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BILDUNG/441: Indonesien - Mangroven in Gefahr, Lehrer erziehen Schüler zu Naturschützern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Juli 2011

Indonesien: Mangroven in Gefahr - Lehrer erziehen Schüler zu Naturschützern

Von Kanis Dursin


Jakarta, 11. Juli (IPS) - Lehrer in Indonesien haben ein "grünes Netzwerk" gegründet, um ihre Schüler für den Umweltschutz zu sensibilisieren. Ihr dringendstes Anliegen ist der Erhalt der schwindenden Mangrovenwälder, die die Folgen des Klimawandels in dem südostasiatischen Land mildern können.

Die Initiative ging von etwa 30 Lehrern an Grund- und weiterführenden Schulen im Großraum der Hauptstadt Jakarta und in anderen Landesteilen aus. Auf einem Workshop, der im Juni von der 'Sampoerna School of Education' in Jakarta veranstaltet wurde, informierten sie sich darüber, wie Umwelterziehung in den Lehrplan integriert werden kann.

"Unsere Schüler sollen sich bewusst machen, wie wichtig Mangroven sind, wenn es darum geht, den Anstieg des Meeresspiegels zu begrenzen", sagte Ekowanto, der an einer Schule in der Provinz Banten unterrichtet. Er will 1.200 Kindern zeigen, wie man aus Samen Mangrovenbäume zieht.

Indonesien verfügt immerhin über rund ein Drittel der weltweiten Mangrovenwälder. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich diese wertvollen natürlichen Bestände in dem Inselstaat jedoch nahezu halbiert. Erstreckten sich die Wälder einst über eine Fläche von acht Millionen Hektar, machen sie inzwischen nur noch 4,5 Millionen Hektar aus, wie der Wissenschaftler Andreas Pramudianto von der Universität von Indonesien erklärte.


Mangroven verschwinden immer schneller

Experten führen die fortschreitende Zerstörung der Mangroven auf giftigen Haus- und Industriemüll, die Verschmutzung des Meerwassers, den Bau von Wohnhäusern und die Anlage von Fischzuchtbetrieben zurück. "Die Vernichtung der Mangrovenwälder wird sich voraussichtlich weiter beschleunigen. Daher müssen wir Bildungsprogramme und Workshops entwerfen, um die Leuten auf das Problem aufmerksam zu machen", sagte Pramudianto den Lehrern.

An Schulen in Wakatobi in der Provinz Südost-Sulawesi wird bereits seit 2005 Umweltunterricht angeboten. Von klein auf hätten die Schüler hier vieles über wie die natürlichen Ressourcen des Meeres einschließlich der Mangroven gelernt. "Das hängt auch damit zusammen, dass Wakatobi mehr Wasserflächen als Landgebiete hat", erklärte Pramudianto auf dem Workshop 'Mangroves 4 Life'.

In den nationalen Lehrplänen für staatliche Schulen spielt der Schutz der Mangroven bisher keine nennenswerte Rolle. Wie die Lehrer berichteten, diskutierten sie mit den Schülern allerdings häufig über Umweltprobleme wie Wald- und Artenschwund und den globalen Klimawandel. Viele Lehrer wüssten bislang selbst zu wenig über Mangroven, meinte Dewi Muthia von der islamischen Grundschule El Fauzien in Depok, West-Java.

Die Indonesisch-Lehrerin Siti Hawa A. Rachman aus Nord-Maluku hat für ihre Klassen gezielt Textbücher gesucht, in denen Mangrovenwälder vorkommen. Rachman möchte ihr Wissen nun auch an Kollegen in ihrer Stadt Ternate weitergeben und weitere Schulen zu ähnlichen Bildungsprojekten ermutigen. Schließlich gibt es in allen sieben Verwaltungsbezirken der Provinz im Nordosten des Landes ausgedehnte Mangrovenvorkommen.

Stien Matakupan von der 'Sampoerna School of Education' kündigte an, dass in diesem Jahr insgesamt drei Workshops zum Thema geplant seien. Zu dem nächsten Termin im August würden auch Teilnehmer aus Nachbarstaaten Indonesiens erwartet, sagte sie.

Die Lehrer sollten unter anderem dazu angeregt werden, mit ihren Schülern in Mangrovengebiete zu fahren, um sich am Ort ein Bild von der Lage zu machen, erklärte Rachman. Dies sei nicht schwierig, denn viele Schulen lägen in der Nähe solcher Wälder, die Vögeln und Fischen als Kinderstube dienten. Die Teilnehmer des Workshops in Jakarta lernten außerdem, wie sie aus Mangrovenfrüchten Saft, Sirup und Marmelade zubereiten können.


Wichtige CO2-Speicher

Einer gemeinsamen Studie der Zentrums für Internationale Waldforschung in Bogor, West-Java, und der US-Waldschutzbehörde zufolge ist die Bedeutung der Mangroven für den Klimaschutz erheblich. In den Küstenregionen am Indischen und Pazifischen Ozean speichern diese Pflanzen sogar noch mehr CO2 als bisher angenommen.

Ein Großteil des Kohlendioxids werde im Erdreich unterhalb der Mangroven gebunden, geht aus dem im April in dem Magazin 'Nature Geoscience' veröffentlichten Artikel hervor. Diese Gebiete machten lediglich 0,7 Prozent aller tropischen Wälder auf der Erde aus. Die Klimagase, die durch die Vernichtung der Mangroven freigesetzt werden, könnten sich nach Einschätzung der Experten auf zehn Prozent aller weltweit durch Waldschwund verursachten CO2-Emissionen summieren. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.sampoernafoundation.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=56392

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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2011