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AKTION/143: Demonstration gegen geplantes Gas-Großkraftwerk in Lothringen (ADPSE)


ADPSE - Donnerstag, 3. September 2009

Demonstration gegen geplantes Gas-Großkraftwerk im lothringischen Hambach


Die Bürgerinitiative ADPSE kämpft gegen den Bau eines Gas-Großkraftwerkes mit einer elektrischen Leistung von 892 MW.

Insbesondere die Stickoxidemissionen dieses Kraftwerkes werden weiter die Schadstoffgehalte im Bereich des Saartals und im Biosphärengebiet des Bliesgaus belasten. Die Gewässerökologie des Flusses, die Saar, wird auch schwer belastet werden.

Was nun mit dem geplanten Kurzentrum in Hanweiler?
Was nun mit der Biosphäre im Bliesgau?
Was nun mit der Alternative Energie Produktions Politik des Saarlandes?

Das in Hambach geplante Gas-Großkraftwerk ist zur Versorgung unserer Region völlig überflüssig und überdimensioniert.

Trotz des Wiederstandes der betroffenen Bevölkerung wollen ein Paar Politiker dieses Projekt durchziehen.

Am 5. September um 14 Uhr, werden wir in Saargemünd ab dem Bahnhof eine Manifestation gegen den Bau dieses Gas-Großkraftwerkes veranstalten.


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ADPSE:

Das Projekt ist aus folgenden Gründen abzulehnen:

Großkraftwerke sind für eine nachhaltige Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien überflüssig, ja schädlich. Zukünftig werden flexible dezentrale Anlagen benötigt, die die fluktuierende Leistung der EE ausgleichen müssen. Diese Anlagen sollten dort stehen, wo möglichst viel Abwärme genutzt werden kann (KWK). Die Größe der Anlage muss sich an dem Strombedarf der Umgebung orientieren.

Diese Bedingungen erfüllt das Vorhaben in Hambach nicht! Weder ist die Leistungsgröße beider Turbinen am zukünftigen Bedarf einer nachhaltigen Stromversorgung ausgerichtet, noch gibt es in der relativ dünn besiedelten Gegend Wärmeabnehmer.

Die Kühlung erfordert einen Wasserbedarf, der erheblich in die Gewässerdynamik und -ökologie der Saar eingreift. Es ist bislang nicht zu ersehen, wie die Kühlung ausgelegt wird, ob ein Kühlturm vorgesehen ist, der für das gesamte Leistungsspektrum ausgelegt wird, oder ob eine Teil-Durchlaufkühlung eingeplant ist.

Gaskraftwerke emittieren weniger klassische Schadstoffe als Kohlekraftwerke, dennoch aber erhebliche Mengen, insbesondere Stickoxide. Daten zur Auslegung der Filteranlagen fehlen. Deshalb ist nicht ersichtlich, welche Emissionsgrenzwerte für die einzelnen Schadstoffe bei der Berechnung eingesetzt wurden. Die maximale stündliche Abgasmenge erscheint plausibel.

Die Verteilung dieser zusätzlichen erheblichen Schadstoffmengen erfolgt entlang der Südwest-Nordostachse und wird zu etwas mehr 50 Prozent deutsches Gebiet betreffen. Hauptsächlich ist von den Säurebildnern das Gebiet der Biosphärenregion Bliestal betroffen. Flora und Fauna werden beeinträchtigt, da der kalkhaltige Oberboden die Säuren zunächst abpuffern kann. Nach einer gewissen Zeit ist das Pufferungsvermögen erschöpft. Dies führt über die Zeitachse möglicherweise zu einer schleichenden Verschiebung des Artenspektrums. Die Bundsandsteinböden im Nordteil des Gebiets sind bezüglich ihrer Pufferungskapazität am Ende. Dies kann man dem Waldschadensbericht entnehmen. Kalkungen sind nur eine vorübergehende Lösung, zudem noch mit unerwünschten Nebenwirkungen. Jeder zusätzliche Säureeintrag muss vermieden werden. Bei dieser Problematik sind wohl gute Eingriffsmöglichkeiten gegen das Projekt gegeben, besonders aber auch für die Grünen bei ihrer politischen Bewertung des Falles. Durch die Grenznähe wird das Saarland voraussichtlich am Genehmigungsverfahren beteiligt.

Weiter muss man eine Erweiterung des Industiegebiets zwischen Saargemünd und Hambach mit zusätzlichen Umweltbelastungen ins Kalkül ziehen. Anders als im Saarland stehen dort große Flächen zur Verfügung. Welche Betriebe sich in Grenznähe ansiedeln könnten, ist noch nicht abzusehen.

Offensichtlich wird das geplante Großkraftwerk über den Knotenpunkt Vigy bei Metz an das grenzüberschreitende Höchstspannungsnetz angeschlossen. Damit kann der Strom auch ins Saarland und über den Verteiler Uchtelfangen weitergeleitet werden. Es ist aber auch ein Anschluss in Richtung Osten möglich.

Nimmt man einen Radius von 100 km um Saarbrücken als Mittelpunkt an, so ist die Region Saar-Lor-Lux mit überdimensionierter Kraftwerkkapazität besetzt. Angefangen von Cattenom, dem Kohlekraftwerke zwischen Metz und Nancy, dem Kraftwerksstandort St. Avold, wo gerade zu den vorhandenen KohleKW ein Gasturbinenblock mit zwei Tubinen a 400 MW der Endesa France (Eon!!) entsteht bis zu den bekannten saarländischen Standorten. In Quierschied scheint man mit dem Bau eines bereits genehmigten Gas-Großkraftwerkes bald zu beginnen, denn inzwischen ist der Bau einer Stichleitung von der Gasleitung Mittelbrunn bei Landstuhl nach Remich, Abnahmepunkt Uchtelfangen, beantragt. Im Übrigen soll anscheinend diese sog. MEGAL-Nord-Leitung, die von Waidhaus an der deutsch-tschechischen Grenze nach Frankreich führt, weiter ausgebaut werden. Diese großdimensionierte Doppelleitung (2 x DN 1 000) transportiert russisches Erdgas über die Grenzpunkte Medelsheim und Obergailbach nach Frankreich (Siehe beigefügte Karte der Gas de France). Offensichtlich soll der Standort Hambach über die MEGAL bedient werden.

Zur Stromversorgung der Region ist ein Gas-Großblock in Hambach eindeutig nicht erforderlich.


Anmerkungen der SB-Redaktion:

1. zum Text: lektorierte ADPSE-Informationen

2. Baubeginn soll im Dezember 2009 sein, die endgültige Entscheidung der Präfektur steht noch aus. Ab 2012 soll das das Kraftwerk ans Netz. Betreiberfirma ist die "Hambrégie", eine Tochterfirma des Pariser Konzerns "Direct Energie".


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Quelle:
ADPSE - Donnerstag, 3. September 2009
Jean-Luc Schmitt
Internet: www.centralethermiquehambach.over-blog.fr


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. September 2009