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FORSCHUNG/671: Nicht alle Bäume pflegen gute Nachbarschaft (aid)


aid-PresseInfo Nr. 28/10 vom 14. Juli 2010

Gleich und gleich verträgt sich schlecht

Nicht alle Bäume pflegen gute Nachbarschaft


(aid) - Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Das wusste schon Wilhelm Tell. Tatsächlich trifft dieses geflügelte Wort aber nicht nur auf wackere Schweizer zu, sondern auch auf Bäume. Das ergab ein US-amerikanisches Forschungsprojekt zur Biodiversität im Urwald von Costa Rica. Ergebnisse daraus wurden kürzlich in den renommierten Magazinen Nature und Science veröffentlicht.

Demnach gedeihen Baumschösslinge umso schlechter, je mehr Pflanzen derselben Art in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wachsen. Ein möglicher Grund für dieses so genannte negative Feedback ist, dass die jungen Pflanzen besonders unter Krankheiten und Parasiten im Boden leiden, die auch die Altpflanzen befallen. Ein anderer wäre, dass sie mit ihren Nachbarn um dieselben Nährstoffe konkurrieren. Dieses Prinzip hat unmittelbare Auswirkungen auf die Entwicklung der Biodiversität in einem Waldstück: Je unempfindlicher eine Pflanzenart gegenüber der Vergesellschaftung mit der gleichen Art ist, desto häufiger ist sie im Wald zu finden. Seltene Bäume reagieren also empfindlicher auf ihre Nachbarschaft als häufige.

Wissenschaftler der Universität von Wisconsin - Milwaukee konnten belegen, dass der Boden bei der Entstehung des negativen Feedbacks eine wesentliche Rolle spielt. Sie zogen Baumschösslinge im Gewächshaus in Erde heran, die entweder von derselben oder von anderen Spezies stammten. Alle Pflanzen wuchsen auf Erde, die aus der Nähe von gleichartigen Pflanzen stammte, schlechter, aber nicht alle fünf untersuchten Arten reagierten gleich stark. Die am wenigsten Empfindlichen waren auch in der Natur häufiger zu finden, als solche, die sehr empfindlich reagierten. Ergebnisse einer Langzeitbeobachtung aus dem costaricanischen Regenwald stützen diese Theorie. Weitere Untersuchungen sollen nun den genauen Mechanismus aufklären, der dem Nachbarschaftskrieg im Unterholz zugrunde liegt.

Dr. Margit Ritzka, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 28/10 vom 14. Juli 2010
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2010