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FINANZEN/192: In die Wiederherstellung und Erhaltung von Ökosystemen investieren (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 03.09.2009

Naturschutz ist Klimaschutz


Einer gestern veröffentlichten UN-Studie zum ökonomischen Wert der Arten und Lebensräume im Klimawandel zufolge können Investitionen in die Wiederherstellung und Erhaltung von Ökosystemen eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Stärkung der Widerstandsfähigkeit anfälliger Wirtschaftssysteme gegenüber Klimaschwankungen und -änderungen spielen.

Diesem Sachstandbericht zur Klimapolitik des globalen Projektes zur Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität ("The Economics of Ecosystems and Biodiversity" - TEEB) zufolge könnten beispielsweise allein durch eine 45-Milliarden-US-Dollar-Investition in Schutzgebiete naturbezogene Leistungen im Wert von fünf Billionen US-Dollar pro Jahr gesichert werden. Darin einbezogen sind sowohl die Wertschöpfung im Tourismus wie auch die kostenfreien Dienstleistungen der Natur wie sauberes Wasser, Böden und Luft. Dies ist mehr als die Umsätze der weltweiten Automobilproduktion, der Stahlproduktion und des IT-Dienstleistungssektors zusammen.

Der Sachstandsbericht weist ausdrücklich darauf hin, dass eine Finanzierungsvereinbarung für den Bereich Wälder auf der Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen in Kopenhagen eine hohe Priorität habe müsse. Denn schätzungsweise fünf Milliarden Tonnen bzw. 15 Prozent des weltweiten Ausstoßes von Kohlendioxid werden jährlich durch die Wäldern gebunden. Zudem stellen Wälder auch Leistungen wie etwa Trinkwasser, die Stabilisierung des Bodens, Nährstoffe für die Landwirtschaft, Möglichkeiten für Ökotourismus sowie Nahrung, Fasern und Brennstoffe bereit. Laut Aussage des TEEB-Berichts sollten die Regierungen schon jetzt beginnen, Ökosystemleistungen in ihre volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einbeziehen. Dafür soll das Handbuch der Vereinten Nationen zur integrierten umweltökonomischen Gesamtrechnung aus dem Jahr 2003 aktualisiert der Waldkohlenstoffs einbezogen werden.

Laut Studie kann es aufgrund der steigenden Temperaturen und der zunehmenden Versauerung der Meere bei atmosphärischen CO2-Konzentrationen von mehr als 350 ppm zu einer irreversiblen Schädigung der Korallenriffe kommen. Die Konzentrationen liegen bereits jetzt über diesem Grenzwert und steigen weiter an. Eine CO2-Konzentrationen von 450 ppm (etwa 16 Prozent über den aktuellen Werten) könnte innerhalb weniger Jahrzehnte zur vollständigen Vernichtung der Korallenriffe führen, die Ökosystemdienstleistungen in Milliardenhöhe pro Jahr liefern und gleichzeitig Schutz vor zunehmenden Sturmfluten und die Existenzgrundlage von einer halben Milliarde Menschen darstellen.

Der Leiter der TEEP-Studie Pavan Sukhdev, der von der Deutschen Bank für diese Aufgabe abgestellt wurde, sagte anlässlich der Veröffentlichung der Studie: "Die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend, und dasselbe gilt auch für die sozialen und die humanitären Folgen. Dies zeigt in aller Deutlichkeit, dass eine einfache Kosten-Nutzen-Analyse allein nicht ausreicht, um die ethischen Dimensionen internationaler klimapolitischer Entscheidungen jetzt und in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu erfassen; insbesondere im Hinblick auf ein Ökosystem, das sich an einem klimatischen Wendepunkt befindet."

TEEB wurde von Deutschland und der Europäischen Kommission auf Vorschlag der G8+5-Umweltminister in Potsdam 2007 initiiert zur Untersuchung des ökonomischen Werts der Verlust biologischen Vielfalt. Die Studie wird unter der Schirmherrschaft des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgeführt. 2010 soll die abschließende Studie präsentiert werden.

Anlässlich der Veröffentlichung Studie zum ökonomischen Wert der Arten und Lebensräume im Klimawandel hat der NABU eine konsequentere Politik zugunsten der Umwelt gefordert. "Natürliche Ökosysteme sind unser stärkster Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel. Naturschutz ist Klimaschutz und Klimaschutz ist Naturschutz. Werden diese Zusammenhänge endlich erkannt, kann die Weltwirtschaft zielgerichteter gegen den Klimawandel vorgehen und Milliarden sparen", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. [bv]

TEEB http://www.teebweb.org/
Pressemeldung BMU http://www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/44867.php
NABU http://www.nabu.de/

Weitere Informationen:
Georgina Langdale
TEEB Media and Communications, UNEP, Bonn
Tel: + 49 228 815 0572
Mobil: + 49 174 853 8070
E-Mail: georgina.langdale@unep-teeb.org


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 30/09, 03.09.2009
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 27.08.2009
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2009