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AKTION/254: Protest gegen Ölsandabbau - Aktivisten warnen vor Ölkatastrophe in Kanada (Greenpeace)


Greenpeace - Presseerklärung vom 8. Mai 2010
Berlin, 08.05.2010, veröffentlicht von Sigrid Totz

Greenpeace warnt vor Ölkatastrophe in Kanada

Kanadas Premier in Berlin - Aktivisten protestieren gegen Abbau von Ölsand


Anlässlich des Staatsbesuchs von Kanadas Ministerpräsidenten Stephen Harper bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnt Greenpeace vor der Umweltzerstörung durch den Abbau von Ölsand. Dazu haben Aktivisten Ölfässer mit den Aufschriften "BP", "Shell" und "Deutsche Bank" nahe dem Bundeskanzleramt (Heinrich-von-Gagern-Straße) aufgebaut. "Ölabbau in Kanada: dreckig - tödlich - klimaschädlich", steht auf dem Banner. Greenpeace fordert Angela Merkel auf, sich von der Produktion von Öl aus Ölsanden zu distanzieren. Dies ist von besonderer Bedeutung für die derzeit laufenden Verhandlungen in Brüssel über die Zusammensetzung von Kraftstoff in der EU.

"Wie bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko werden in Kanada Unmengen von Tieren und große Naturflächen verseucht. Aber dort sieht es keiner", sagt Christoph von Lieven, Ölexperte von Greenpeace. "Premier Harper muss endlich dafür sorgen, dass dieses Umweltverbrechen gestoppt wird."

In Kanada wird Ölsand abgebaut, um Öl abzutrennen. Dabei entstehen täglich rund 500 Millionen Liter giftiger Flüssigkeiten. Sie enthalten unter anderem Cadmium, Arsen, Quecksilber und krebserregende Kohlenwasserstoffe. Diese werden in künstlichen Giftseen gesammelt, die mit insgesamt 130 Quadratkilometern bereits die doppelte Größe des Chiemsees erreicht haben. In diesen Seen verenden Vögel und andere Tiere, von dort aus sickern die Chemikalien ins Grundwasser und vergiften Menschen und Fische.


Kanadas Premier auf Werbetour für Ölsand

Premier Harper besucht Europa, um die Regierungen davon zu überzeugen, mehr Produkte aus kanadischen Ölsandabbau auf dem europäischen Markt zuzulassen. In Brüssel wird derzeit die sogenannte "Fuel Quality Directive" verhandelt, welche die Zusammensetzung des in Europa verwendeten Kraftstoffes regeln soll. Greenpeace fordert, die Klimaschädlichkeit der Kraftstoffe einschließlich des CO2-Ausstoßes bei der Produktion zu berücksichtigen. "Die EU darf keinesfalls Ölsand aus Kanada auf diesem Weg fördern. Die klimaschädlichsten Produkte müssen ausgeschlossen werden", fordert von Lieven.

Um an das Öl heranzukommen, werden großflächig Wälder abgeholzt, Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört und die Erde abgebaggert. Herausgelöst wird das Öl mit heißem Wasserdampf. Die hierfür benötigte Energie beträgt ein Drittel der Energie des zu fördernden Öls. Trotz dieses hohen Aufwands beteiligen sich alle großen Erdölkonzerne: vorneweg BP, zudem Shell, ExxonMobil und Total. Der Ölsand in Kanada enthält 175 Milliarden Barrel Öl. Weltweit gibt es keine größeren Vorkommen.

"Bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sagt BP, dass sie die Schäden und das Leid von Mensch und Natur begrenzen wollen. Gleichzeitig betreibt der Ölkonzern in Kanada eine Umweltzerstörung unglaublichen Ausmaßes. Angela Merkel muss Stephen Harper auffordern, diesen Wahnsinn zu beenden", fordert von Lieven.

Publikationen zum Thema
30.09.2009 PDF 213 KB Factsheet Ölsand
Zum Thema in www.greenpeace.de
05.05.2010 BP kehrt Ölkatastrophe unter den Teppich
03.05.2010 Ölkatastrophe in den USA weitet sich aus
29.04.2010 (dpa-Gespräch) Greenpeace: 20 000 Tonnen Öl gelangen jährlich in die Nordsee
25.07.2008 Kanada: Teersande verursachen unabsehbar großen Umweltschaden


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Quelle:
Presseerklärung, 08.05.2010
Herausgeber: Greenpeace e.V., Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2010