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BUCH/585: Zukunft ohne Öl - Lösungen für Verkehr, Wärme und Strom? (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 151 - August/September 09
Die Berliner Umweltzeitung

ZUKUNFT OHNE ÖL
Lösungen für Verkehr, Wärme und Strom?

Von Christoph Vinz


Schon der Titel des vorliegenden Buches lässt den Interessierten neugierig werden. Schließlich. wird eine Zukunft ohne Öl angekündigt und Lösungen für Verkehr, Wärme und Strom versprochen.

Die beiden Autoren, der eine habilitierter Verfahrenstechniker, der andere freier Journalist, setzen sich auf 135 Seiten mit denjenigen Problemen unserer Zeit auseinander, die von einer Majorität verantwortungsbewußter Bürger als absolut wichtig und drängend empfunden werden. Sie behandeln Fragen der Energie und ihrer sinnvollen Verwendung, sie beschäftigen sich mit den über nationale Grenzen weit hinausgehenden Verkehrsproblemen, insbesondere dem Individualverkehr, und sie erörtern Möglichkeiten der Substitution klassischer Treibstoffe. Immer wieder bemühen Raggam und Faißner die Statistik mit einer Vielzahl von Prozentangaben und untermauern ihre Thesen mit bunten grafischen Darstellungen. Es gibt eine für Laien kaum durchschaubare Menge mathematischer Berechnungen, und es fehlen nicht interessante Bilder von neuartig angetriebenen Pkw. Ihre Ausführungen fassen die Autoren in den einzelnen Kapiteln in optisch hervorgehobenen Quintessenzen zusammen. im Anhang erfährt der Leser - so er bis dahin durchgehalten hat - neben mathematischen Formeln auch die Möglichkeiten der Schwungradberechung für Antriebssysteme. Also all' das, was er schon immer wissen wollte.

Bei aller Wertschätzung für die Behandlung ungelöster globaler Probleme muss jedoch festgestellt werden, dass die wissenschaftliche Erörterung wichtiger Themen mit einer ideologischen Brille immer zu Realitätsverlusten führt. Wenn behauptet wird, dass der Konzern "MONSANTO über den Umweg der Kontamination die Weltherrschaft über die Nahrung übernehmen könnte", erinnert das fatal an Propagandatöne totalitärer Systeme. Es ist auch unseriös, ein Forschungsprojekt zur Abscheidung von CO2 als "Etikettenschwindel" und "Ressourcenverschwendung" vorauseilend zu stigmatisieren und gleichzeitig Horrorszenarien aufzubauen. Dies Verfahren, so die Autoren, führe zwangsläufg zur Sauerstoffknappheit auf Mutter Erde, und bereits in 45.000 Jahren wäre dann der "globale Atemstillstand" erreicht.

Auch beim Thema Individualverkehr werden Raggam und Faißner zum Opfer einer kruden Weltanschauung:

So behaupten sie, dass der Siegeszug des Verbrennungsmotors auf "gezielte Aktionen der Automobil- und Schwerölindustrie der USA" zurückzuführen sei. Und das offenbar schon "zu einer Zeit, als die Konzerne noch nicht diese absolute diktatorische Herrschaft über die Regierung angetreten haben wie heute."

Im Kapitel "Mobilität statt Verkehr - Der Mensch im Mittelpunkt" erfährt der erstaunte Leser, dass die berüchtigten Satellitenstädte ("Wohnghettos") eine Folge des Autoverkehrs sind. Lassen wir die Autoren selber sprechen: "Autobahnen und gut ausgebaute Straßen machen aus Menschen Pendler, die eine Vielzahl von Kilometern fressen, anstatt für adäquate Arbeitsplätze in der Wohnumgebung zu kämpfen". Kommentar überflüssig. Die Autoren sollten mal mit Pendlern aus Deutschland und Österreich diskutieren.

Wie heißt es am Ende des Vorworts? - "Das Buch möge den Leser zu einer allgemein gewinnbringenden Richtungsänderung verführen." Lassen wir abschließend die Autoren nochmals zu Wort kommen: "Auf der Basis wahrer und klarer Informationen ist jeder Einzelne aufgerufen, bei der Lösung der Probleme mitzuwirken." Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen, außer, dass auch über hundert Druckseiten ein dünnes Elaborat sein können.

Raggam, Faifiner
ZUKUNFT OHNE ÖL
Lösungen für Verkehr, Wärme und Strom
Leopold Stocker Verlag
Graz-Stuttgart 2008
135 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen
19,90 Euro
ISBN 978-3-7020-1201-4


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Quelle:
DER RABE RALF - 20. Jahrgang, Nr. 151, August/September 09, S. 27
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.grueneliga-berlin.de/raberalf

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2009