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KOHLEALARM/040: Klimakampf und Kohlefront - Kölner "Corso de Pedale" (SB)


Kein neues Braunkohlekraftwerk in Niederaußem! Schluss mit BoAplus

Radeln für die Energiewende - Fahrraddemo am 5. Mai 2013 in Köln und Umgebung

"Kein neues Braunkohlekraftwerk in Niederaußem!" hieß die Kernforderung der circa 110 Fahrradfahrer, die sich am Samstag, den 5.5.2013 bei schönstem Maiwetter auf den Weg machten, um gegen den Bau von BoAplus vor den Toren Kölns zu protestieren. Circa 8 Mio. Tonnen CO2 und große Mengen an giftigen Schadstoffen wie Feinstaub, Stickoxide, Schwermetalle, Quecksilber und Radioaktivität würde dieses neue Braunkohlekraftwerk jährlich ausstoßen.

Aufgerufen zu dieser Aktion hatte Greenpeace und die Tour so gelegt, daß die Fahrraddemonstranten durch Orte fuhren, die besonders stark von den giftigen Schadstoffen betroffen sind. So startete der Zug am Kölner Dom, um von dort aus durch Ehrenfeld, Pulheim, Stommeln und Rommerskirchen zu fahren und sich schlußendlich in Niederaußem zur Kundgebung vor dem RWE-Kohlekraftwerk zu versammeln.

Foto: © 2013 by Herbert Sauerwein

Treffpunkt vor dem Kölner Dom
Foto: © 2013 by Herbert Sauerwein

Kohlekraftwerke gehören sowohl in Deutschland als auch in Europa zu den schlimmsten Quellen von giftigen Luftschadstoffen. Welche erschreckenden Folgen eine solche Umweltbelastung für die Menschen in dieser Region hat, kann einer kürzlich im Auftrag von Greenpeace vom Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart durchgeführten Studie entnommen werden.[1] Zu den gravierenden Folgen der gesundheitlichen Schädigungen, die durch die von den Kraftwerken emittierten Schadstoffe verursacht werden, gehören Herzinfarkt, Lungenkrebs und Asthma. Laut Studie sterben jedes Jahr 3100 Menschen vorzeitig durch Krankheiten, die auf diese Belastung zurückzuführen sind. Untersucht wurden auch 15 neue Anlagen, die seit 2012 ans Netz gingen oder zukünftig gehen sollen. Diese trügen dann für mindestens 1.000 weitere Todesfälle die Verantwortung.[2]

Foto: © 2013 by Herbert Sauerwein

Radeln für die Energiewende
Foto: © 2013 by Herbert Sauerwein

Dem Zug der protestierenden Radler, die auf der 25 Kilometer langen Fahrrad-Demo ihren Unmut gegen den von RWE geplanten Ausbau der Braunkohleverstromung kundtaten, hatten sich entlang der Strecke mehr und mehr Menschen angeschlossen. Auch Mitglieder der Kerpener Initiative "Buirer für Buir" sowie 30 Anhänger des Aktionsbündnisses Stommelner Bürger "Leben ohne Braunkohle" waren mit dabei. Sie alle sind von den Luftbelastungen betroffen. Doch trotz ihrer seit Jahren wiederholt vorgetragenen Forderung an die RWE, gibt es keine kontinuierlich stattfindenden Messungen der Belastung.

Schwefeldioxid (SO2), Stickoxide (NOx), Ruß und Staubemissionen aus Kohle sind die größten industriellen Ursachen von Feinstäuben, die tief in die Lungen eindringen und vom Blutkreislauf aufgenommen werden. Solche Schadstoffemissionen gefährden die Gesundheit von Säuglingen, Kindern und Erwachsenen, verursachen Herzinfarkte und Lungenkrebs und führen vermehrt zu Asthmaanfällen und anderen Atemwegskomplikationen. Die Schornsteine der Kohlekraftwerke stoßen zudem Zehntausende Kilogramm toxischer Metalle wie Quecksilber, Blei, Arsen und Cadmium aus. Dadurch erhöhen sie das Krebsrisiko und führen zu Entwicklungsstörungen bei Kindern.
Quelle: aus der Zusammenfassung der Greenpeace Kohle-Gesundheitsstudie "Tod aus dem Schlot. Wie Kohlekraftwerke unsere Gesundheit ruinieren" [2]

Drei der fünf Kraftwerke, die die meisten Todesfälle verursachen, stehen im rheinischen Braunkohlerevier. Zu ihnen gehört neben Weisweiler und Frimmersdorf auch Niederaußem.[3]

Fotos: © 2013 by Herbert Sauerwein Fotos: © 2013 by Herbert Sauerwein

Abschlussaktion vor dem Kraftwerk Niederaußem
Fotos: © 2013 by Herbert Sauerwein

Trotz anhaltender Proteste hält RWE an seinen Plänen für den Kraftwerksneubau in Niederaußem fest, als hätte es eine Debatte über den Klimawandel nie gegeben. Auf den Widerspruch, daß trotz der offiziellen Klimaschutzziele, laut denen angestrebt wird, bis 2050 80 Prozent weniger CO2-Ausstoß zu produzieren, ein neues Kraftwerk gebaut wird, das mindesten 40 Jahre laufen soll, macht Matthias Flieder von Greenpeace aufmerksam.

"Wir sprechen uns deutlich gegen den geplanten Neubau von BoAplus aus, weil wir der Meinung sind, dass die Energiewende so nicht funktionieren kann", so Flieder.

Gelbes Fronttransparent mit Aufschrift 'RWE blockiert die Energiewende. Schluß mit BoAplus!' vor den rauchenden Schloten des Braunkohlekraftwerks Niederaußem - Foto: © 2013 by Herbert Sauerwein

Foto: © 2013 by Herbert Sauerwein


Quellen:

[1] Zum vollständigen Text der Studie der Universität Stuttgart
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/energie/130401_Deliverable_IER_to_GREENPEACE_DE.pdf

[2] Tod aus dem Schlot. Wie Kohlekraftwerke unsere Gesundheit ruinieren
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/klima/Kohle-Gesundheitsreport.pdf
Eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich auf der Internetseite von Greepeace
http://www.greenpeace.de/themen/energie/nachrichten/artikel/3100_todesfaelle_durch_deutschlands_schaedlichste_kohlekraftwerke-1/

[3] http://www.buirerfuerbuir.de/index.php/aktuelles/64-studie-zu-gesundheitlichen-auswirkungen-von-kohlekraftwerken


Bilder mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Herbert Sauerwein.

6. Mai 2013