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FORSCHUNG/525: Umstrittene Meeresdüngung gegen den Klimawandel erfolglos (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 26.03.2009

Umstrittene Meeresdüngung gegen den Klimawandel erfolglos


Deutsche Forscher des Forschungsschiffes Polarstarn hatten Anfang des Jahres unter Protest von Naturschützern Eisensulfat in den Südpazifik gekippt, um durch vermehrtes Algenwachstum CO2 zu binden. Die Ergebnisse des Experimentes zeigen nun, dass das umstrittene Verfahren vor allem dazu führt, dass Krebse sich schneller vermehren. Zu Beginn verlief das Experiment wie erwartet. Das Eisensulfat, welches das Treibhausgas CO2 binden sollte regte das schnelle Wachstum der Kleinalgen (Phytoplankton) an. Die Algen verdoppelten ihre Biomasse, innerhalb von zwei Wochen begannen allerdings die nur vier Millimeter großen Ruderfußkrebse im Algengarten zu wildern. Die stehen wiederum auf dem Speiseplan des garnelenähnlichen Flohkrebses und sorgten für noch mehr gefräßige Gesellschaft. Was die Wissenschaft als unerwarteten "Fraßdruck" bezeichnet, bedeutet für das Eisendüngungsexperiment: Die Algen kamen erst gar nicht dazu, ihren Dienst am Klima zu erweisen. Nach ihrem Forschungsausflug in den Südatlantik befindet sich die "Polarstern" nun auf Heimatkurs. Das Experiment stand von Anfang an in keinem guten Licht. Grund war ein im Rahmen der Konvention zum Schutz der Biodiversität 2008 in Bonn geschlossenes Moratorium zum Verbot der Eisendüngung und dem darauf basierenden Protest von Naturschützern. Aber auch zwei deutsche Minister gerieten sich in die Haare, Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) unterstützte das Vorhaben mit dem Namen "Lohafex", Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) argumentierte dagegen.

"Das Experiment hat gezeigt, dass Ökosysteme sehr unterschiedlich auf die Eisendüngung reagieren", sagt AWI-Direktorin Karin Lochte. Die Diskussion um einen großflächigen Einsatz der Eisendüngung werde komplizierter: "Einfache Rechnungen gehen bei der Meeresdüngung nicht auf." Vor der kommerziellen Nutzung der Düngung im Namen des Klimaschutzes hatten auch Umweltorganisationen vehement gewarnt: Sie fürchten eine Störung der empfindlichen Ökosysteme der Ozeane. [aka]


Alfred-Wegner-Institut - http://www.awi.de

EU-News vom 26.01.2009 [2] http://www.eu-koordination.de/index.php?page=88&vorlage=fuenfb&id=867

ETC Group http://www.etcgroup.org/en/materials/publications.html?pub_id=710

Index: Wasser, Klima


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 10/09, 26.03.2009
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 26.03.2009
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. März 2009