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FORSCHUNG/1160: Fruchtbare Böden für nachhaltige Entwicklung und im Kampf gegen den Klimawandel (IASS)


IASS - Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.

Pressemitteilung, 24. April 2015

Wir brauchen fruchtbare Böden für nachhaltige Entwicklung und im Kampf gegen den Klimawandel


Berlin, 23. April 2015. Mehr als 600 Teilnehmer aus 80 Ländern in aller Welt sind diese Woche aus Anlass der 3. Global Soil Week unter dem Motto "Soil. The Substance of Transformation" in Berlin zusammengekommen, um Wege zu einem nachhaltigen und verantwortungsbewussten Boden- und Landmanagement zu diskutieren und entwickeln. Das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) und Partner organisierten diese einzigartige internationale Multistakeholder-Plattform an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik im Internationalen Jahr des Bodens. In verschiedenen Dialogformaten bildeten Entscheidungsträger, Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, Fachleute aus der Praxis, Landwirte und Interessenvertreter aus der Zivilgesellschaft eine vielfältige Wissensplattform und trugen zu politischen Prozessen rund um Böden als Schlüssel-Ressource in den nachhaltigen Entwicklungszielen (engl. sustainable development goals - SDGs) bei. Die Teilnehmer diskutierten über Themenschwerpunkte wie Bodensanierung und nachhaltiges Boden- und Landmanagement. Im abschließenden Plenum am Mittwoch sagte IASS-Exekutivdirektor Klaus Töpfer: "Boden ist wirklich die Grundlage des Wandels. Wandel ist notwendig und es ist möglich ihn so umzusetzen, dass die Stimmen der Armen in die Entwicklung einbezogen werden." Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), einem der zahlreichen Partner der Global Soil Week, zog in seiner Rede die Schlussfolgerung: "Deutschland engagiert sich stark um sicherzustellen, dass die Menschheit nicht den Boden unter den Füßen verliert. Es wird seine G7-Präsidentschaft nutzen, um weitere Partner zu ermutigen, sich diesem Bestreben anzuschließen, denn eine Welt ohne Hunger ist kein ferner Traum. Sie wäre heute schon möglich."

Damit die aktuell diskutierten SDGs auch erreicht werden können, hat das IASS einen integrierten Ansatz für ihre Umsetzung auf nationaler und internationaler Ebene vorgeschlagen. Angesichts des Beschlusses über die SDGs bei den Vereinten Nationen im September und im Dezember der COP21 in Paris lauteten die wichtigsten Schlussfolgerungen der Global Soil Week 2015:

1. Nachhaltiges Boden- und Landmanagement trägt zu mehreren der vorgeschlagenen SDGs bei, etwa zur Ernährungssicherung, Landdegradationsneutralität und einer ehrgeizigen Klima- und Biodiversitätsagenda. Diese Agenden der SDGs und des Klimaschutzes, profitierten davon, wenn sie zusammen reflektiert und erarbeitet würden und der Beitrag von Böden einbezogen würde. Böden - und die Notwendigkeit ihres nachhaltigen Managements - spielen für eine Reihe der vorgeschlagenen SDGS eine bedeutende Rolle. Wenn wir unsere Böden nicht schützen und nachhaltig nutzen, werden wichtige Ökosystemdienstleistungen wie Ernährungssicherheit, nachhaltiger Umgang mit Süßwasser oder der Schutz der Ozeane nicht erreicht. Böden sind der größte terrestrische Kohlenstoffspeicher. Ein solides Bodenmanagement hat das Potenzial, den organischen Kohlenstoffgehalt des Bodens zu steigern und dadurch eine Anpassung an den Klimawandel und dessen Abschwächung zu erzielen sowie gleichzeitig die Produktivität zu steigern. Dies müsse auf dem Weg nach Paris sowie im Ergebnis der COP 21 anerkannt werden.

