Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

FORSCHUNG/1120: Deutschlands Biodiversitätsexperten verfolgen Verhandlungen zum Weltbiodiversitätsrat (idw)


Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung - 14.01.2015

Deutschlands Biodiversitätsexperten verfolgen politische Verhandlungen zum Weltbiodiversitätsrat



Dass der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) nicht nur für die Gesellschaft sondern auch die Forschungslandschaft selbst von Bedeutung ist, wird innerhalb der deutschen Wissenschaft offenbar immer mehr aufgegriffen. Bei der 3. Vollversammlung des vor zwei Jahren gegründeten wissenschaftlichen Beratungsgremiums zur globalen Naturschutzpolitik sind zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Biodiversitätsforschung vor Ort, auch weit über den Kreis der bereits aktiven Autoren im IPBES-Prozess hinaus. NeFo stellt die bereits beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Steckbriefen vor.

Quelle: Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung<

3. IPBES-Vollversammlung im World Conference Centre in Bonn
Quelle: Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung

"Dass sich Regierungsvertreter aus allen Winkeln der Welt die Mühe machen, nach Bonn zu kommen, um sich mit dem Thema der biologischen Vielfalt auseinanderzusetzen, finde ich phantastisch und ermutigend.", sagt Wolfgang Cramer, Professor für globale Ökologie am Mediterranen Institut für marine und terrestrische Biodiversität und Ökologie - IMBE im französischen Aix en Provence. "Die Bedeutung der Biodiversität für das menschliche Wohlergehen in das öffentliche Bewusstsein zu bringen, halte ich für eine der allerwichtigsten Aufgaben von IPBES."

Mit seiner eigenen Forschungsarbeit zu Lösungsansätzen eines der gravierendsten Probleme der Menschheit beitragen zu können, ist eines der Hauptmotive für Forschende, sich für die verschiedenen IPBES-Expertengruppen zur Verfügung zu stellen. Dies zeigen die NeFo-Steckbriefe, in denen sich einige der derzeit in IPBES aktiven deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorstellen.

Einen persönlichen Nutzen aus der vorwiegend ehrenamtlichen Tätigkeit sieht Agrarökologin Prof. Alexandra Klein von der Universität Freiburg auch in der Möglichkeit, auf Wissenslücken und weiteren Forschungsbedarf hinweisen zu können. Klein ist Leitautorin im ersten, bereits vor einem Jahr gestarteten, Bericht zu "Bestäubern, Bestäubung und Nahrungsmittelproduktion". Dieser soll den aktuellen Wissensstand über die Ursachen des massiven Sterbens von Honigbienen und anderen Bestäuberinsekten wie Wildbienen, Hummeln und Tagfaltern beleuchten und deren Bedeutung für die Nahrungsmittelproduktion darstellen. So hängt der Ertrag von 84 Prozent aller in Europa angebauten Kulturpflanzen direkt von Insektenbestäubung ab. Der errechnete ökonomische Wert dieser ökologischen Dienstleistung betrug im Jahr 2009 rund 350 Milliarden US-Dollar (Lautenbach et al. 2012).

Die Plattform böte außerdem eine exzellente Gelegenheit zur internationalen Vernetzung, betont der Insektenforscher Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ in Halle, der als koordinierender Leitautor ebenfalls zum "Bestäuberbericht" beiträgt.

"Spannend fand ich den interkulturellen Aspekt.", erzählt Dr. Christine Fürst vom Zentrum für Entwicklungsforschung - ZEF in Bonn im neuen NeFo-Video. Fürst ist an zwei regionalen- bzw. subregionalen Assessments zu Biodiversität und Ökosystemleistungen in Afrika und Zentralasien beteiligt. "Bei der Zusammenarbeit wurde klar, dass in vielen Regionen der Welt zentrale Begriffe oder Konzepte der Biodiversitätsforschung wie beispielsweise "Ökosystemdienstleistung", die für mich selbstverständlich sind, bisher kaum eine Rolle spielen."

23 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutscher Forschungseinrichtungen aus den verschiedensten Fachrichtungen arbeiten an den derzeit laufenden Assessments mit. Ausgewählt werden die Experten vom höchsten Expertengremium des Rates, dem Multidisciplinary Expert Panel aus Listen, die zuvor von den jeweiligen Staaten eingereicht wurden. In Deutschland erstellt diese das BMUB.


Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO) ist eine Kommunikationsplattform für Wissenschaftler und Anwender von Wissen zur biologischen Vielfalt. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Projektpartner sind das Museum für Naturkunde Berlin und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ.


weitere Informationen:

NeFo-Steckbriefe der deutschen IPBES-Experten
http://www.biodiversity.de/index.php/ipbes/nefo-aktivitaeten-zu-ipbes/ipbes-expertensteckbriefe

Mehr Informationen über die von IPBES bearbeiteten Themen (Arbeitsprogramm), deutsche Beteiligte, Auswahlverfahren und weitere Abläufe finden Sie auf der NeFo-Webseite.
http://biodiversity.de/index.php/ipbes/ueber-ipbes/meetings/3-plenum

NeFo-Video über die ersten Erfahrungen der aktiven IPBES-Experten
http://www.biodiversity.de/index.php/biodiversitaet/interview-videos

Aktuelle Zusammenfassung zum Zustand der biologischen Vielfalt und Trend des Verlustes finden Sie im Global Biodiversity Outlook 4 (GBO4) vom Oktober 2014 (dt. Kurzzusammenfassung des BMUB).
http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Naturschutz/global_biodiversity_outlook_4_bf.pdf

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news620523
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1521

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung, Sebastian Tilch, 14.01.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang