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BILDUNG/520: La buena vida - Film über ein Dorf in Kolumbien, das vom Kohleabbau bedroht wird (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 185 - April/Mai 2015
Die Berliner Umweltzeitung

"La buena vida - Das gute Leben"
Film über ein Dorf in Kolumbien, das vom Kohleabbau bedroht wird

Von Jochen Mühlbauer


Der außergewöhnlich gesellschaftskritische Film "La buena vida - Das gute Leben" des preisgekrönten Dokumentarfilmers Jens Schanze erzählt die Geschichte des kolumbianischen Dorfes Tamaquito, das vom Kohleabbau bedroht wird. Während in Deutschland neue Kohlekraftwerke mit kolumbianischer Kohle befeuert werden (Kolumbien war im Jahr 2011 erstmals Deutschlands größter Steinkohlelieferant), kämpft ein Dorf in Kolumbien vor dem Hintergrund des weltweiten Strebens nach Wachstum und Wohlstand um seine Existenz.

Jairo Fuentes, der junge Anführer der Dorfgemeinschaft von Tamaquito, lebt in den Wäldern im Norden Kolumbiens. Die Natur gibt den Menschen hier alles, was sie zum Leben brauchen. Seit Jahrhunderten gehen sie in den Bergen auf die Jagd, sammeln Früchte und halten Hühner, Schafe und Rinder.

Doch die Lebensgrundlage der Wayúu-Gemeinschaft wird durch den Kohleabbau in der Mine "El-Cerrejón" zerstört: Das gewaltige Loch, mit 700 Quadratkilometern (fast so groß wie Berlin) der größte Kohletagebau der Welt, frisst sich immer tiefer in die einst unberührte Landschaft. Die Steinkohle wird in alle Welt exportiert. In Deutschland, England und Israel, in den Niederlanden, der Türkei und den USA produzieren die Kohlekraftwerke damit den Strom, der das Leben in den Industriestaaten schnell, hell und warm macht.

Jairo Fuentes ist entschlossen, die gewaltsame Vertreibung seiner Gemeinschaft, wie sie auch andere kolumbianische Dörfer in der Vergangenheit erlebt haben, zu verhindern. Er beginnt jetzt Verhandlungen mit den Minenbetreibern, hinter denen mächtige Rohstoffkonzerne wie Glencore, Anglo Amercian und BHP Billiton stehen. Der Dialog mit den Konzernvertretern gestaltet sich jedoch schwierig. Die Konzerne versprechen den Dorfbewohnern die Segnungen des Fortschritts. Die Wayúu hingegen legen keinen Wert auf moderne Häuser mit Stromversorgung und ein so genanntes "besseres Leben". Sie beginnen den Kampf um ihr Leben in den Wäldern, die vielleicht schon morgen abgeholzt werden.

Der renommierte Dokumentarfilmemacher Jens Schanze, der für seine Werke schon zahlreiche Ehrungen wie den Adolf-Grimme-Preis oder den Bayerischen Filmpreis erhielt, hat bereits mit "Otzenrather Sprung" (2001) schon einmal eine Dorfumsiedlung, damals im rheinischen Braunkohlerevier, filmisch begleitet. Mit "La buena vida - Das gute Leben" zeichnet er nun das berührende Porträt einer indigenen Dorfgemeinschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, sich nicht alles gefallen zu lassen, was ihr der Kohlekonzern diktieren will.

Schanze verzichtet dabei auf jeglichen wertenden Kommentar oder Interviews. Er lässt vielmehr seine Bilder und seine Protagonisten sprechen. Dadurch werden die Szenen für den Betrachter eindringlich erlebbar und nachempfindbar. Und so ist "La buena vida - Das gute Leben" nicht nur das Dokument eines Betrugs - schließlich werden die Bewohner_innen von Tamaquito unter falschen Versprechungen aus ihrem Dorf fortgelockt -, sondern auch eine Verneigung vor einer starken Gemeinschaft, die sich um keinen Preis der Welt ihre Integrität abkaufen lässt. Die deutsch-schweizerische Koproduktion wurde mit dem Prädikat besonders wertvoll ausgezeichnet.

Dieser wirklich sehenswerte Film startet am 14. Mai in den deutschen Kinos. In Berlin wird "La buena vida - Das gute Leben" bei einer Veranstaltung des Bündnisses Kohleausstieg Berlin bereits am 27. April um 20 Uhr im Kino Babylon (Berlin-Mitte) gezeigt.


Weitere Informationen:
www.dasguteleben-film.de
www.camino-film.com
www.kohleausstieg-berlin.de

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Quelle:
DER RABE RALF
26. Jahrgang, Nr. 185, Seite 23
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2015

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