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FORSCHUNG/1274: Internationale Konferenz "GEO BON" will Wissenslücken zur Artenvielfalt schließen (idw)


Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig - 28.06.2016

Internationale Konferenz "GEO BON" will Wissenslücken zur globalen Artenvielfalt schließen


Leipzig. Mehrere hundert internationale Experten für die Beobachtung der biologischen Vielfalt werden Anfang Juli in Leipzig beraten, wie die enormen Wissenslücken über die globale Biodiversität geschlossen werden können. Hintergrund: Die Unterzeichner der UN-Biodiversitäts-Konvention (CBD), darunter auch Deutschland, haben sich verpflichtet, den Verlust an Biodiversität bis 2020 zu stoppen und den Trend umzukehren. Ohne Daten lässt sich dieses international verbindliche Ziel nicht effizient umsetzen und erst recht nicht überprüfen.


Grafik: © GEO BON

GEO BON ("Group on Earth Observations - Biodiversity Observation Network") ist für die Daten zur biologischen Vielfalt innerhalb der globalen Erdbeobachtung GEOSS zuständig.
Grafik: © GEO BON

Initiiert wurde die erste Konferenz dieser Art durch GEO BON, einer internationalen Organisation, die sich um Monitoring und Zusammenführung von Daten der globalen Biodiversität kümmert. Das Sekretariat von GEO BON sitzt am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. Dass der Mensch die Erde verändert und diese Veränderungen zum Aussterben von Arten führen, ist unbestritten. Unklar ist jedoch das Ausmaß dieses Wandels. Gibt es tatsächlich ein globales "Sechstes Massensterben"? Im Vergleich zum Klimawandel ist beim Biodiversitätswandel die Datengrundlage erstaunlich dünn. Während zum Beispiel Vögel oder Wölfe in Deutschland akribisch erfasst werden, gibt es für andere Gruppen an Tierarten wie Amphibien kaum Daten. Wie gering das Wissen ist zeigt, dass jedes Jahr allein 18.000 neue Arten beschrieben werden. Während in Deutschland trotz föderaler Struktur mit unterschiedlichen Erhebungen zu Flora und Fauna relativ viele Daten erfasst werden, ist über den Zustand in anderen Erdregionen wie z.B. Ostafrika oder Südostasien nur wenig bekannt. "Wir wissen mehr über die Oberfläche des Mars als über die biologische Vielfalt an vielen Orten der Erde", sagt Prof. Henrique M. Pereira, Professor von iDiv und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie Vorsitzender von GEO BON.

Die Daten zum Zustand und der Entwicklung der Artenvielfalt sind aber wichtig, um Fehlentwicklungen korrigieren zu können: Welchen Einfluss haben Eingriffe in die Landschaft auf die Biodiversität? Erhöht zum Beispiel eine Flussrenaturierung die Artenvielfalt? Wie effizient sind Naturschutzmaßnahmen? Zum Beispiel: In der Vergangenheit zeigten teure Wiederansiedlungsprojekte häufig wenig Erfolg während sich einfache Jagdverbote als höchst wirksam erwiesen. Politiker und andere Entscheidungsträger sind daher auf zuverlässige Daten angewiesen. Auch Deutschland hat sich in UN-Biodiversitäts-Konvention (CBD) verpflichtet, den Verlust an Biodiversität bis 2020 aufzuhalten. Ob dieses international verbindliche Ziel tatsächlich umgesetzt wird, lässt sich nur mit einem wirksamen Monitoring überprüfen. In den letzten Monaten wurde daher - auch unter Mitwirkung der iDiv-Experten - ein Indikatorsystem entwickelt, das auf der Konferenz diskutiert und weiterentwickelt werden soll. Diese sogenannten EVBs (Essential Biodiversity Variables) sind Indikatoren für den Zustand der gesamten Biodiversität und ein zentrales Element auf dem Weg zum Erreichen der Aichi-Biodiversitätsziele bis 2020.

Treibende Kraft dabei ist GEO BON ("Group on Earth Observations - Biodiversity Observation Network"). Diese Organisation ist für die Daten zur biologischen Vielfalt innerhalb der globalen Erdbeobachtung GEOSS ("Global Earth Observation System of Systems") zuständig. Verwaltet wird die Organisation seit 2013 durch ein iDiv-Sekretariat, das von der Bundesrepublik finanziert wird. Zuvor war das Sekretariat in Pretoria angesiedelt und von Südafrika finanziert. Unterstützt wird GEO BON u. a. auch von seinen beiden Trägerorganisationen: dem internationalen Biodiversitätsprogramm Diversitas und der US-Weltraumagentur NASA. Um die Wissenslücken zu schließen, verfolgt GEO BON mehrere Strategien: Erstens sollen mehr Daten erhoben werden, vor allem in den Erdregionen, über deren Biodiversität wenig bekannt ist. Zweitens sollen solche Daten global zugänglich gemacht werden, die von lokalen und nationalen Behörden erhoben aber nicht veröffentlicht werden. Drittens sollen Daten und die Art ihrer Erhebung vereinheitlicht werden, um sie vergleichbar zu machen und zusammenzuführen. Ein Beispiel für die Zusammenführung von Daten aus unterschiedlichen Quellen wie Wissenschaftlern, Behörden und Ehrenamtlichen ist der "Lebendige Atlas - Natur Deutschland".

Volker Hahn/Tilo Arnhold


Konferenz:
GEO BON Open Science Conference & GEO BON All Hands Meeting
July 4-8, 2016 | Leipzig, Germany
http://conf2016.geobon.org/

Links:

Group on Earth Observations Biodiversity Observation Network (GEO BON)
http://geobon.org/
https://www.idiv.de/research/international_office_geo_bon.html
https://www.youtube.com/watch?v=kOEUdIkaXGI

Global Earth Observation System of Systems (GEOSS)
http://www.earthobservations.org/geoss.php

Aichy Ziele 2020
https://www.bfn.de/0304_2010ziel.html
https://www.cbd.int/sp/targets/

Weitere Informationen finden Sie unter
http://conf2016.geobon.org/

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news655261

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1813

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Halle-Jena-Leipzig, Tilo Arnhold, 28.06.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juli 2016

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