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FORSCHUNG/1420: Archaische Bakterienriffe in pinkfarbener Salzlake (idw)


Georg-August-Universität Göttingen, Pressemitteilung Nr. 6/2018, 11.01.2018

Archaische Bakterienriffe in pinkfarbener Salzlake

Göttinger Geo- und Mikrobiologen auf Expedition im Indischen Ozean


(pug) Fünf Geo- und Mikrobiologen der Universität Göttingen sind mit Proben von kalkigen Lagunenschlämmen und Kalkriffen von einer vierwöchigen Expedition auf das Aldabra Atoll im Indischen Ozean zurückgekehrt. Die Analyse der Proben soll erstmals ein umfassendes Bild zu den mikrobiellen Gemeinschaften auf diesem Atoll liefern. Vor Ort sah das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Gernot Arp, Abteilung Geobiologie, auch die Auswirkungen des Klimawandels.


Blumenkohlartige Struktur mit rosa Flüssigkeit in Nahaufnahme - Foto: © Universität Göttingen

Kleine mikrobielle Kalkriffe (Stromatolithen) mit blumenkohlartigen Oberflächen in einem Salzwassertümpel auf Aldabra.
Foto: © Universität Göttingen

Aldabra liegt rund 420 Kilometer nördlich von Madagaskar und ist das zweitgrößte Atoll der Erde. Seit 1982 steht es als UNESCO-Weltnaturerbe unter Schutz, insbesondere wegen seiner 150.000 Riesenschildkröten. Es ist bis auf eine Forschungsstation der "Seychelles Islands Foundation (SIF)" unbewohnt. Ziel der Expedition waren kalkige Lagunenschlämme und mikrobielle Kalkriffe, sogenannte Stromatolithen, die heute in versteinerter Form als isotopengeochemisches Klima-Archiv genutzt werden. "Die Schlammproben sollen Aufschluss darüber geben, inwieweit mikrobielle Gemeinschaften bereits im oberflächennahen Sediment Umweltsignale verändern, welche die Rekonstruktion vergangener Klimaveränderungen erschweren", so Arp.


Flasche mit rosa gefärbtem Wasser, dahinter ein Tümpel mit rosa Wasser - Foto: © Universität Göttingen

Salzwassertümpel auf Aldabra mit durch Purpurbakterien rosa gefärbtem Bodenwasser.
Foto: © Universität Göttingen

Die Göttinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten an Tümpeln und in Lagunen Sedimentkerne entnehmen. Die Verbreitung der Kalkschlämme war jedoch weit geringer, als es das Forscherteam auf Basis bisheriger Publikationen und Fernerkundungsdaten vermutet hatte. Zudem sind viele Stromatolithen, die vor mehr als 40 Jahren von britischen Kollegen aus mehreren Tümpeln des Atolls beschrieben wurden, offenbar dem Klimawandel zum Opfer gefallen. Die zunehmende Trockenheit auf dem Atoll ließ zahlreiche Tümpel bis auf Restpfützen austrocknen, in denen sich die Riesenschildkröten tummeln und so die Wasserchemie verändern. Erst am Ende der Expedition fand das Göttinger Team einen geschichteten Salzwassertümpel mit rosafarbenem Bodenwasser und noch aktiv wachsenden Stromatolithen.

"Jede Probe und jeder Messwert von diesem entlegenen Atoll ist äußerst wertvoll", so Arp. "Die zahlreichen mikrobiologischen Proben sollen erstmals ein umfassendes Bild zu den mikrobiellen Gemeinschaften auf diesem Atoll liefern. Die umfangreichen chemischen Wasser-Analysen werden eine wichtige Basis für das Verständnis der sedimentologischen und ökologischen Veränderungen bilden."

Die Arbeiten in dem zum Teil schwierig zugänglichen Gelände wurden von der SIF unterstützt. Das Projekt ist Teil der DFG-Forschergruppe "Charon", die sich mit dem Überlieferungspotenzial und Verfälschungsmöglichkeiten von Paläoumweltsignalen in fossilen Karbonatgesteinen befasst.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=6031

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news687311
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution77

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Georg-August-Universität Göttingen, Romas Bielke, 11.01.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Januar 2018

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