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FORSCHUNG/665: Glaziologe und Atmosphärenchemiker wird Ehrendoktor der Uni Lüneburg (idw)


Leuphana Universität Lüneburg - 30.06.2010

Eisforscher wird Ehrendoktor der Leuphana Universität Lüneburg


Luftverschmutzung gab es auf der nördlichen Erdhalbkugel schon im Zeitalter der Römer. Vor allem Blei und Kupfer gelangten durch die Schmelzöfen zur Metallherstellung in die Atmosphäre. Herausgefunden hat das der Glaziologe und Atmosphärenchemiker Prof. Dr. Claude Boutron mit seinen Untersuchungen von Schnee- und Eisbohrkernen. Der 63-jährige Franzose zählt zu den weltweit führenden Forschern wenn es darum geht, die Konzentration von Schwermetallen und anderen Spurenelementen in der Atmosphäre zu untersuchen. Für seine großen wissenschaftlichen Verdienste hat ihm die Leuphana Universität Lüneburg heute den Titel eines Ehrendoktors verliehen.

Boutron interessiert vor allem, welche Veränderungen der Mensch in der Zusammensetzung der Atmosphäre hervorgerufen hat. Dazu untersucht er Schnee- und Eisbohrkerne aus der Antarktis, Grönland oder den Alpen. Boutron hat dazu besondere Techniken entwickelt. Sie machen es möglich, in Luftproben aus den Bohrkernen kleinste Konzentrationen von Schwermetallen nachzuweisen. Die so gewonnenen Daten geben einen Einblick in die Entwicklung der Atmosphäre über große Zeiträume hinweg. Boutrons Forschungen konzentrieren sich vor allem auf drei Perioden: das römische Zeitalter, das Mittelalter und die Zeit nach der Industriellen Revolution, denn der Mensch hat zu diesen Zeiten in besonderer Weise die Zusammensetzung der Atmosphäre verändert. Das lässt sich mit der Betrachtung von Schwermetallen und anderen Spurenelementen nachweisen.

Boutron hat auch Belege für die Veränderung der Atmosphäre in jüngerer Zeit gefunden: So zeigen Untersuchungen des grönländischen Eises einen Anstieg der Bleikonzentration innerhalb der Atmosphäre zwischen den 1930er und 1960er Jahren. Während dieser Zeit wuchs die Konzentration des Schwermetalls auf beiden Erdhalbkugeln erheblich, weil vermehrt bleihaltige Kraftstoffe zum Einsatz kamen. Aber auch Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung können negative Effekte hervorrufen: Eine aktuelle Forschungsarbeit von Claude Boutron weist auf eine Verschmutzung der Atmosphäre mit Platin, Palladium und Rhodium hin. Auslöser für dieses Phänomen: PKW-Katalysatoren.

Die Verleihung des Ehrendoktor-Titels an Professor Boutron fand im Rahmen des diesjährigen dies academicus der Leuphana Universität Lüneburg statt. Der Tag bietet traditionell den Anlass, Leistungen renommierter externer Wissenschaftler mit der Verleihung eines Ehrendoktor-Titels zu würdigen. Außerdem werden an diesem Tag Lehrende der Leuphana mit Preisen für ihre innovativen Lehrveranstaltungen, Forschungs- und Transferleistungen ausgezeichnet. Auch ehrenamtliches Engagement von Studierenden wird durch die Verleihung von Preisen gewürdigt.


Zur Person

Claude Boutron wurde am 26. Juni 1947 in der französischen Stadt Gap geboren. Er ist Professor am Laboratory of Glaciology and Geophysics of the Environment (LGGE) an der Joseph Fourier Universität Grenoble und zählt heute weltweit zu den führenden Forschern auf den Gebieten Glaziologie und Atmosphärenchemie.

Boutron studierte Physik und Geophysik an der Joseph Fourier Universität in Grenoble, Frankreich, wo er auch promovierte und den Professorstatus erwarb. Seine akademische Laufbahn begann Claude Boutron 1969 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Atomenergiekommission in Fontenay aux Roses, Frankreich. Von 1970 bis 1988 widmete er sich neben der Forschung seiner Dozententätigkeit an der Joseph Fourier Universität in Grenoble, war in den Jahren 1981 und 1984/85 auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter am California Institute of Technology in den USA tätig. In den 1990er Jahren arbeitete Claude Boutron mehrmals als Gastprofessor an der Universität Ca?Foscari in Venedig, Italien, und an der Curtin University of Technology in Perth, Australien. In den vergangenen Jahren übernahm er immer wieder Gastprofessuren an der Universität in Ancona, Italien.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leuphana Universität Lüneburg, Henning Zuehlsdorff, 30.06.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2010