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FORSCHUNG/1073: Futter für die Evolution (idw)


Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere - 06.08.2014

Bedecktsamige Pflanzen und Säugetierdung - Futter für die Evolution



Welche entscheidende Rolle die bedecktsamigen Pflanzen (Angiospermen) und Säugerdung in der Evolution spielten, zeigt eine neue Studie von Forschern des Zoologisches Forschungsmuseums Alexander Koenig - Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) in Bonn und des Natural History Museums London in den Proceedings of the Royal Society B. Basierend auf DNA Sequenzen rekonstruierten Dr. Dirk Ahrens und seine Kollegen, Dr. Julia Schwarzer und Prof. Alfried Vogler, den Stammbaum von Blatthornkäfern, zu denen auch Mai-, Dung-, und Hirschkäfer gehören. Mit Hilfe von Fossilien wurden die verschiedenen Entwicklungslinien datiert.

Die Dungkugel ist fast größer als der Käfer, der sich gerade kopfüber beim Rollen der Kugel befindet - Foto: © Dr. Dirk Ahrens, ZFMK, Bonn

Eine typische Art der Gattung Scarabaeus, die aus Dung Kugeln für die Ernährung der Larven herstellt
Foto: © Dr. Dirk Ahrens, ZFMK, Bonn

Die Evolution der vegetarischen Maikäfer, die mit weltweit ca. 25.000 Arten eine der artenreichsten Käfergruppen darstellen, folgte der Diversifizierung der Angiospermen fast unmittelbar ab der Mittleren Kreide. Diese Käfergruppe konnte sogar den Meteoriteneinschlag am Ende der Kreidezeit überleben, dem die Dinosaurier zum Opfer fielen. Pillendreher und andere Dungkäfer entstanden dagegen erst nach dem großen evolutiven Erfolg der Säuger, insbesondere nach dem Aufkommen der Paarhufer (Artiodactyla). Deren Evolution hing nun selbst wieder einerseits von den Angiospermen und andererseits von der Ausbreitung von Steppen und Savannen im Miozän ab. Die Hypothese, dass Dungkäfer bereits Dinosaurierkot fraßen, sehen die Forscher als unwahrscheinlich. Dass die Entwicklung der Vegetarier und Dungfresser unter den Blatthornkäfern mehrfach unabhängig erfolgte, zeigt auch, wie verlockend die neuen Ressourcen waren.

Käfer auf einem zerfressenen Blatt - Foto: © Dr. Dirk Ahrens, ZFMK, Bonn

Ein typischer Vertreter der Gattung Schizonycha, die zur Gruppe der Maikäfer gehört
Foto: © Dr. Dirk Ahrens, ZFMK, Bonn

Die Forscher rätseln aber heute noch, warum gerade die Maikäfer eine solche Artenvielfalt erreichen konnten, denn anders als die meisten pflanzenfressenden Insekten sind sie nicht auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert. Sie halten es aber für möglich, dass die 'Revolution' der Bodenstreuschicht, durch die hochproduktiven Bedecktsamer bedingt, in kurzer Zeit viel günstigere Bedingungen für die in der Erde lebenden Maikäferengerlinge bot.

Quelle: Ahrens D, Schwarzer J, Vogler AP. 2014 The evolution of scarab beetles tracks the sequential rise of angiosperms and mammals. Proc. R. Soc. B 20141470.
http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2014.1470

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news598701
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution150

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig,
Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, Sabine Heine, 06.08.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2014