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ATOM/334: Uranabbau - Enorme Schäden für Mensch und Umwelt (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 25. Juni 2014
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Uranabbau: Enorme Schäden für Mensch und Umwelt

Fachtagung zu den Gesundheitsfolgen ionisierender Strahlung beim Uranbergbau



Die Ärzteorganisation IPPNW fordert den Uranbergbau weltweit zu beenden, die Minen still zu legen und massiv in die Renaturierung und Rehabilitation der strahlenverseuchten Landschaften zu investieren, um weitere gesundheitliche Schäden für die Bevölkerung abzuwenden. Mediziner, Wissenschaftler und Umweltexperten hatten sich vergangenes Wochenende auf Einladung der IPPNW, der Gesellschaft für Strahlenschutzund des Kirchlichen Umweltkreis Ronneburg mit den Folgen des Uranbergbaus in Deutschland befasst.

"Jedes Glied der Nuklearen Kette stellt für sich eine gesundheitliche Bedrohung dar - vom Uranbergbau über die industrielle Aufbereitung, den Transport radioaktiver Stoffe quer über den Globus, die unsichere zivile Nutzung, die menschenverachtende militärische Nutzung bis hin zum ungelösten Problem des Atommülls. Der einzig sichere Ort für Uran ist tief unter der Erde - dort sollten wir ihn auch lassen", erklärte Dr. Alex Rosen, Kinderarzt und Vorstandsmitglied der IPPNW.

Themen der Tagung im ehemaligen Bergbaugebiet in Ronneburg waren die gesundheitlichen Folgen des Uranbergaus für die Bergleute und Anwohner, deren Kampf um Anerkennung und Kompensation sowie die schwerwiegenden ökologischen Folgen der Uranindustrie. Auch strahlungsgeschädigte ehemalige Bergleute nahmen an der Tagung teil und berichteten über ihre individuellen Schicksale, die mangelnden Schutzmaßnahmen gegen radioaktive Strahlung und die Verdrängungstaktik der Berufsgenossenschaften in der Anerkennung von strahlenbedingten Berufskrankheiten.

Zwischen 1946 und 1990 baute die Firma Wismut im sächsischen Erzgebirge und im thüringischen Vogtland radioaktives Uranerz ab. Die Wismut wurde so zum größten Lieferanten von spaltbarem Material für das sowjetische Atomwaffenprogramm. Nach der Wende wurde der Uranbergbau auf Grund der hohen Gefährdung für die Bergarbeiter und Anwohner gestoppt und mit der Beseitigung der immensen Umweltschäden begonnen, die knapp 45 Jahre Raubbau in der Region hinterlassen hatte: Für mehr als 7 Millliarden Euro müssen seitdem strahlende Abfallhalden, radioaktive Schlacketeiche und einsturzgefährdete Minen gesichert und vor weiterer Erosion geschützt werden. Zusätzlich wurde durch den Bergbau gesundheitsschädigendes Radongas freigesetzt, das dauerhaft durch Lüftungsanlagen von bewohnten Gebieten fern gehalten werden muss. Die Aufbereitung des Grundwassers, das durch die Minen ständig kontaminiert wird, muss wohl noch viele Jahrhunderte fortgeführt werden. Rechnet man die sozialen, medizinischen und umwelttechnischen Kosten zusammen, war der Uranbergbau für die Region neben allem menschlichen Leid auch finanziell gesehen ein enormes Minusgeschäft, für das noch viele Generationen zahlen werden müssen.

In Deutschland wird zwar damit begonnen, die Hinterlassenschaften des düsteren Kapitels des Uranbergbaus aufzuarbeiten, doch in anderen Ländern, insbesondere in Afrika, wird weiter Uran geschürft. Gäste aus Südafrika, Australien und Niger berichteten auf der Tagung in Ronneburg über die derzeitige Situation des Uranbergbaus in ihren Ländern. In vielen Uranminen in Entwicklungsländern herrschen menschenverachtende Zustände, während die mit der Uranschürfung verbundenen Umweltkatastrophen konkrete gesundheitliche Auswirkungen auf die Lokalbevölkerung haben, deren Siedlungen zum Teil auf radioaktiven Abraumhalden errichtet wurden und die täglich mit den strahlenden Hinterlassenschaften des Uranbergbaus konfrontiert wird.


Weitere Informationen zur Nuklearen Kette unter:
www.nuclear-risks.org

Die IPPNW-Ausstellung der Gesundheits- und Umweltfolgen der "Nuklearen Kette" können Sie hier anschauen:
www.ippnw.de/atomenergie/hibakusha-weltweit.html

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. Juni 2014
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2014