

Autor
Andreas Grauer
ist SDW-Landesgeschäftsführer in Rheinland-Pfalz;
E-Mail: sdw[at]sdw-rlp.de

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Habichte leben oft in der Nähe großer Städte.

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Quelle:
Unser Wald - Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
1.‍ ‍Ausgabe, Januar/Februar 2012, Seite 14
Herausgeber:
Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V., Bonn
Redaktion: Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn
Telefon: 0228 / 945 98 30, Fax: 0228 / 945 98 33
E-Mail: unser-wald@sdw.de
Internet: http://www.sdw.de
 
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 Euro
einschl. Versandkosten und 7% MwSt.
Einzelheft: Preis 3,- Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2012