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FORSCHUNG/1017: Erster Leipziger Staubtag (idw)


Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V. - 28.02.2014

Erster Leipziger Staubtag



Leipzig. Zum ersten "Leipziger Staubtag" treffen sich am 6. März über 60 Forschende aus 18 Institutionen. Rund um das Thema Wüstenstaub wird in Deutschland in verschiedenen Fachbereichen und Instituten geforscht. Um die Vielfalt zusammen zubringen und neue Verbindungen zu knüpfen, hat das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) diese eintägige Veranstaltung organisiert. Im Vordergrund steht daher der gegenseitiger Austausch, um einen Überblick zu aktuellen Forschungsthemen und Fragestellungen aus den unterschiedlichen Disziplinen zu bekommen.

Foto: © Kerstin Schepanski/TROPOS

Dünenfeld in Nord-Mauritanien, aufgenommen während eines Forschungsfluges mit dem Britischen FAAM BAe146 Forschungsflugzeug am 9. April 2011 während der Fennec Campagne.
Foto: © Kerstin Schepanski/TROPOS

Staub spielt in den verschiedensten Fachgebieten wie z.B. Meteorologie, Klimaforschung, Geographie, Mineralogie und Bodenkunde eine wichtige Rolle. Entsprechend vielfältig ist das Programm, bei dem über 25 Vorträge und Posterpräsentationen ein breites Spektrum an Forschung vorstellen - von Feld- und Laborexperimenten über die Modellierung auf verschiedenen Raum- und Zeitskalen bis hin zur Satellitenfernerkundung. "Wir wollen mit dieser Veranstaltung ganz verschiedene Fachbereiche zusammenbringen und freuen uns sehr über das große Interesse, das weit über Leipzig hinausgeht", berichtet Dr. Kerstin Schepanski vom TROPOS, die die Idee zu der Tagung hatte. Dass Leipzig mit Instituten wie dem Leipziger Institut für Meteorologie der Universität Leipzig und dem TROPOS eine bekannte Adresse für Staubforschung ist, zeigen die Teilnehmerzahlen. Was ursprünglich als kleiner Workshop geplant war, wurde schnell zu einer internationalen Tagung mit Teilnehmern aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Großbritannien.

Foto: © NASA

Wüstenstaub aus Nordafrika hinaus geweht auf den Atlantik in Richtung Kanarische Inseln. Beobachtet von MODIS auf NASA's Terra Satellit am 17. Februar 2004.
Foto: © NASA

Pro Jahr gelangen etwa fünf Milliarden Tonnen Staubteilchen in die Atmosphäre. Diese Mineralstaubteilchen sind zwar winzig, haben aber große Auswirkungen auf die Erde. Denn sie beeinflussen die Strahlungseigenschaften, den Wasserkreislauf und die Chemie der Atmosphäre. Sie können zudem Bakterien transportieren, die Luftqualität und damit die menschliche Gesundheit genauso negativ beeinflussen wie das Transportwesen oder die Solarstromerzeugung. Oder als Mineraldünger für fruchtbares Land sorgen. Durch zunehmende Wüstenausbreitung in den Trockengebieten wird damit gerechnet, dass die Menge und die Wirkung des Mineralstaubes künftig noch weiter wachsen wird.

Im Gegensatz zu den Fortschritten, die in den letzten Jahrzehnten in der Klimaforschung gemacht worden, sind viele Fragen zu den Auswirkungen des Mineralstaubes immer noch offen. Das TROPOS führt deshalb seit einigen Jahren intensive Messungen durch, um die Eigenschaften von Mineralstaub und dessen Einfluss auf das Klima zu erforschen. Dazu fanden seitdem mehrere großangelegte Messkampagnen zur Untersuchung von Staub aus der Sahara statt. Diese Experimente fanden in Marokko (2006), auf den Kapverdischen Inseln (2008) und Barbados (2013) statt. Messungen im Rahmen des Projektes SALTRACE (Saharan Aerosol Long-range Transport and Aerosol Cloud Interaction Experiment) werden zur Zeit auf Barbados fortgesetzt. Seit 2007 laufen außerdem auf den Kapverdischen Inseln Langzeitmessungen zu Mineralstaub. Mitunter kann der Wüstenstaub selbst in Leipzig beobachtet werden, wenn die Lidargeräte bei ungewöhnlichen Wetterlagen Staub aus der Sahara registrieren.

Die Erforschung von Eigenschaften der Mineralstaubpartikel ist von Interesse, da diese ein besonderes Verhalten zeigen. Die Form von Staubpartikel weicht stark von allgemein angenommenen kugelförmigen Partikeln ab. "Die Auswirkungen der komplexen Form sind vielfältig. Zum einem ist es schwierig den Staubpartikeln aufgrund der Form eine definierte Größe zuzuweisen. Zum anderem wird Licht an Staubpartikeln stärker gestreut als im Vergleich zu vergleichbar großen kugelförmigen Partikeln", erläutert Dr. Thomas Müller. Dieser Effekt konnten bei den Großexperimenten SAMUM-I und SAMUM-II beobachtet werden, die Saharastaub genauer untersucht haben. Bei Feldexperimenten werden die Messungen immer wieder durch Beimischungen anderer Partikel wie z.B. Biomassenverbrennung beeinflusst. Daher finden detaillierte Untersuchungen zu den Eigenschaften von Staub auch in einem Labor des TROPOS statt, da im Labor unter genau definierten Bedingungen gearbeitet werden kann. Die eingesetzten Messtechniken sind dabei vergleichbar wie auch in Feldexperimenten um die Vergleichbarkeit dieser Studien zu sichern. Mithilfe von physikalischen Modellen zur Berechnung der Eigenschaften von Mineralstaub werden die Ergebnisse aus Labor- und Feldmessungen interpretiert. Die gewonnen Kenntnisse tragen wesentlich zu einem besseren Verständnis der Einflusses von Mineralstaub auf das Klima bei.

http://www.leibniz-gemeinschaft.de


Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
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http://idw-online.de/de/institution1606

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V., Tilo Arnhold, 28.02.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2014