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VÖGEL/851: NABU kürt Bekassine zum Vogel des Jahres 2013 - Stand in Schleswig-Holstein (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 12. Oktober 2012

NABU kürt Bekassine zum Vogel des Jahres 2013



Berlin / Neumünster, 12. Oktober 2012: Der NABU hat die vom Aussterben bedrohte Bekassine (Gallinago gallinago) zum "Vogel des Jahres 2013" gekürt. In Deutschland leben heute nur noch 5.500 bis 6.700 Brutpaare - etwa die Hälfte des Bestandes von vor 20 Jahren. In Schleswig-Holstein, einem der Schwerpunkte des Vorkommens, sind es heute kaum mehr tausend Paare. Grund für den dramatischen Rückgang ist die Intensivierung der Landwirtschaft, die mit der Entwässerung von Mooren und dem Umbruch des wertvollen Grünlandes Wiesenvögeln wie der Bekassine den Lebensraum entzieht.

Die Bekassine soll als Botschafterin für den Erhalt von Mooren und Feuchtwiesen werben. Der taubengroße Schnepfenvogel mit dem beige-braunen Federkleid und dem markanten Schnabel wird wegen seines lautstarken Balzflugs gern "Meckervogel" genannt. Die Bekassine hätte tatsächlich guten Grund, sich zu beschweren, denn mit Mooren und Feuchtwiesen schwindet ihr Lebensraum zusehends. Es wird allerhöchste Zeit, die letzten Moore in Deutschland streng zu schützen - auch im Interesse des Klimaschutzes. Gleiches gilt für Feuchtwiesen. "Wir dürfen nicht länger zulassen, dass der Grundwasserspiegel abgesenkt und Flächen entwässert, Grünland umgepflügt, Ackerkulturen wie Mais für Biogasanlagen großflächig angebaut, Torf abgebaut und Wiesen aufgeforstet werden", so NABU-Landesvorsitzender Hermann Schultz. Dass die Bekassine in Deutschland vom Aussterben bedroht ist, liegt vor allem an der systematischen Zerstörung ihrer Lebensräume. Der Biotopschwund betrifft viele weitere Arten, darunter nahe Verwandte wie den Großen Brachvogel, den Kiebitz oder die Uferschnepfe. Von der Politik erwartet der NABU daher einen konsequenten Schutz für alle Arten der Feuchtwiesen und Moore. Schutzmaßnahmen haben in Schleswig-Holstein dort für die Bekassine Erfolge gebracht, wo die Flächen erworben und die Wasserstände wieder angehoben werden konnten. Wiesen und Weiden zu erhalten und wieder zu vernässen ist zudem ein sehr effizienter Beitrag zum Klimaschutz. Heute sind 95 Prozent der heimischen Moore zerstört und 90 Prozent des Grünlandes in Deutschland wird intensiv bewirtschaftet.

Auch die Jagd macht dem Schnepfenvogel zu schaffen. Allein in der Europäischen Union werden jährlich über ein halbe Million Bekassinen geschossen. Mit der Jagd auf Bekassinen muss endlich Schluss sein. Die Art gehört in der gesamten Europäischen Union dringend ganzjährig unter Schutz gestellt.

Hierzulande ist die Bekassine am häufigsten noch in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg anzutreffen. 1972 in Schleswig-Holstein noch auf 10-15.000 Paare geschätzt, liegt der Brutbestand heute bei wohl kaum noch 1.000 Paaren. Ursprünglich war die Bekassine in ganz Mitteleuropa vom Tiefland bis in mittlere Höhen in größerer Zahl vertreten. Seit einigen Jahrzehnten gehen die Bestände fast überall dramatisch zurück. Für Europa schwanken aktuelle Schätzungen zwischen 930.000 und 1,9 Millionen Brutpaaren. Zwei Drittel des mitteleuropäischen Bestandes von etwa 24.000 bis 45.000 Paaren leben in Polen. Die meisten in Deutschland heimischen Brutvögel sind Kurzstreckenzieher. Sie verbringen den Winter in Südfrankreich, Spanien und Portugal.

Ein zentrales Merkmal der Bekassine ist der spektakuläre Balzflug der Männchen mit einem lautstarken "Wummern", das wie Meckern klingt. Der Laut entsteht während des Sturzflugs durch den Wind, wenn der Vogel seine beiden äußeren Schwanzfedern abspreizt. Die Männchen steigen auf meist 50 Meter Höhe in scharfem Zickzack steil auf, um dann jäh zur Seite abzukippen. Dieser Kunstflug ist besonders gut von März bis Mai zu beobachten. Der mit sieben Zentimetern überproportional lange und gerade Schnabel ist ihr auffälligstes Kennzeichen. Bekassinen stochern mit ihm tief im weichen Boden, um Kleintiere zu orten und zu ertasten. Neben Würmern, Schnecken und Insekten stehen auch Sämereien und Beeren auf dem Speiseplan.

Der NABU verfolgt seit Jahren die Strategie des Flächenkaufs für den Naturschutz und übernimmt die fachkundige Betreuung von Schutzgebieten. Dadurch konnten bereits viele Gebiete als Lebensräume für den Vogel des Jahres 2013 gerettet werden. Darüber hinaus kann jeder Einzelne zum Schutz der Bekassine beitragen, indem er torffreie Blumenerde verwendet.

Weitere Infos unter www.NABU-SH.de.

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Quelle:
Presseinformation, 12.10.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2012