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FORSCHUNG/740: Wissenschaftliche Holzsammlung des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (ForschungsReport)


ForschungsReport 1/2011
Ernährung · Landwirtschaft · Verbraucherschutz

Portrait
Johann Heinrich von Thünen-Institut
Die wissenschaftliche Holzsammlung des vTI

Von Gerald Koch


Das Institut für Holztechnologie und Holzbiologie am Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) betreut eine der weltweit größten Holzsammlungen (wissenschaftlich auch Xylothek genannt). Die Sammlung umfasst aktuell rund 30.000 Muster und 50.000 mikroskopische Präparate, die systematisch seit 1931 aufgenommen und erfasst werden. Neben der wissenschaftlichen Beschreibung anatomischer Strukturmerkmale einzelner Baumarten dienen die Muster als wichtiges Referenzmaterial für die Bestimmung von international gehandelten Hölzern.

Wissenschaftliche Holzsammlung am Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) - links: Autor Gerald Koch neben Regal mit Holzproben, rechts: Wie Bücher stehen die Holzproben aufgereiht in Regalen - © vTI Wissenschaftliche Holzsammlung am Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) - links: Autor Gerald Koch neben Regal mit Holzproben, rechts: Wie Bücher stehen die Holzproben aufgereiht in Regalen - © vTI

Wissenschaftliche Holzsammlung am Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI)
© vTI

Durch die Übernutzung von tropischen Holzarten, die seit langem gehandelt werden, und die expandierenden globalen Warenströme werden zunehmend neue bzw. noch unbekannte Holzarten, sogenannte "lesser known species", auf dem europäischen Markt eingeführt. Umso wichtiger wird es, die individuellen Arten und ihre Herkünfte genau und zweifelsfrei bestimmen zu können. Dies ist auch eine Voraussetzung, um Falschdeklarationen in den Handelsdokumenten und Zertifikaten (illegaler Holzeinschlag) erkennen und die Einfuhr bestandsbedrohter oder CITES[1]-geschützter Holzarten verhindern zu können.

Diese Maßnahmen werden um so wichtiger, da das Europäische Parlament im Juli 2010 eine neue Verordnung (sog. Sorgfaltspflicht-Regelung) verabschiedet hat, die ab 2013 verbindlich vorschreibt, Handelsnamen (botanische Art) und Herkunft der in die EU eingeführten Holzerzeugnisse eindeutig zu deklarieren.

Mikroskopischer Quer- und Längsschnitt (tangential) für die Bestimmung der Holzart Bangkirai (Shorea spp.) - links: die Struktur zeigt Linien und kleine helle Kreise; rechts: unterbrochene Linien und helle Mikroskopischer Quer- und Längsschnitt (tangential) für die Bestimmung der Holzart Bangkirai (Shorea spp.) - links: die Struktur zeigt Linien und kleine helle Kreise; rechts: unterbrochene Linien und helle

Mikroskopischer Quer- und Längsschnitt (tangential) für die Bestimmung der Holzart Bangkirai (Shorea spp.)
© vTI

Gefragte Experten

Allein im Jahr 2010 hat das vTI-Institut für Holztechnologie und Holzbiologie rund 400 Anfragen zur Bestimmung weltweit gehandelter Hölzer bearbeitet. Die Auftraggeber kommen in erster Linie aus dem Bereich des Holzhandels und der Warenkontrolle (Zoll und Naturschutzbehörden). Zunehmend fragt aber auch der "verunsicherte" Verbraucher selbst nach, ob es sich bei dem neu eingeführten Holz um eine geschützte oder bedrohte Baumart handelt. Für die Bestimmung der Hölzer werden mikroskopische Schnitte von den eingesandten Proben hergestellt. Unter dem Lichtmikroskop können die Hölzer anhand von ca. 100 anatomischen Strukturmerkmalen verglichen und bestimmt werden.


Statistik der wissenschaftlichen Holzsammlung an vTI
Anzahl der Sammlungsmuster:
30.000
Anzahl der Pflanzenfamilien:
245
Anzahl der Gattungen:
2.400
Anzahl der Arten:
12.000

Besonders umfangreich repräsentierte Pflanzenfamilien

• Boraginaceae
• Dichapetalaceae
• Dipterocarpaceae
• Ebenaceae
• Lauraceae
• Leguminosae
• Magnoliaceae
• Monimiaceae
• Myristicaceae
• Palmae (Rattan Gattungen)


Die mikroskopische Schnittsammlung mit den 50.000 Vergleichspräparaten von 12.000 belegten Arten stellt dafür eine weltweit einmalige Grundlage dar. Die mikroskopischen Strukturmerkmale der wichtigsten Handelshölzer (ca. 400 Arten) sind zudem in einem computergestützten Bestimmungsschlüssel (Datenbank Commercial Timbers/Handelshölzer) beschrieben und illustriert. Weiterhin hat das Institut ein Programm für die computergestützte Bestimmung und Beschreibung von CITES-geschützten Handelshölzern (CITESwoodID) entwickelt, das international im Artenschutz verwendet wird.

Titelbild (Cover) der computergestützten Datenbank CITESwoodID. Sie ermöglicht die Identifizierung von Handelshölzern, die unter die CITES-Verordnung fallen - neben dem Namen der Datenbank sind die deutsche Fahne, das BfN- und das vTI-Logo sowie zwei Kreise in Holzstruktur zu sehen - © vTI

Titelbild (Cover) der computergestützten Datenbank CITESwoodID. Sie ermöglicht
die Identifizierung von Handelshölzern, die unter die CITES-Verordnung fallen.
© vTI

Kontrolle des Herkunftsnachweises

Die genaue Bestimmung der Hölzer ist darüber hinaus eine unerlässliche Voraussetzung für die Kontrolle des Herkunftsnachweises, um das zunehmende Problem des illegalen Holzeinschlages einzugrenzen. Am vTI-Institut für Forstgenetik werden aktuell DNA-Barcoding-Verfahren (sog. Fingerprintings) für den Herkunftsnachweis der Hölzer entwickelt und erprobt. Dafür werden Holzproben aus der wissenschaftlichen Sammlung bereitgestellt.


PD Dr. habil. Gerald Koch, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Institut für Holztechnologie und Holzbiologie, Leuschnerstr. 91, 21031 Hamburg. E-Mail: gerald.koch[at]vti.bund.de

Besuchen Sie auch unsere Webseite: www.vti.bund.de/htb


Entnommen aus ForschungsReport 1/2011.
Diesen Artikel inclusive aller Abbildungen finden Sie im Internet im PDF-Format unter:
www.forschungsreport.de


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Quelle:
ForschungsReport Ernährung · Landwirtschaft · Verbraucherschutz
1/2011, Heft 43 - Seite 42-43
Herausgeber:
Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Schriftleitung & Redaktion: Dr. Michael Welling
Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten
c/o Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI)
Bundesallee 50, 38116 Braunschweig
Tel.: 0531/596-1016
E-Mail: michael.welling@vti.bund.de
Internet: www.forschungsreport.de, www.bmelv-forschung.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2011