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FORSCHUNG/555: Neuartiges Freilandlabor für Bäume am von Thünen-Institut eingeweiht (idw)


Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei - 10.06.2009

Neuartiges Freilandlabor für Bäume am von Thünen-Institut in Eberswalde eingeweiht

Mit dem 'Drylab' lassen sich künftige klimatische Bedingungen simulieren


Am 9. Juni 2009 wurde in Eberswalde am Institut für Waldökologie und Waldinventuren des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) das neue Freiland-Trockenlabor "Drylab" eingeweiht - ein Experimentallabor, mit dem sich unter Freilandbedingungen untersuchen lässt, wie junge Waldbäume auf Trockenheit reagieren. Damit können die Wissenschaftler eine wichtige Auswirkung des Klimawandels - zunehmende Sommertrockenheit - simulieren.

Das Drylab ist eine Anlage von acht Bodensäulen mit jeweils 2 m² Oberfläche, die mit Bodensubstrat gefüllt und, isoliert vom umgebenden Boden, ebenerdig in das Freiland eingelassen sind. In jede Bodensäule können mehrere junge Bäume gepflanzt werden. Mithilfe eines verschiebbaren, lichtdurchlässigen Daches lassen sich kontrollierte Trockenheitsbedingungen herstellen. Unter der Erde verbirgt sich jede Menge HighTech: Feuchtigkeitssensoren messen an zahlreichen Punkten den Wassergehalt im Boden. In 64 Röhrchen können spezielle Kameras auf und ab fahen, um das Wurzelwachstum sichtbar zu machen. Besonders hiervon erhoffen die Wissenschaftler einen echten Erkenntniszuwachs, denn die Reaktion der Feinwurzeln auf Trockenheit ist bislang wenig erforscht.

Für den ersten Versuchsdurchgang wird das Drylab mit jungen Rotbuchen aus verschiedenen europäischen Regionen bestückt. Institutsleiter Prof. Dr. Andreas Bolte: "Die Rotbuche ist bei uns die wichtigste Baumart in naturnahen Wäldern und spielt für künftige Aufforstungen eine zentrale Rolle. Mit dem Versuch wollen wir testen, welche Buchenherkünfte am besten mit den Klimaverhältnissen der Zukunft zurechtkommen." Gerade junge Bäume hätten eine besondere Aussagekraft, da sie am schnellsten wüchsen, aber auch mit ihrem flachen Wurzelsystem am empfindlichsten seien. Der Versuch ist auf mehrere Jahre angelegt.

Mit der 200.000 Euro teuren Anlage lassen sich realitätsnahe Aussagen zur zukünftigen Gefährdung heutiger Wälder machen und Strategien zur Anpassung an die erwarteten Klimaänderungen entwickeln. Die Ergebnisse sind von zentralem Interesse für die deutsche Forstwirtschaft und für forstpolitische Entscheidungen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), zu dessen Ressortbereich das vTI gehört.

In seinem Grußwort zur Einweihung des Drylabs erinnerte der Präsident des vTI, Prof. Carsten Thoroe, an die Eröffnung des Instituts als Bundeseinrichtung nach der Wende vor knapp 20 Jahren. Der Wissenschaftsrat hatte seinerzeit den Eberswalder Forschungsstandort begutachtet und eine Weiterführung in der jetzt bestehenden Struktur (Landeseinrichtung, Fachhochschule und Bundesinstitut auf einem gemeinsamen Campus) empfohlen. "Die kollegiale Zusammenarbeit der Einrichtungen hat sich bewährt und Eberswalde zu einem wichtigen Standort der deutschen Waldforschung gemacht", so Thoroe. "Das neue Drylab bietet beste Voraussetzungen, um zukunftsweisende Fragen zu Wald, Klimawandel und Wasserhaushalt beantworten zu können."

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.vti.bund.de/de/institute/woi/forschung/versuchseinrichtungen.htm

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/image93383
Forstwissenschaftler Dr. Jürgen Müller begutachtet die jungen Bäume im neuen Drylab des vTI in Eberswalde

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news319795

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1208


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für
Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Dr. Michael Welling, 10.06.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2009