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FORSCHUNG/1152: "Best Paper Award" für Uranbergarbeiter-Studie (idw/BfS)


Bundesamt für Strahlenschutz - 18.03.2015

Fachzeitschrift kürt Uranbergarbeiter-Studie zum "besten wissenschaftlichen Beitrag" des Jahres


Forscher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) erhalten für ihre wissenschaftliche, publizistische Arbeit zu den gesundheitlichen Folgen des Uranbergbaus den Preis der Fachzeitschrift "Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (ASU) - Zeitschrift für medizinische Prävention". Die Juroren würdigen unter anderem "die Bedeutung für die Fachwelt" und die "Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse".

Mit dem Artikel ist es gelungen, die Studie über die Bergarbeiter des ehemaligen DDR-Uranbergbaubetriebs "Wismut" einem breiteren deutschen Fachpublikum bekannt zu machen. "Die Studie und ihre Ergebnisse sind von großer Bedeutung für den Strahlen- und Arbeitsschutz", sagt Dr. Michaela Kreuzer vom BfS. Kreuzer leitet die Studie und ist auch eine der Autorinnen des ausgezeichneten Artikels. Es sei heute umso wichtiger, sich vermehrt an Arbeits- und Umweltmediziner zu wenden, für die die Ergebnisse von großer Relevanz sind, so die Epidemiologin. In einem Überblicksartikel haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ergebnisse von rund 20 Jahren Forschungsarbeit zusammengefasst. Die Preisverleihung für den "ASU Best Paper Award" findet am 18. März in München statt.

Bedeutung der "Wismut-Studie"

Die so genannte "Wismut-Studie", die unter Federführung des BfS durchgeführt wird, ist weltweit die größte Untersuchung zu Strahlen- und Staubbelastungen im Uranbergbau. In ihr sind rund 60.000 Bergarbeiter erfasst. Die Untersuchung erstreckt sich über einen Zeitraum von 1946 bis heute. Die große und gut überprüfte Datenmenge ermöglicht weitreichende Erkenntnisse über die gesundheitlichen Folgen einer Strahlen- und Staubbelastung sowie deren gemeinsame Wirkung. Zu den Belastungen zählen vor allem das Einatmen von Radon, einem radioaktiven Edelgas, sowie Quarzfeinstaub. Die Erkenntnisse sind wichtig für den beruflichen Strahlenschutz. Für Arbeitsmediziner bilden sie eine wissenschaftliche Grundlage für Verfahren zur Anerkennung von Berufskrankheiten. Anhand der Studie lässt sich heute ein differenzierteres und mit Zahlen untermauertes Bild der strahlen- und staubbedingten Erkrankungen im Uranbergbau zeichnen als früher. Darüber hinaus sind die Ergebnisse auch zum verbesserten Schutz der allgemeinen Bevölkerung von Interesse, da Radon in bestimmten Gebieten auch in Wohnungen und öffentlichen Gebäuden in höheren Konzentrationen auftreten kann.

Ergebnisse der Studie

Bis 2008 sind laut Studie rund 3.500 Arbeiter an Lungenkrebs und fast 1.000 an Silikose, einer Lungenkrankheit, gestorben. Die Lungenkrebssterblichkeit ist damit doppelt so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. Diese Erhöhung ist vor allem auf Radon und seine Folgeprodukte, aber auch auf Quarzfeinstaub zurückzuführen. Die Effekte von Rauchen und Radon verstärken sich wechselseitig, d.h. beide Risiken multiplizieren sich eher, während sich die gemeinsamen Effekte von Radon und Quarzfeinstaub eher addieren. Erstmals traten anhand der groß angelegten Studie auch selten auftretende Krankheiten in den Fokus der Wissenschaftler. So gibt es Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Belastung durch Radon und Krebserkrankungen im Hals-Nasen-Rachenraum. Die Zahl dieser Krankheiten war bei Untersuchungen mit einer kleineren Datenmenge statistisch bislang nicht relevant. Mit zunehmendem Beobachtungszeitraum sind zudem noch wesentliche Erkenntnisse über Zusammenhänge von Strahlung und Staub bei deutlich niedrigeren Dosen als im Bergbau zu erwarten.

Informationen zum "Best Paper Award"

Der "Best Paper Award" wird einmal jährlich an die Autoren vergeben, die den besten wissenschaftlichen Beitrag der Fachzeitschrift "ASU - Zeitschrift für medizinische Prävention" verfasst haben. Die Jury, die sich aus drei Arbeitsmedizinern zusammensetzt, würdigt die Bedeutung für die Fachwelt, die Qualität des Studiendesigns, die Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse und die Größe der Studie.


Weitere Informationen:

Die Wismut-Studie auf der Internetseite des BfS:
http://www.bfs.de/de/bfs/forschung/projekte/wismut/wismut.html

Der Artikel ist erschienen in:
ASU - Zeitschrift für medizinische Prävention, Ausgabe 10/2014

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news627683

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution879

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesamt für Strahlenschutz, Ina Stelljes, 18.03.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2015

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