2. Der Fokus auf Böden sollte mit einem kohärenten Ansatz bei Umsetzung bei den SDGs einhergehen. Böden können durch Investition geschützt werden, mit einem ganzheitlichen Ansatz für nachhaltiges Bodenmanagement. In Bezug auf unsere Bodenressourcen laufen die SDGs Gefahr, nicht nachhaltig zu sein. Wir brauchen möglicherweise mehr Land, als wir haben, um die SDGs umzusetzen. Die Abwägung konkurrierender Anforderungen an Böden und die von ihnen abhängigen Bioressourcen ist ein notwendiger Schritt, um eine Kohärenz der Ziele zu erreichen.

3. Investitionen in die Bodensanierung haben diverse Vorteile, von Ernährungssicherheit bis hin zur Abschwächung des Klimawandels und die Anpassung daran. In einer Welt mit 9 Milliarden Menschen können wir es uns nicht leisten, noch mehr fruchtbaren Boden zu verlieren. Wir müssen Degradationsprozesse aufhalten. Die Degradation von Boden- und Landressourcen bedroht die Lebensgrundlagen und die Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen in vielen Teilen der Welt. Um nationale Ziele zur Ernährungssicherheit und die Ziele der Null-Hunger-Herausforderung zu erfüllen, ist die Sanierung degradierter Böden daher von zentraler Bedeutung. Maßnahmen zur Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit sind nicht nur für die Ernährungssicherheit wichtig, sondern sie steigern auch den organischen Kohlenstoffgehalt des Bodens. Politische Richtlinien zur Bodensanierung bieten deshalb eine großartige Möglichkeit, die Post-2015-Entwicklungsagenda und die Verhandlungen zu einem ehrgeizigen Klimaabkommen zu verbinden und gleichzeitig die Ernährungssicherheit durch die Wiederherstellung der Bodenqualität zu verbessern. Der neu eingerichtete Green Climate Fund könnte und sollte von Programmen, die den Boden betreffen, genutzt werden. Dadurch kann gezeigt werden, dass die Umsetzung dieser Programme sowohl zur Boden- als auch zur Klima-Agenda beiträgt.

4. Politische Maßnahmen zu Bodenschutz und Bodensanierung müssen sich auf einen Menschenrechtsrahmen stützen, der vor allem Landrechte für marginalisierte und verletzliche Gesellschaftsgruppen gewährt. Bodensanierung hat großes Potenzial. Wir müssen uns jedoch bewusst sein, dass Technologien für die Bodensanierung nicht neutral sind, besonders bei groß angelegten Sanierungsmaßnahmen. Solche Technologien könnten einige Gesellschaftsgruppen gegenüber anderen begünstigen oder sogar negative Auswirkungen für einige haben. Prinzipiell müssen Maßnahmen der Bodensanierung zu einer fortschreitenden Umsetzung des Rechts auf Nahrung beitragen.

5. Um das transformative Potenzial der Arbeit an den SDGs zur Geltung zu bringen, müssen wir auf nationaler Ebene Institutionen und Prozesse schaffen, die eine öffentliche Debatte zur Post-2015-Entwicklungsagenda zulassen. Bei der Umsetzung der SDGs müssen wir Prozesse und Institutionen auf nationaler Ebene etablieren, in allen Ländern und, falls relevant, auf regionaler Ebene, um Prioritäten zu setzen und potenziellen Konflikten zwischen den Zielen Rechnung zu tragen. Diese Prozesse werden uns auch helfen, negative externe Effekte innerhalb und außerhalb unserer eigenen Länder besser zu verstehen. Wir brauchen öffentliche Foren, die Debatten darüber zulassen, welche Art von Entwicklung wir uns für unsere Gesellschaft wünschen. Die Global Soil Week trug zum Beispiel zur Entwicklung der Soil Governance Conference in Brasilien bei, die zur Etablierung eines solchen Forums in Brasilien auf nationaler Ebene aufruft. Solche öffentlichen Foren haben auch eine besondere Bedeutung für die Überwachung, Überprüfung und Rechenschaftspflicht der Post-2015-Entwicklungsagenda.

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Quelle:
Pressemitteilung, 24.04.2015
IASS - Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.
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Internet: www.iass-potsdam.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. April 2015

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