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FORSCHUNG/1305: ENHANCE - Internationales Projekt fördert Forschung für die Umwelt (idw)


Deutsches Museum - 13.10.2016

ENHANCE: Internationales Projekt fördert Forschung für die Umwelt


Klima, Umweltschutz, Lebensbedingungen - es gäbe viel zu verbessern auf unserem Planeten. ENHANCE - verbessern - steht auch für "Environmental Humanities for a Concerned Europe". Seit einem Jahr werden in diesem britisch-schwedisch-deutschen Gemeinschaftsprojekt Doktoranden aus dem Bereich Umwelt und Gesellschaft gefördert. "Es geht darum, welchen Beitrag die ökologischen Geisteswissenschaften zu den großen Fragen unserer Zeit leisten können", sagt Jeroen Oomen. Der Niederländer arbeitet vom Deutschen Museum aus an seiner ENHANCE-Dissertation über "Climate Engineering". Gemeinsam mit den Kollegen wird er zum Abschluss des Projektes ein Strategiepapier für die Europäische Union entwerfen.

"Das Deutsche Museum ist für sich ein inspirierender Ort", sagt Jeroen Oomen. Für seine Doktorarbeit zum Thema Climate Engineering - großräumige Eingriffe mit technischen Mitteln in geochemische Kreisläufe der Erde - ist allerdings die internationale Reputation des Hauses und die "Menge an Fachkenntnis, die hier versammelt ist" von noch größerem Nutzen. Seit einem Jahr steht der Schreibtisch des niederländischen Geisteswissenschaftlers nun auf der Museumsinsel in München.

Jeroen Oomen ist einer von vier ENHANCE-Doktoranden in der bayerischen Landeshauptstadt. Seine drei Forscher-Kollegen wurden im Rachel Carson Center untergebracht, einem vom Deutschen Museum gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität betriebenen Zentrum der Umweltwissenschaften. Außerdem sind die University of Leeds (GB) und das Environmental Humanities Lab at the KTH Royal Institute of Technology (Stockholm, Schweden) mit jeweils vier Doktoranden-Plätzen an dem Förderprogramm beteiligt.

Zunächst einmal "verbessert" ENHANCE die Arbeitsbedingungen für diese zwölf ausgewählten Wissenschaftler. Zur Förderung gehört neben der sachlichen Ausstattung mit Räumen und Gehalt auch ein großes Netzwerk von Partnern im öffentlichen Raum. In Deutschland zählen dazu unter anderem die Landeshauptstadt München, Green City und die Stiftung Bündnis Mensch und Tier. "Außerdem hilft mir natürlich auch die großartige Unterstützung durch die erfahrenen Mitarbeiter des Deutschen Museums und durch ihre Verbindungen in alle Welt", sagt Jeroen Oomen.

In seiner Dissertation hinterfragt der Niederländer die Entwicklung des Climate Engineering als Wissenschaft und als Technologie, um sie in den gesellschaftlichen Kontext einzuordnen. "Climate Engineering kann man in etwa als die Suche nach technischen Lösungen für die Probleme des menschengemachten Klimawandels beschreiben", sagt Oomen. "Ich untersuche, inwieweit diese Suche als Zeichen unserer Zeit zu sehen ist." Er selbst sieht sich dabei in der Rolle als Chronist und Deuter: "Deswegen ist die Unterscheidung der technischen Ausprägung an sich für mich nicht so wichtig." Ob man wie beim Carbon Capturing das Kohlendioxid in großen Speichern einlagert oder mittels Solar Radiation Management die Erderwärmung bremst, indem man den Einfluss der Sonneneinstrahlung auf andere Weise reduziert: "Wichtig ist allen, dass schon der Ausstoß von CO2 extrem gesenkt werden muss!" Das gehört bei jeder Form des Climate Engineering genauso dazu, wie der Grundgedanke, dass beide Technologie-Richtungen gemeinsam eingesetzt werden sollen.

Oomens bisherige Recherchen führen ihn zu ersten - vorläufigen - Schlüssen: "In diesem grundsätzlich hoch kontroversen Feld gibt es zwei Strömungen: Die eine Fraktion sieht in Climate Engineering die schlimmsten Auswüchse modernistischen Denkens, bei dem die Natur der Technologie unterworfen werden soll. Für die anderen gilt Climate Engineering als zwar riskanter aber lohnender letzter Ausweg im Kampf gegen den Klimawandel." Dabei hat der Niederländer festgestellt, dass das Gros der Forscher im Bereich des Climate Engineering keineswegs irgendeine Technologie als Allheilmittel für die gesellschaftlichen Probleme betrachtet. Gefragt sind vielmehr Entscheidungen, die Naturwissenschaft, Politik, Sozialwissenschaft und Industrie gemeinsam erarbeiten. "Von allem, was ich bisher gesehen habe, bietet sich Climate Engineering für eine übergreifende enge Zusammenarbeit zwischen Natur- und Sozialwissenschaften extrem gut an."

In den kommenden Jahren wird Jeroen Oomen weiter versuchen sämtliche technischen wie sozialwissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema im Auge zu behalten. Parallel dazu recherchiert er die Geschichte des Climate Engineering und plant Interviews mit Schlüsselfiguren aus dem Bereich, wie der SPP 1689-Gruppe der Deutschen Forschungsgesellschaft (Scientific Priority Programme on Climate Engineering) oder der Keith Group in Boston (USA).

Wenn das ENHANCE-Programm 2018 ausläuft steht neben den Dissertationen für die zwölf beteiligten Doktoranden zum Abschluss noch ein gemeinsames Strategiepapier für die Europäische Union auf der Agenda. "Wir müssen dann aus den doch sehr divergierenden Projekten ein allgemeingültiges Ergebnis filtern", sagt Oomen, "aber für genaue Inhalte ist es jetzt noch zu früh." Am Ende steht jedenfalls das Ziel, dass die Ideen der ENHANCE-Gruppe - ganz groß gedacht - die Politik und das Handeln der EU und damit der Gesellschaften in Europa beeinflussen und den Schutz der Umwelt verbessern.


Weitere Informationen finden Sie unter http://www.enhanceitn.eu
http://www.deutsches-museum.de/de/forschung/forschungsbereich-wtg/schwerpunkt-ii/cluster-1/enhance/?sword_list[]=enhance&no_cache=1
http://www.carsoncenter.uni-muenchen.de/study/enhance/index.html
http://www.kth.se/en/abe/inst/philhist/historia/ehl
http://www.leeds.ac.uk/arts/info/125128/environmental_humanities

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news660863

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1175

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Museum, Gerrit Faust, 13.10.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2016

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